Bayreuth: Rohrbruch in der Bahnhofstraße

Von Frank Schmälzle und Christophe Braun

Mehrere Haushalte sind ohne Wasser, der Verkehr ist eingeschränkt, die Deutsche Bank bleibt geschlossen: In der Nacht zum Mittwoch ist ein Wasserrohr in der Bahnhofstraße geplatzt.

 
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Update: Nach dem nächtlichen Rohrbruch ist am Mittag ein weiteres Rohr in unmittelbarer Nähe geplatzt. Außerdem leckt eine Gasleitung. Mehr gibt's in unserem aktuellen Artikel.

 

In der Nacht zum Mittwoch ist ein Wasserrohr in der Bahnhofstraße geplatzt. "Es handelt sich um eine Leitung, die vom Hochbehälter Hohe Warte Richtung Stadt geht", erklärt Günter Geist, Bereichsleiter Technik bei den Stadtwerken, am Mittwochmorgen. "Auf der Leitung ist hoher Druck. Entsprechend groß ist der Wasseraustritt bei einem Rohrbruch."

Eine Beobachtung, die Stadtbrandrat Ralph Herrmann teilt: Als seine Kollegen gegen Mitternacht vor Ort eingetroffen seien, habe die Bahnhofstraße buchstäblich unter Wasser gestanden, erklärt er.  Facebook-Nutzer haben Aufnahmen der Überschwemmung ins Netz gestellt:

"Der Wasseraustritt war enorm"

Die Bereitschaft der Stadtwerke war kurz nach Mitternacht vor Ort. Die Leitung - ein Rohr aus Asbestzement mit 30 Zentimetern Durchmesser, eingerichtet 1969 - sei gegen 1 Uhr abgeklemmt worden, erklärt Günter Geist. "Der Wasseraustritt war zu diesem Zeitpunkt natürlich schon enorm." In mehreren Häusern in der Bahnhofstraße seien Keller vollgelaufen. Betroffen ist unter anderem die Filiale der Deutsche Bank. Feuerwehrleute von der Ständigen Wache Bayreuth pumpten die Keller aus.

Am Mittwochmorgen sind mehrere Häuser in der Bahnhofstraße ohne Wasser. Betroffen sind laut Stadtwerke-Technikchef Geist die Hausnummern 1a, 4, 4b, 7 und 9. In der Karl-Schüller-Straße ist eine Notversorgungsstelle eingerichtet. "Wir gehen davon aus, dass die Wasserversorgung für die betroffenen Häuser bis Mittwochmittag wiederhergestellt ist", sagt Geist. Die Deutsche-Bank-Filiale wird am Mittwoch geschlossen bleiben.

Bauarbeiten bis Anfang kommender Woche

Mitarbeiter der Stadt haben noch in der Nacht mit den aufwändigen Reparaturarbeiten begonnen. Um die beschädigte Stelle des Rohrs zu finden, muss die Straßendecke zum Teil aufgerissen werden. "Bei so massiven Rohrbrüchen ist das für uns etwas einfacher, weil viel Material aufgeschwemmt wird", erklärt Günter Geist, "Wir mussten nur nachbaggern." Die Leitung ist mittlerweile freigelegt. In den nächsten Stunden soll sie herausgenommen und ersetzt werden.

Die Bahnhofstraße ist teilgesperrt, in beide Richtungen ist je nur eine Fahrbahn befahrbar. Die Arbeiten am beschädigten Rohr und der Straße werden voraussichtlich bis Anfang kommender Woche dauern.

