Für ukrainische Familien Wohnraum: Ein Haus für viele Flüchtlinge

Die einen streichen Wände, die anderen putzen Fenster oder Toiletten. Unzählige Helfer sind an dem alten Haus in der Adolf-von-Groß-Straße in Bayreuth am Werkeln. Noch vor Ostern sollen hier ukrainische Flüchtlingsfamilien einziehen. Der Caritas-Verband organisiert die Aktion.

 
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Viele Hände, schnelles Ende. Angelika Fischer vom Freiwilligenzentrum zitiert eine alte Volksweisheit. Und viele Hände sind hier tatsächlich am werkeln. Viele Freiwillige, die dem Anwesen in der Adolf von Groß-Straße wieder zu etwas Charme verhelfen wollen, sodass hier ein bis zwei ukrainische Flüchtlingsfamilien einziehen können. „Noch vor Ostern,“ sagt Bozena Schiepert, Geschäftsführerin des Caritas-Verbandes. Das Haus, das früher von einem Pfarrer bewohnt wurde, hat die Erzdiözese Bamberg dem Verband überlassen. „Das ist jetzt unser Baby.“

Planungen auf Eis gelegt

Eigentlich sollen hier – in zentraler Lage und in direkter Nachbarschaft zum Bahnhof – einmal Büros entstehen. Büros, in denen Betreuungsangebote der Caritas gemacht werden. Mit einem Lift will man von der Hinterseite des Hauses, von der Küche her, für Barrierefreiheit sorgen. Erste Planungen dafür gibt es bereits Doch das ist alles momentan Zukunftsmusik und auf Eis gelegt. Bozena Schiepert ist sichtlich stolz auf die vielen Freiwilligen, alles Mitarbeiter oder Ehrenamtliche der Caritas und aus dem Freiwilligenzentrum, die hier Wände streichen, Fenster, Böden und Toiletten putzen. Es geht momentan nicht darum, eine Generalsanierung einzuleiten, sondern mit möglichst einfachen Mitteln das Haus bewohnbar zu machen. „Jeder der hier hilft, setzt ein Zeichen der Solidarität“, sagt sie.

Kurier-Stiftung unterstützt

Und so verhallt der dringende Appell von Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, Wohnraum anzubieten, nicht ungehört. Das Gebäude ist ideal dafür geeignet, ein oder zwei Familien unterzubringen. Teilweise ist es sogar noch möbliert. Es gibt Schränke, Regale, sogar Betten, die – wenn man sie mit neuen Matratzen ausstattet – die sofort verwendet werden können. Die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ wird das, was notwendig ist, anschaffen.

Garten mit Apfelbäumen

Das Dachgeschoss ist ebenfalls ausgebaut und im ersten Stock gibt es eine Art Fremdenzimmer, das über ein eigenes Waschbecken verfügt. „Auch die Heizung funktioniert,“ sagt Bozena Schiepert. „Und hinter dem Haus gibt es noch einen großzügigen Garten mit Beeten, Apfelbäumen und einem kleinen Teich.“ Ein wunderbar geschützter Raum für Flüchtlingsfamilien mit Kindern.

„Ich weiß, was die Menschen jetzt brauchen“

In deren Lage kann sich Bozena Schiepert nur zu gut hineinversetzen. Sie selbst kam vor über 30 Jahren aus Polen nach Deutschland. 1989 war das, erinnert sie sich. Von Obertrubach über Lichtenfels führte sie ihr Weg nach Bayreuth. „Ich weiß genau, was diese Menschen jetzt brauchen,“ sagt sie. „Ich habe das alles miterlebt. Mein Kind war damals zweieinhalb Jahre alt.“ Und so will sie sich auch dafür engagieren, dass die Kinder der ukrainischen Flüchtlinge so schnell wie möglich in Kindergarten oder Schule gehen können, damit sie die Sprache lernen. „Die Trennung vom Zuhause bewältigen, das gelingt nicht bei den weinenden Müttern,“ sagt sie.

Viele Ideen und noch mehr Idealismus

Rund 20 Helfer sind es, die an diesem Samstagvormittag das Haus putzen. Mit vielen Ideen und noch mehr Idealismus. In einer Woche schon soll alles geschafft sein. Dann wird eingerichtet. Melanie Wirsieg und Julia Friedrich bemalen sich gegenseitig die Hände mit grünen Fingerfarben, damit sie ihre Abdrücke auf der frisch gestrichenen Wand im oberen Flur hinterlassen können. Als Willkommensgruß für die hoffentlich bald ankommenden Flüchtlinge, sagt Melanie Wirsieg. Grün, die Farbe der Hoffnung. Gelbe und blaue Fingerfarbe wird dann für die Kinder der Flüchtlinge bereitliegen. Auch sie sollen Spuren in dem Haus hinterlassen, das ihnen – und wenn auch nur auf Zeit – Heimat bieten will.

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