Einige der Mitarbeiterinnen haben geweint, als sie erfahren haben, dass sie ihren langjährigen Arbeitsplatz verlieren werden. "Offenbar hat sich Kaufland überhaupt keine Gedanken gemacht, was aus den Beschäftigten werden soll", kritisiert Paul Lehmann. Es sei nichts investiert worden und plötzlich heißt es, dass die Umsätze nicht mehr stimmen.
Gewerkschaft will um Alternative zur Schließung kämpfen
"Unsere Priorität ist es, den Standort zu halten", sagt der Gewerkschaftssekretär. Sollte das nicht funktionieren, dann müsse mit der Stadt gesprochen werden, ob es nicht doch einen alternativen Platz mit genügend Fläche gibt, an denen sich eine neue Kaufland-Filiale niederlassen kann. Als letzte Möglichkeit sieht Lehmann den Sozialplan.
"Ich bitte die Bevölkerung darum, sich mit der Kaufland-Belegschaft zu solidarisieren und zu helfen, wo es geht", sagt der Verdi-Mitarbeiter. Einfach anderswo eine Stelle im Verkauf anzunehmen, sei für die Mitarbeiter nicht einfach und möglicherweise mit Einbußen verbunden.
Schramm sieht Steigerungspotenzial für den Umsatz
"Mir tut die Beschäftigten leid", sagt Oberbürgermeister Henry Schramm. "Es war zu spüren, dass sie sich mit Herzblut eingesetzt haben." Umso bedauerlicher sei es, dass Kaufland nun diese unternehmerische Entscheidung getroffen hat. Die Stadt habe versucht, dem Konzern darzulegen, warum ein Bleiben sinnvoll ist. In unmittelbarer Nähe auf dem Gelände der ehemaligen Spinnerei und des Güterbahnhofs entstehen in den kommenden Jahren das Grüne Zentrum, der Uni-Campus und neue Wohnungen.
"Wir haben ein großes Interesse daran, dass Kaufland in der Innenstadt bleibt", erklärt Henry Schramm. Trotzdem habe die Geschäftsleitung von Kaufland die Situation anders beurteilt, weil der Umsatz derzeit nicht gestimmt hat.
Eigentümer hat angeblich neue Interessenten
Bereits im November 2014 machten in Kulmbach Gerüchte die Runde, dass große Geschäfte das "Fritz" verlassen wollen. Angeblich habe sich Kaufland für den ehemaligen Hela-Baumarkt in der Lichtenfelser Straße interessiert. Dort eröffnete 2015 der Renovierungsdiscounter Tedox seine Kulmbacher Filiale. Kaufland verwies damals jedoch auf den bestehenden Mietvertrag und blieb dem "Fritz" treu.
Dass der Vertrag nun über den August 2019 hinaus noch verlängert wird, ist sehr unwahrscheinlich. "Fritz"-Eigentümervertreter Maarten Koorn zeigt sich trotz der schlechten Nachricht optimistisch. "Es gibt Möglichkeiten, auf der Fläche etwas Neues zu machen", sagt er. Mehrere Interessenten haben in Gesprächen signalisiert, dass sie sich vorstellen können, ins Center einzuziehen.
Kaufland-Fläche in kleinere Einheiten teilen
Das "Fritz" plane einen Umbau. Ein Lebensmittelhändler könne dort durchaus eine gute Zukunft haben. Auch ein Drogeriemarkt sowie Spielwaren- oder Bekleidungsgeschäfte seien vorstellbar. "Vielleicht war Kaufland auch nicht der geeignetste Mieter", sagt Maarten Koorn. Der Lebensmittelhändler verfolge ein Konzept, das sich auf der freien Fläche einfacher umsetzen lasse als in einem Einkaufszentrum.
Eine Idee, die das "Fritz" verwirklichen will, ist der Umbau der großen Kaufland-Fläche in mehrere kleine Einheiten. Wir verfolgen den Plan, eine Verbindung zwischen dem Parkhaus und dem Laden herzustellen", verrät Maarten Koorn. Bislang war die räumliche Situation ein bisschen unglücklich. Die Kaufland-Kunden mussten mit dem Einkaufswagen erst durch das Center und dann mit dem Aufzug ins Parkhaus, um zum Auto zu kommen. Das könnte ein Grund gewesen sein, warum die Umsätze für Kaufland nicht gestimmt haben.
"Fritz" will von Uni und Grünem Zentrum profitieren
"Wir haben uns da schon eine gute Lösung ausgedacht", sagt Koorn. Eine Rolltreppe soll künftig das Parkhaus mit seinen über 900 Stellplätzen direkt mit den Geschäften im Erdgeschoss verbinden. Das verbessere die Zugänglichkeit besonders mit Einkaufs- und Kinderwagen. Die Futura-Vermögensgesellschaft hat das angrenzende Grundstück mit Gebäuden an die Stadt verkauft. Dort entstehen Universität und das Grüne Zentrum. Von dieser positiven Entwicklung werde früher oder später auch das Einkaufszentrum profitieren. Maarten Koorn ist überzeugt davon. "Jetzt haben wir die Möglichkeit, es richtig gut zu machen."
Außerdem sei geplant, dass im September dieses Jahres Kreuzers Backhäusla im Einkaufszentrum auf einer größeren Fläche mit erweitertem Sortiment und Café-Bereich eröffnen wird. Im Oktober kommt darüber hinaus auf einer Fläche von rund 600 Quadratmetern ein neues Haushaltswarengeschäft ins "Fritz".