Wirecard-Prozess Kronzeuge aus dem Hofer Land aus U-Haft entlassen

Oliver Bellenhaus (rechts), Mitangeklagter im Wirecard-Prozess, geht vor Beginn der Fortsetzung des Prozesses im Januar 2024 mit seinem Anwalt Nicolas Frühsorger an seinen Platz. Foto: picture alliance/dpa | Peter Kneffel

Nach mehr als dreieinhalb Jahren in Untersuchungshaft ist der Kronzeuge im Wirecard-Prozess auf freiem Fuß.

 
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Die vierte Strafkammer des Landgerichts München I hat den Haftbefehl gegen den bis 2020 in Dubai für Wirecard tätigen Manager Oliver Bellenhaus unter strengen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Das teilte ein Sprecher des Münchner Oberlandesgerichts mit, zuvor hatte der „Spiegel“ darüber berichtet.

Bellenhaus war im Sommer 2020 nach dem Kollaps des Dax-Konzerns nach Deutschland zurückgekehrt, um sich der Justiz zu stellen. Die Münchner Staatsanwaltschaft ließ ihn festnehmen. Bellenhaus stammt aus dem Hofer Land und hatte in den 1990er-Jahren in Hof eine Lehre zum Bankkaufmann absolviert.

Seit Dezember 2022 steht er gemeinsam mit dem früheren Wirecard-Vorstandschef Markus Braun und dem früheren Chefbuchhalter vor Gericht, letzterer war schon vor Prozessbeginn auf freien Fuß gekommen.

Die Anklage wirft den drei Managern vor, gemeinsam mit mehreren weiteren Komplizen in einer kriminellen Betrügerbande Scheingeschäfte in Milliardenhöhe erfunden zu haben. Bellenhaus hat eingeräumt, Verträge, Dokumente und Geschäftszahlen gefälscht zu haben. Dabei beschuldigte er auch Ex-Vorstandschef Braun.

Der freigelassene Bellenhaus muss nun unter anderem dem Gericht innerhalb einer Woche eine Meldebestätigung über einen Wohnsitz vorlegen und sämtliche Ausweisdokumente bei der Staatsanwaltschaft abgeben. Weiter hat die Kammer ihm verboten, Kontakt zu Mitangeklagten und potenziellen Zeugen aufzunehmen.

Damit verbleibt Braun als einziger der drei Angeklagten hinter Gittern, auch der Österreicher hat bereits dreieinhalb Jahre Untersuchungshaft hinter sich. Der einstige Börsenstar weist sämtliche Vorwürfe zurück, seine Anwälte werfen Bellenhaus Lügen vor. Brauns Verteidiger Alfred Dierlamm kritisierte die Freilassung des Kronzeugen ungewöhnlich scharf: „Ein schmutziger Deal hinter verschlossenen

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