Große Schäden bei der Deutschen Bank

Das Haus, in dem die Deutsche Bank ihre Filiale hat, ist eines der am stärksten betroffenen. Draußen liegen noch die Sandsäcke, der Gehsteig ist matschig und glitschig. Drinnen, im Vorraum der Filiale, hat sich an diesem Morgen schon jemand die Mühe gemacht, das Gröbste weg zu wischen. Die Spuren aber sind unübersehbar. Um 9 Uhr öffnet die Filiale, eine Mitarbeiter macht heute aber nur einen Flügel der Glastür auf.  Heute können Kunden nicht in die Filiale eingelassen werden, „wir haben hier ein Problem“, sagt die Mitarbeiterin. Was sich nicht aufschieben lässt, nimmt sie in der Vorhalle entgegen. Man hält Rücksprache mit der Zentrale der Bank. Dann ist klar: Heute bleibt die Deutsche Bank in Bayreuth geschlossen. Zumindest heute. „Wir prüfen den Schaden und nehmen ihn auf“, so lautet die offizielle Stellungnahme. „Wir sind bemüht, die Geschäftsstelle so schnell wie möglich wieder unseren Kunden zur Verfügung zu stellen.“ Wann das sein wird? Achselzucken.

Wasser im Aufzugschacht

Die Schäden sind immens. Am Nebeneingang schauen zwei Mitarbeiter der Firma Thyssen Aufzüge in ein schwarzes Loch. Sie haben die Aufzugstür aufbekommen. Unten im Aufzugsschacht steht das Wasser. Sie werden es absaugen müssen. Aber Im ersten Stock läuft alles wie immer. Denn Ilona Hauer, Arzthelferin in der Kardiologiepraxis Kreiselmeyer, hat vorgesorgt. „Wir hatten vor ein paar Jahren schon einmal einen Wasserausfall“, sagt sie. „Damals habe ich das Wasser kannisterweise von der Notversorgungsstelle an der Carl-Schüller-Straße in die Praxis geschleppt.“ Einmal reicht. Seither stehen in der Praxis Kanister mit Wasser. „Wir kommen klar“, sagt Ilona Hauer.

Ein Stockwerk drüber sagt der Allgemeinarzt Dr. Ulrich Danzer. „Ich habe heute früh, als ich in die Praxis kam, von dem Rohrbruch erfahren. Und ich habe kurz überlegt, ob wir heute schließen sollen.“ Danzer hat sich dagegen entschieden. Das Mittel gegen den Wasserrohrbruch steht auf einem Tisch der Praxishelferinnen. Ein Sechserpack mit großen Mineralwasserflaschen. Die werden gebraucht, denn n Danzer will auch an diesem besonderen Tag keine Abstriche bei der Hygiene machen. Händewaschen muss sein und genügend Desinfektionsspender sind vorhanden. Ob er sauer ist, dass kein Wasser aus dem Hahn kommt? „Das würde keinen Sinn machen. Aber wir sind irritiert und hoffen, dass der Schaden schnell behoben ist.“ An diesem Morgen hat ihm noch niemand gesagt, wann das Wasser wieder da ist.

"Was sollen die Stadtwerke machen?"

Draußen im Flur sitzt einer von Danzer Patienten. Der 72-jährige geht an einer Krücke. Sonst nimmt er den Fahrstuhl, aber der ist defekt. Für ihn ist der Weg zum Arzt im zweiten Stock eine Anstrengung. Geschimpft hat er beim Treppensteigen, aber einen Vorwurf macht er niemanden. „Was sollen die Stadtwerke machen? Das gesamte Wassernetzt auf Verdacht ausgraben und nachschauen?“ Geht nicht. Und trotzdem wundert er sich: Die Bahnhofstraße wurde doch erst vor kurzem aufgegraben. Warum ist das Rohr, das jetzt geplatzt ist, nicht aufgefallen? Die Rohrbrüche häufen sich. Vor ein paar Tagen an einer stark befahrenen Kreuzung an der Wieland-Wagner-Straße, jetzt die Bahnhofstraße. Dass es gerade Hauptverkehrsadern trifft, sei besonders bitter. Und teuer. „Mich würde es nicht wundern, wenn der Wasserpreis demnächst steigen würde.“
sagen sie, ist das noch gar nicht das Schlimmste. Den Technikraum im Keller des Gebäudes hat es erwischt.

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