Konzern investiert kräftig in den Standort Alles neu bei ZF Bayreuth

Von Christina Holzinger
In Bayreuth produziert der Automobilzulieferer ZF Türschlosskomponenten, Getriebesteuerungseinheiten und Sensoren. Verantwortlich für die hohe Qualität der Produkte ist der stellvertretende Werksleiter Martin Leipold. Foto: red

Um wettbewerbsfähig bleiben zu können, investiert der Automobilzulieferer ZF kräftig in das Werk Bayreuth. Dort werden vor allem Getriebe- und Türschlosskomponenten hergestellt, die in nahezu alle gängigen Autos verbaut werden. Ein Blick hinter die sonst verschlossenen Werkstore.

 
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Wenn der Leiter der Qualitätssicherung und stellvertretende Werksleiter Martin Leipold von Fahrzeugkomponenten erzählt, die am Standort Bayreuth gefertigt werden, leuchten seine Augen: „Weltweit gesehen steckt in acht von zehn Autos von Volkswagen die Schließtechnik, die in Bayreuth gebaut wird.“ Dabei wird nicht das Türschloss selbst, sondern eine kleine elektronische Einheit direkt hinter dem Türschloss in Bayreuth gefertigt.

Teile aus Bayreuth in fast jedem Auto

Wenn Autofahrer ihren Schlüssel in das Türschloss stecken, registriert diese Einheit das und kann je nach Einstellungen das Schiebedach oder Fenster öffnen, Airbags aktivieren oder mit Sicherheitsassistenten kommunizieren.  Täglich produzieren die Mitarbeiter allein 40.000 Elektronikkomponenten für die Türschlösser von Volkswagen. „Egal ob es ein Türschloss von BMW, Mini Cooper, Rolls Royce oder auch ein Sicherheitsfahrzeug ist – das Türschloss kommt fast immer aus Bayreuth“, sagt Leipold. Zu finden ist das Bauteil in der Tür direkt hinter dem Schloss.

Auf Augenhöhe mit Konkurrenten

Auch die Sensoriken für die Getriebesteuerung für das Acht-Gang-Automatikgetriebe mehrerer Luxusautos werden künftig in Bayreuth produziert. Diese Sensoren erfassen die Getriebedrehzahl und mit dieser Information wird das Getriebe elektronisch so gesteuert, dass die Übergänge von einem zum anderen Gang optimal funktionieren – mit so wenig Sprit wie möglich. Mit diesem neuen Produkt will ZF sich Konkurrenten gegenüber wie Bosch oder Continental Marktanteile sichern.

Umstrukturierung des Werkes

Seit zwei Jahren wird das Werk in Bayreuth umstrukturiert. Neben Modulen von Türschlössern für Autos, die seit 1996 dort produziert werden, werden mehr Getriebesteuerungseinheiten und Sensoren gefertigt. Etwa 2000 Quadratmeter von 4800 Quadratmetern der Produktionsfläche werden dafür umgebaut. In den Umbau investiert der Konzern einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag.

„Eine so große Investition zeigt, welche große Bedeutung der Standort Bayreuth innerhalb des Konzerns hat“, sagt Leipold. Die Kernkompetenz des oberfränkischen Werkes liege in der Kunststoffverarbeitung und der Umkapselung von Elektronikbauteilen. „Mit diesem Schwerpunkt sind wir nicht nur einzigartig innerhalb des ZF-Konzerns, sondern heben uns auch deutlich von den Mitbewerbern ab.“

Einstellungen geplant

Derzeit sind im Werk etwa 170 Mitarbeiter überwiegend im Drei-Schicht-Betrieb tätig. Bis Mitte 2018 werden weitere Fertigungslinien für Getriebesensoren in Betrieb genommen und damit werden auch mehr Mitarbeiter gebraucht. Wegen des hohen Automatisierungsgrades arbeiten beispielsweise an einer für Volkswagen produzierenden Linie, die täglich bis zu 15.000 Teilen fertigt, nur zwei Mitarbeiter im Drei-Schicht-Betrieb

Doch nicht nur in neue Mitarbeiter, sondern auch in neue Maschinen und den Umbau der vorhandenen Hallen investiert der Automobilzulieferer. Derzeit werden an 14 verketteten Montageanlagen Produkte für Türschlösser und an einer Bauteile für Getriebesteuerungen gefertigt. Drei weitere Montageanlagen für die neuen Produkte wie etwa Getriebesteuerungen befinden sich im Aufbau.

Maschinen aus der Region

Die neuen Maschinen, die in Bayreuth zum Einsatz kommen, werden nicht nur vor Ort von den Mitarbeitern geplant, sondern auch von Firmen im direkten Umfeld gebaut. „Ein Teil unserer neuen Maschinen kommt aus der Region“, sagt Leipold.

Auch auf künftige Entwicklungen im Bereich Antriebstechnik und Fahrsicherheit hat sich das Werk in Bayreuth eingestellt. „Das Thema Elektromobilität wird uns in Bayreuth auch irgendwann betreffen, aber mit dem Umbau sind wir gut gerüstet“, sagt Leipold.

ZF in Bayreuth

1969 bezog Cherry Mikroschalter, ein Ableger der Cherry GmbH, das Werk in der Weiherstraße. Der Anlass für den Bau des Werkes in Wolfsbach 1986 war die Erschließung eines neuen Geschäftsfeldes: Zunächst wurden Türschlösser für den 3er BMW der Baureihe E46 gefertigt, danach folgte Rolls Royce. 2008 wurde Cherry vom Automobilzulieferer ZF übernommen. Seither ist das Werk in Bayreuth wichtigster Ansprechpartner im Bereich Kunststoffverarbeitung und Umkapselung von Elektronikbauteilen innerhalb des Konzerns. 

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