Workshop mit Star-Trompeter Steuart

Von Moritz Kircher
Richard Carson Steuart hält für die Waischenfelder Blasmusiker einen Workshop. Foto: Ralf Münch Foto: red

Wenn ein Künstler wie Richard Carson Steuart den Raum betritt, dann richtet sich die Aufmerksamkeit automatisch auf ihn. Ob Landwirt oder Bauzeichner, älterer Herr oder junges Mädchen - der zigfach preisgekrönte Trompeter, der an der Hochschule für Musik in Würzburg lehrt, findet zu allen sofort eine Verbindung. Zum Spaß war er am Sonntagnachmittag nicht bei der Waischenfelder Blasmusik zu Gast. Sondern damit die Musiker etwas lernen. Spaß hatten sie trotzdem.

 
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Gleich das Instrument zur Hand nehmen und loslegen? Das ist nicht das Ding von Richard Carson Steuart. Der Kanadier, der schon lange in Deutschland lebt, spricht sehr gut Deutsch. Sein kanadischer Akzent ist markant. Er beginnt ganz vorne, in der Theorie. Er philosophiert über seine Kunst. „Musik ist keine Konkurrenz sondern Kooperation“, erzählt er den Teilnehmern des Workshops. Für den kräftigen Tubaspieler sei es „immer eine Versuchung, den ersten Trompeter mit seiner kleinen Tröte zu überdecken“, sagt er. „Aber das ist nicht Musik.“

Die Musik hat Steuart schnell erwachsen werden lassen

Mit 14 Jahren war Richard Carson Steuart bereits an einer kanadischen Musikhochschule. Nicht als Schüler, sondern als Lehrer. Das war Anfang der 1970er Jahre. Wie sich das anfühlt, als Kind Erwachsene zu unterrichten? „Ich war kein Kind mehr. Ich war nur 14“, sagt er im Gespräch mit dem Kurier. Seine vielen Auftritte, der Umgang mit dem Instrument, das habe ihn schnell erwachsen werden lassen. Kaum jemand habe mit ihm als Lehrer damals ein Problem gehabt.

Seine erste Trompete bekam er an seinem neunten Geburtstag von seinem Vater geschenkt. Ein Jahr später stand er auf der Bühne, spielte im Fernsehen. Ein Naturtalent, das hart an sich arbeitete. Und doch sagt er, dass Musik kein Sport sei, keine Konkurrenz. „Musik ist eine Möglichkeit für Menschen, mit ihren Gefühlen in Kontakt zu kommen.“

Blasmusik-Leiter Michael Lindner hat Steuart nach Waischenfeld gelotst

Zurück im Workshop: „Wie heißt du?“, fragt Steuart einen der Trompeter. „Ich bin der Josef“, sagt der. „Sepp, richtig?“ Der Trompeter lacht und nickt. Schon haben die beiden einen Draht zueinander. Nach 20 Minuten dürfen die Blasmusiker zu ihren Instrumenten greifen. Es wird Zeit. Schließlich ist für den Nachmittag noch ein Konzert in der Kirche angesetzt. Und bis dahin hat der Ausnahme-Blasmusiker, der über seinen Schüler und Leiter der Blasmusik, Michael Lindner, nach Waischenfeld gekommen ist, noch was vor.

Aber Steuart hat es immer noch nicht eilig. Musik, das ist für ihn keine Jagd nach Rekorden. Es gehe nicht darum, der Beste oder Schnellste zu sein. David Garrett, der als schnellster Geigenspieler der Welt im Guinessbuch der Rekorde steht, so etwas ist dem Kanadier zuwider. „Das ist alles Unfug“, sagt er im Gespräch. Unfug, der sich aber vermarkten lasse. Das ist nicht Steuarts Verständnis von Musik. „Musik muss die Seele befriedigen“, sagt er. „Musik, das bedeutet zuhören.“ Ganz wichtig: Die Musiker müssen einander zuhören.

Instrumente weg. Trockenübungen. Richtig atmen. Damit fängt Blasmusik an.

Selbst bei einem Profi beginnt der Unterricht mit einer Tonleiter. Steuart hört nicht einfach nur zu. „Wir haben hier viele Trompeten mit starken Männern dahinter“, sagt er. „Ich möchte mehr Balance und auch die Klarinetten hören.“ Viel gespielt haben die Musiker noch nicht, da macht ihr stets gut gelaunter Seminarleiter, der seine Schüler mit Charme statt mit Kommandos zum Schweigen und Zuhören bringt, schon wieder einen Ausflug in die Grundlagen.

Instrumente weg. Trockenübungen. Richtig atmen. Damit fängt Blasmusik an. Und wer richtig tief einatmen will, der muss der Lunge Platz geben. Sogar die Sitzposition, die Haltung der Schultern und Arme korrigiert Steuart bei den Musikanten im Workshop. Ein Perfektionist wie er schaut auch bei einer Blaskapelle von Hobbymusikern auf die kleinen Details. Dann klingt beim sechsten Versuch schon eine Tonleiter ganz anders, als beim ersten Mal.

Weitere Informationen zu Richard Carson Steuart gibt es auf seiner Homepage www.latrombamusic.com.