Zoff zwischen Jusos und Pronold Bayreuther Jusos fordern Entschuldigung von Bayerns SPD-Chef

Von Tobias Köpplinger
Die Jusos ärgern sich über den Bayerischen SPD-Chef Florian Pronold. Der wirft der SPD-Jugendorganisation vor, im Wahlkampf zu wenig getan zu haben. Symbolfoto: dpa Foto: red

In einem Interview wirft der bayerische SPD-Landesvorsitzende Florian Pronold den Jusos vor, jetzt die SPD zu kritisieren, aber im Wahlkampf nichts getan zu haben. Den Jusos in Bayreuth und Bayern stinkt das: Sie fordern eine Entschuldigung.

 
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Anna Tanzer ist sauer. Sie sagt, erst sei sie sprachlos gewesen. Dann wütend. Auf Florian Pronold, den bayerischen SPD-Landesvorsitzenden. Der hat in einem Interview mit der Mainpost gesagt: „Gerne hätte ich von den Jusos im Wahlkampf so viel gehört wie jetzt mit ihrer Kritik. Dann wäre unser Wahlergebnis sicher besser." Anna Tanzer sagt: „Das hat uns wirklich getroffen." Und das stinkt den Jusos. Den Bayreuthern und den Bayerischen.

Anna Tanzer ist bei den Jusos. Sie ist 16 Jahre alt und seit einer Woche die Juso-Vorsitzende in Bayreuth. Sie interssiert sich für Politik, sie engagiert sich, will mitmachen. Sie ist keine von diesen Politikverdrossenen, auf die die Alten immer schimpfen. Anna Tanzer ist eine die anpackt. Und Anna Tanzer sagt: „Genau deshalb haben wir uns im Wahlkampf engagiert. Das war uns wichtig, damit wir auch mitreden dürfen." Und jetzt sowas. Viele der Bayreuther Jusos sind noch Schüler. Die haben sich die Ferien ans Bein geschmiert, für den Wahlkampf, sagt Anna Tanzer. Weil sie morgens um fünf Wahlwerbung an Pendler verteilten, dann in Bussen wahlkämpften, an Infobuden standen und abends vor Diskotheken und Kinos für die SPD warben. „Und da haben wir Jusos nicht für eine große Koalition Wahlkampf gemacht." Pronolds Verbal-Watschn ärgert die Bayreuther Jusos. Und die Bayreuther SPD.

Tina Krause, die Vorsitzende der Stadt-SPD, sagt: „Die Fundamentalkritik war völlig unberechtigt." Die Jugendorganisation sei im Bayreuther Wahlkampf eine tragende Säule gewesen. „Ohne die Jusos hätte der Wahlkampf in Bayreuth nie mit der Freude und der Intensität stattgefunden." Krause sagt, die Nerven lägen völlig blank bei der SPD. Und: Pronold solle sich zurückhalten. Er holte bei der Bundestagswahl in seinem Wahlkreis Rottal-Inn 16 Prozent der Erststimmen. „Pronold ist keiner, der austeilen darf", sagt Krause. Und: „Da muss eine Entschuldigung her." Anna Tanzer sagt, ein paar Genossen fordern sogar eine offizielle Ausladung Pronolds für den nächsten Landeskongress der Jusos.

Auch Philipp Dees hat sich über die Aussagen Pronolds geärgert. „Sehr geärgert." Dees ist der Vorsitzende der Bayerischen Jusos. Er ist über das Interview gestolpert, weil er zu der  Arbeitsgruppe gehörte, die die Texte zum Juso-Bundeskongress auswertete. Der fand vergangenes Wochenende in Nürnberg statt und dort lehnte die Jugendorganisation der SPD den Koalitionsvertrag ab. Philipp Dees hofft, die Antwort sei nur ungeschickt formuliert gewesen. Das klingt politisch korrekt und Politiker ziehen sich manchmal auf solche Ausreden zurück, wenn eine Aussage plötzlich Wellen schlägt. Aber dann wird Dees deutlich: „Zumindest richtig stellen sollte er das. Und sich bei den Betroffenen entschuldigen". Dann sagt auch Dees: Ohne die Jusos wäre SPD-Wahlkampf kaum möglich.

Florian Pronold hat sich bis Montagabend nicht gemeldet. Der SPD-Landesvorsitzende reagierte weder auf Rückruf-Bitten in seinem Büro noch auf eine E-Mail-Anfrage.

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