Neue Straße um die Stadt. Der große Wurf?
Flüsterasphalt und Radwege ausbauen, Ampelschaltungen optimieren und den Parksuchverkehr veringern, den Busverkehr verbessern und Verkehr auf die Hauptverkehrsstraßen leiten - wie es im Fall der Nürnberger Straße und der Universitätsstraße geschehen ist: Das sind die Instrumente, die die Verwaltung gegen den Straßenlärm hat. "Das ist ein Prozess", sagt Jäkl. Schritt für Schritt. Der ganz große Wurf ist damit allerdings nicht drin.Der, sagt Umweltreferent Tyll, müsste politisch gewollt sein. Nach wie vor ist im Flächennutzungsplan der Stadt eine Südtangente vorgesehen. Eine Straße, die von der Autobahnanschlusstelle Süd und die Universität über die Hohlmühle und den Studentenwald bis zur Bamberger Straße um die Stadt herum führt. Eine solche Straße, sagt Tyll, würde speziell den Lärm an der Bemberger Straße senken. Und - noch weiterreichend: Ein äußerer Straßenring um die Stadt herum würde, statt einer Verkehrsführung in die Innenstadt und Weiterverteilung über den Stadtkernring, könnte auch die Anwohner anderer Hauptverkehrsstraßen entlasten.
Pro und Contra Südtangente
Contra: Eine neue Straße rund um die Stadt, das ist von gestern, sagt die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, Sabine Steininger. "Moderne und zukunftsfähige Verkehrspolitik setzt auf Verkehrsreduzierung, -vermeidung und -entschleunigung." Bus, Bahn, Auto, Rad und zu Fuß gehen müüsten besser vernetzt werden. Stadttdessen gelte in Bayreuth offenbar immer der Grundsatz, mit zunehmendem Verkehr zu planen. Auch allein den Verkehrslärm zu sehen zeuge von fehlendem Bewusstsein für vernetztes Denken,mangelnder Berücksichtigung der Stadtentwicklung, des Klimawandels, des Umwelt- und Naturschutzes ärgert sich Steininger.
Einer Südtangente erteilt sie eine Absage: "Eines der letzten Frischluftgebiete Bayreuths würde erheblich reduziert, die Frischluftzufuhr für das Gebiet Röhrensee und das Stadtgebiet würde geschwächt oder unterbunden. Gleichzeitig würden Schadstoffe und Lärm in diese Gebiete transportiert." Ein äußerer Stadtkernring würde sich zudem negativ auf die Stadtentwicklung auswirken: Schon jetzt „kesseln“ Hohenzollern- und Wittelbacherring die Innenstadt laut Steininger ein, trennt die Albrecht-Dürer-Straße die Gebiete Hammerstadt und St. Georgen. Moderne Stadtentwicklung setzt auf kurze Wege und Durchgängigkeit. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Planung Glocke/Saas.
Was Steiniger vorschlägt gegen den Verkehrslärm sind verstärkte Geschwindigkeitskontrollen, keine neuen Parkplätze etwa rund um das Rathaus und die Parkplatzgebühren regelmäßig zu verteuern. Zugleich plädiert die Grünen-Chefin für den Ausbau des kostengünstigen Busfahrens für Kinder und Jugendliche, um sie zu einem anderen Mobilitätsverhalten zu erziehen. Bei Kanalsanierungen und anderen Straßenbauprojekten fordert sie: Engstellen einbauen.
Pro: CSU-Stadtrat Christian Wedlich ist für die Südtangente, die er Studentenwaldumfahrung nennt. "Da wartet ein Riesenareal darauf, erschlossen zu werden." Wenn es überhaupt so etwas wie ein Verkehrskonzept gebe, sei das in keiner Weise schlüssig. Wer Bayreuth von der Universität zur Bamberger Straße umfahre, stelle fest: Mal sind die Straßen zweispurig, mal einspurig in jede Fahrtrichtung. So könne keine Verkehrsentlastung entstehen. Bereits vor Jahren hatte er einen noch weitergehender Vorschlag gemacht: Einen Verkehrsring zwischen Heinersreuth, Eckersdorf und Mistelbach mit Anschluss an eine Südtangente. "Damit würden wir den Verkehr, der am einen Ende in die Stadt hineinfließt und am anderen Ende wieder herauswill, aus der Stadt raushalten." Ein solches Projekt könne nur in Kooperation mit dem Landkreis funktionieren. Sinnvoll sei es für beide Partner. "Bayreuth hat keine Gewerbe- und Wohnbauflächen mehr. Und die lassen sich nur vermarkten, wenn die Verkehrsinfrastruktur passt."