Wohin mit der Kunst?

Von Michael Weiser
Genießt einen guten Ruf als Museum für Grafik: Das Kunstmuseum Bayreuth, hier bei einer Ausstellung mit Arbeiten Max Ernsts. Foto: Archiv Foto: red

Kunst ist schön, macht bekanntlich aber auch Arbeit. Platz nimmt sie auch noch weg. Über drei Schenkungen an das Kunstmuseum berät am Mittwoch der Haupt- und Finanzausschuss. Nicht bei jedem Stadtrat herrscht ungetrübte Freude über die Gaben.

 
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Bewahren, zeigen, forschen. Innerhalb dieses Dreiecks bewegt sich die Arbeit eines Museums. Das Kunstmuseum Bayreuth hat viel zu zeigen und bekommt fast jedes Jahr neue Schätze hinzu. Was die Stadträte eigentlich quer durch die Bank begrüßen. „Wenn ich etwas reinbekomme, was mehr wert ist als es kostet, dann muss ich‘s nehmen“, sagt etwa Thomas Ebersberger von der CSU. Auch Stephan Müller von der BG ist grundsätzlich von den Schenkungen überzeugt.

Das Personal zum Forschen aber und die Räume für Kunst sind begrenzt. Erst im Sommer übernahm das Museum Schenkungen - angegebener Wert über 400 000 Euro -, nun kommen die nächsten Kunstwerke im Wert von weit über 100 000 Euro. „Meine Freude ist nicht ungetrübt“, sagt Iris Jahn von Junges Bayreuth (JB). „Ich freue mich über Kunst, wenn sie aber im Keller verstaubt und wir Folgelasten zu tragen haben, dann ist das vielleicht nicht so sinnvoll.“ Auch Thomas Bauske von der SPD rät zur Bedächtigkeit: „Das ist ein Problem: es gibt kein Magazin, überhaupt zu wenige Räume.“

Stefan Schlags von den Grünen ist bekannt für seine Skepsis ob solcher Geschenke. Bei der Annahme der Sammlung von Georg Jakob Best – eine Schenkung, die im Stadtrat heiß diskutiert wurde – gab er erst spät den Widerstand auf. Diesmal fragt er sich, warum der Kulturausschuss gar nicht gehört wird, nicht einmal in beratender Funktion. Zumal schon wieder eine Sitzung des Ausschusses abgesagt worden sei, mangels zu beratender Punkte. „Das ärgert mich dann schon.“

Zweifel an der Wichtigkeit

Zweifel hegt Schlags nicht, was die Schenkung des Vereins der Freunde des Kunstmuseums Bayreuth betrifft, fünf Zeichnungen von Hannsjörg Voth und sechs Fotografien von Ingrid Amslinger im Wert von 10 000 Euro. Nachdenklicher wird er, was die Konvolute von 300 Arbeiten Paul Eliasbergs und 110 Arbeiten des im vergangenen Jahr verstorbenen Armin Sandigs betrifft. „Die Arbeiten von Sandig kommen von einer Stiftung, die sich eigentlich selbst mit den Arbeiten beschäftigen sollte“, vermutet Schlags, man sollte doch nicht für eine Einrichtung in die Bresche springen, der die Mittel ausgegangen seien. „Wir sind eine wohlhabende Stiftung“, stellt da der Jurist Ekkehard Nümann als Sprecher der Stiftung klar. „Das Werk zu pflegen und zu verbreiten ist unser klarer Auftrag.“

Und die Qualität? Sandig zum Beispiel, langjähriger Präsident der freien Akademie der Künste in Hamburg, stammt aus Hof. Wo man ihn hoch einschätzt, als bedeutendsten Maler der Stadt nach Johann Christian Reinhardt. „Der ist eine richtige Nummer, der wird sicher seine Gültigkeit behaupten“, sagt Peter Nürmberger, bei der Stadt Hof für die Kultur zuständig.

Improvisieren für die Kunst

Wohl der Grund dafür, warum sich Bayreuths Kunstmuseumschefin Marina von Assel besonders bemüht zu haben scheint. „Es ist eine Freude, eine so sachkundige Person kennenzulernen, die so für die Kunst brennt“, sagt Ekkehard Nümann. Das Museum in Bayreuth sei mit seiner Spezialisierung auf Arbeiten auf Papier im übrigen optimal geeignet für eine Schenkung. Er betont im übrigen, dass man nur an Museen Geschenke verteilte, sonst aber verkaufe.

Das solcherart zum Spezialmuseum geadelte Kunstmuseum in Bayreuth improvisiert derweil. Von elf Ausstellungsräumen wurden drei mittlerweile in Depoträume umgewidmet. „Damit haben wir erst einmal ausreichend Platz“, sagt von Assel. Für die nächste Ausstellung mit Werken der Freien Gruppe (Vernissage am Sonntag) rücke man enger zusammen, was sich bei den ausgestellten Werken teilweise ohnehin empfehle.

Auf Dauer aber dürfe das nicht die Lösung sein, sagen Stadträte. Bauske zum Beispiel: „Entweder, wir bekennen uns zu unserem Kunstmuseum. Oder wir überlegen uns, wie wir in Zukunft mit so etwas umgehen.“

Bekennen? Das lässt Interpretationsspielraum. Für andere Konzepte für die Vermarktung etwa spricht sich Iris Jahn aus. Vor hochfliegenden Plänen warnt hingegen Stephan Müller. Andere Räume für die Kunst werde es kaum geben, selbst wenn sich an der Stadthallen-Baustelle die Lage aufgrund der großzügigen Zuschüsse die Lage entspannt habe. "Wir müssen die Finanzen schon im Auge behalten", sagt er.

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