Herr Nierhoff, bleiben wir beim Laufen. Wie viele Kilometer legen Sie im Jahr zu Fuß zurück?
 
Wolfgang Nierhoff: Dadurch, dass ich jeden Termin zu Fuß mache und auch zur Nachhilfe laufe, komme im Jahr so auf 4000 bis 4500 Kilometer.
 
Was hat sich in Ihrem Leben seit Ihrem Sieg verändert?
 
Nierhoff: Ich nehme sehr viel positive Resonanz in der Bevölkerung wahr. Ich denke, es herrscht Aufbruchstimmung.
 
Wie wirkt sich die Pandemie in Ihrem Leben aus?
 
Nierhoff: Da kann ich gut mitreden, weil ich selbst zwei Wochen in Quarantäne war. Ich habe in dieser Zeit viel Heimarbeit gemacht und Sachen erledigt, die liegen geblieben sind.
 
Das Thema wird die erste Phase Ihrer Amtszeit beherrschen. Was bedeutet das für Sie?
 
Nierhoff: Es muss ein Krisenmanagement entwickelt werden. Die Stadt muss koordinieren und helfen. Es muss alles an einer Stelle zusammenlaufen. Die Tafel sollte bald wieder geöffnet werden. Notfalls müssen wir uns mit einem Zelt behelfen. Wir müssen schauen, wie es den heimischen Betrieben geht und sie größtmöglich unterstützen. Wir müssen auch überlegen, wie wir die Stadtratssitzungen organisieren, ob wir das mit Masken lösen. Eventuell kann man einen Livestream machen. Was die Mitarbeiter der Verwaltung betrifft, muss man darüber nachdenken, weitere Homeoffice-Arbeitsplätze einzurichten.
 
Sie sind Pädagoge, haben auch Philosophie und Theologie studiert. Jetzt leiten Sie eine Stadtverwaltung. Wie geht das?
 
Nierhoff: Ich sitze seit zwölf Jahren im Stadtrat und bin seit sechs Jahren Zweiter Bürgermeister. Dabei habe ich sehr gute Einblicke in die Abläufe und das Funktionieren der Stadtverwaltung erhalten..
 
Werden Sie Kurse besuchen, in denen Verwaltungswissen gepaukt wird?
 
Nierhoff: Ich werde sicher die ein oder andere Fortbildung besuchen. Eine Weiterbildung habe ich auch schon am Anfang der Legislaturperiode besucht. Wenn ich mir nicht vorstellen könnte in einer Verwaltung zu arbeiten, hätte ich mich nicht zur Wahl gestellt.
 
Gibt es eine Übergabe mit dem bis zum 30. April amtierenden Bürgermeister Uwe Raab?
 
Nierhoff: Ich hoffe, dass es eine Übergabe geben wird.
 
Die Stadt wird unter der Corona-Krise leiden, weil mit hoher Wahrscheinlichkeit Einnahmen wegbrechen werden. Wo werden Sie sparen?
 
Nierhoff: Ich lege großen Wert darauf, gemeinsam mit den Fraktionen und Gruppierungen ein Konzept zu erarbeiten, um herauszufinden, wo gespart werden kann. Oberstes Gebot muss sein, mit allen Stadträten nach der bestmöglichen Lösung zu suchen.
 
Wie soll es mit dem Ganzjahresbad Cabriosol weitergehen?
 
Nierhoff: Wir müssen überlegen, ob wir das Cabriosol bis zum Jahresende schließen. Ich appelliere an alle Pegnitzer, das Cabriosol zu besuchen und unterstützen, wenn es wieder offen ist. Es muss ein Werbekonzept erstellt werden, damit wir mehr Besucher haben, die von weiter her kommen. Selbst wenn wir das defizitäre Cabriosol dauerhaft schließen würden, müsste Geld dafür aufgewendet werden. Es müssen ja die Kredite für den Bau des Bades zurückgezahlt werden. Ich meine, eine Schließung ist keine Lösung.
 
Die Freien Wähler haben die hohen Personalkosten aufgrund der Stellenmehrungen kritisiert. Ist das Rathaus überbesetzt?
 
Nierhoff: Es ist nicht überbesetzt. Allerdings muss man überlegen, wie man bestimmtes Personal sinnvoller einsetzen kann. In der Stadtverwaltung gibt es viele gute Mitarbeiter. Wichtig ist, im Rathaus ein positives Klima zu schaffen.
 
Wer sollte Zweiter und Dritter Bürgermeister werden?
 
Nierhoff: Ich bin mit allen Parteien und Gruppierungen im Gespräch. Die Mehrheit des Stadtrates wird darüber entscheiden. Die Pegnitzer Gemeinschaft wird keinen Anspruch auf das Amt des Dritten Bürgermeisters stellen. Wir verzichten auch auf das Amt des Zweiten Bürgermeisters.
 
Was werden Sie zuerst anpacken?
 
Nierhoff: Den Umbau innerhalb der Stadtverwaltung. Ich werde eine Mitarbeiterversammlung einberufen und die Leute auf eine gute Zusammenarbeit einschwören. Außerdem will ich ein gutes Miteinander im Stadtrat, damit zum Wohle der Stadt gearbeitet werden kann.
 
Ihre Gruppierung, die PEG, hat nur fünf Stadtratsmandate. Wie wollen Sie da Mehrheiten für Ihre Politik organisieren?
 
Nierhoff: Bei vielen Entscheidungen wird nach dem Gewissen abgestimmt. Ich denke, man kann davon ausgehen, dass eine Mehrheit da ist. Ein Antrag sollte unterstützt werden, weil er gut ist. Die Zukunft ist Kommunalpolitik und nicht Parteipolitik.
 
Was wollen Sie in den sechs Jahren Ihrer Amtszeit erreichen?
 
Nierhoff: Für mich ist das Wichtigste, ein gutes, wertschätzendes Miteinander zu erreichen. Auch wenn man nicht einer Meinung ist, müssen sich die Stadträte wieder in die Augen schauen können. Die Zukunft von Pegnitz muss im Vordergrund stehen. Wirtschaftlich muss es gelingen, den ein oder anderen Betrieb nach Pegnitz zu holen, damit investiert wird, Arbeitsplätze geschaffen und die Steuereinnahmen erhöht werden.
 
Glauben Sie, dass Sie weiterhin diesen intensiven Bürgerkontakt halten können?
 
Nierhoff: Ich werde versuchen, mir die Zeit zu nehmen. Über die Kontakte zu den Menschen erhält man wertvolle Rückmeldungen.
 
Wie wird Ihr Umgang mit der Presse sein?
 
Nierhoff: Ich bemühe mich um ein gutes, konstruktives Miteinander und will sie größtmöglich mit einbinden, weil wir gegenseitig voneinander profitieren können.
 
Werden Sie im Stadtrat Bündnisse schmieden?
 
Nierhoff: Ich werde Sachpolitik betreiben. Aber es wird immer die ein oder andere Entscheidung geben, wo man sich mit anderen Fraktionen vorher unterhalten muss.