Wilde Tiere im Wohnzimmer

Von Martin Kreklau
Erika und Peter Dörfler. Foto: red Foto: red

Wer bei Erika und Peter Dörfler in Eichleiten bei Weidenberg zu Gast ist, darf sich nicht wundern, wenn beim Frühstück in der Küche Rehe, Igel oder Hasen den Weg kreuzen. Das Ehepaar setzt sich seit fast vier Jahrzehnten für den Tierschutz ein – und erhielt dafür jetzt den Tierschutzpreis der Bayerischen Staatsregierung. Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf überreichte einen kleinen Pokal in Form einer Eule am Montag in der Münchner Residenz.

 
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Der Tag begann wenig feierlich. Um 5 Uhr früh klingelte das Telefon der Dörflers: „In der Nähe von Amberg wurde ein illegaler Tiertransport gestoppt, der unter anderem Chamäleons dabei hatte. Die mussten schnellstmöglich in die Reptilien-Auffangstation nach München gebracht werden“, sagt Erika Dörfler, also zufällig in die Richtung, in die die Dörflers ohnehin fahren mussten. Gemeinsam mit einem weiteren Tierschützer, der ebenfalls zu dem Empfang eingeladen war, rettete die 70-Jährige zuerst die Reptilien – und nahm im Anschluss ihren Preis entgegen.

Spezialgebiet sind Igel

Das Spezialgebiet von Peter und Erika Dörfler sind Igel. In der Scheune neben dem Wohnhaus haben sie eine kleine Auffangstation für schwache oder verletzte Tiere eingerichtet. Bis zu 30 Igel haben sich hier schon gleichzeitig getummelt. „Anfangs haben wir nur die Tiere versorgt, die zu uns gekommen sind. Doch als das bekannt wurde, haben auch immer mehr Menschen Igel bei uns abgegeben“, sagt Erika Dörfler. Bei 30 Gästen kann man schon einmal den Überblick verlieren. „Deshalb haben wir angefangen, die Tiere zu markieren, um sie unterscheiden zu können.“ Wenn die Igel wieder gesund sind, werden sie ausgewildert.

In 40 Jahren gab es viele Anekdoten und Geschichten. Eine ist Erika Dörfler besonders im Gedächtnis geblieben: „Als ich noch Schnee geräumt habe, lag einmal ein Reh vor dem Pflug und hat sich nicht wegbewegt. Ich habe es aufgehoben, gestützt, in eine nahe Wiese gebracht und bin dann los, um Hilfe zu holen“, berichtet die 70-Jährige. Drei Stunden habe das Reh brav gewartet, bis es schließlich abgeholt wurde. Der Tierarzt, der für die Dörflers immer Ansprechpartner Nummer eins ist, diagnostizierte neben einer Lungenentzündung eine unheilbare Stoffwechselkrankheit. Es war klar: Das Reh würde innerhalb weniger Monate sterben.

Regelmäßige Besuche vom Fuchs

Die beiden Tierschützer haben es dennoch aufgenommen. „Wir wollten ihm wenigstens noch einen schönen Lebensabend bescheren“, sagt Erika Dörfler. Das Reh hat auf einer Koppel gewohnt, durfte aber hin und wieder auch ins Haus. Neben Gras, Heu und Karotten gab es am Frühstückstisch auch die Medizin. Mittags leistete es Erika Dörfler bei der Gartenarbeit Gesellschaft. „Aber am liebsten hat es Fußball geschaut“, sagt Peter Dörfler und lacht. Doch die gute Pflege half nichts, das Reh starb nach sechs Monaten.

Die meisten Tiere verlassen die Dörflers aber mit neuer Kraft – wie etwa ein angefahrener Fuchs, den das Ehepaar aufgepäppelt hat. Das Tier hat die Familie noch lange, nachdem es ausgewildert worden war, regelmäßig besucht. Mit der Auszeichnung ist auch ein Preisgeld verbunden. Was Peter und Erika Dörfler damit machen wollen, steht fest: Es soll dem Tierschutz zugutekommen.

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