Wie sich Sportler und Organisatoren der Himmelkroner Heime auf den Inklusions-Triathlon vorbereiten Das Ziel: Thomas Müller schlagen

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Auf die Plätze, fertig, los. Die Himmelkroner sind bereit und freuen sich auf den Inklusions-Triathlon.Foto: Archiv/Ute Eschenbacher Foto: red

„Wenn die anderen rufen, mach langsamer oder mach schneller, hör ich einfach nicht drauf. Ich mach mein Ding“, sagt Jürgen Götz. Der Bewohner der Himmelkroner Heime nimmt am fünften Inklusions-Triathlon in Himmelkron teil.

 
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Die Sportler treffen sich am Sonntag, 21. August, um zu schwimmen, Rad zu fahren und zu laufen. Die Sportler, das sind Menschen mit und ohne Behinderung. Jürgen Götz ist einer von 25 Bewohnern der Himmelkroner Heime, die an den Start gehen werden. 2012 gewann der 26-Jährige den ersten Inklusions-Triathlon und er hofft, auch heuer wieder ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Er weiß aber, dass das nicht ganz so einfach wird. „Ich reiß keine großen Sprüche. Thomas Müller zu schlagen, ist sehr schwer. Aber ich werde es versuchen.“

Thomas Müller hat im vergangenen Jahr gewonnen. Er ist der Ehemann von Sandra Müller. Sie arbeitet als Heilerziehungspflegerin in den Himmelkroner Heimen und organisiert den Inklusions-Triathlon. „Jedes Jahr suche ich eine neue Strecke aus, damit es nicht langweilig wird.“ Die 48-Jährige denkt sportpädagogisch. Sie koordiniert darüber hinaus die Sportgruppen der Heime. „460 Bewohner, die mit Sport versorgt werden wollen. Ich muss schauen, dass immer ein Trainer da ist.“

Weder Spazierengehen noch Rentnergymnastik

Dabei geht es nicht nur um ein bisschen Spazierengehen oder um Rentnergymnastik. Ein Blick auf den Wochenplan: Montag Basketball, Mittwoch Tischtennis, Donnerstag Fußball sowie Sport- und Spielgruppe, Freitag Schwimmen und am Wochenende Mountainbiken. Trainiert wird abends nach der Arbeit in der Werkstatt.

Manche Bewohner bestreiten im Jahr 15 Wettkämpfe. Die Tischtennismannschaft spielt in der Bayernliga. Bei den Special Olympics, der größten Sportveranstaltung für Menschen mit geistiger Behinderung in Deutschland, gewannen Himmelkroner Athleten 2012 in München drei Goldmedaillen. Jürgen Götz gewann dabei die 100 Meter Freistil. Beim Inklusions-Triathlon geht es nicht nur um Zeiten und Medaillen. Die Strecke mit 100 Metern Schwimmen, 7800 Metern Radfahren und 1650 Metern Laufen soll auch Breitensportler ansprechen. „Im Grunde kann jeder teilnehmen. Im vergangenen Jahr waren Zehnjährige am Start. Für Leute, denen die Distanz zu weit ist, gibt es auch noch eine Kurzstrecke“, erläutert Sandra Müller.

Wie kam die Heilerziehungspflegerin auf die Idee, einen Triathlon zu organisieren? „Die Menschen hier wollen sportliche Abwechslung. Wir haben viele junge Leute zwischen 20 und 30 Jahren. Mit Nordic Walking locke ich keinen hinterm Ofen vor. Fünf Kilometer einfach nur laufen ist denen zu langweilig.“ Deshalb will sie den Menschen mit Handicap adäquate Sportarten anbieten.

Die Himmelkronerin leitet in erster Linie vier Wohngruppen in der Einrichtung. Derzeit verbringt sie aber viel Zeit damit, den Triathlon vorzubereiten. Es geht beispielsweise darum, Sponsoren zu akquirieren. „Jürgen Schulz aus Neuenmarkt spendet uns jedes Jahr Preise und der Behinderten- und Rehabilitationssportverband Bayern unterstützt uns finanziell. „Wir bekommen aber auch immer wieder Spenden von Privatpersonen.“

Beim Triathlon sind rund 40 Helfer im Einsatz

Rund 40 Helfer sind beim Triathlon im Einsatz. Auch ein Großteil der Klostergemeinde ist eingebunden. „Die Feuerwehr stellt Streckenposten, die Wasserwacht übernimmt die Aufsicht am Schwimmbecken, der Bauhof sperrt die Straßen“, erläutert Sebastian Laschka. Der Heilerziehungspfleger gehört zum Organisationsteam. Er leitet er die Fahrradwerkstatt der Heime. Dort stehen nicht nur die Bikes der Bewohner. Auch Himmelkroner geben ihr Fahrrad zu Sebastian Laschka. Er und seine Helfer bringen die Drahtesel wieder in Schuss. „Wir verlangen nur Geld für das Material. Spenden sind natürlich jederzeit willkommen.“

Den Triathlon veranstaltet federführend die Diakonie Neuendettelsau. Kooperationspartner sind das Bayerische Sozialministerium, die Wasserwacht und der TSV. Die Heimsportler sind alle Mitglieder beim Turn- und Sportverein und haben sich in den vergangenen Wochen optimal auf die drei Disziplinen vorbereitet. Darum soll es bei aller sportlichen Herausforderung auch gehen: „Behinderte und Nichtbehinderte begegnen sich auf Augenhöhe. Sie absolvieren die gleiche Strecke und kommen dadurch in Kontakt“, erläutert Sebastian Laschka. Sandra Müller weiß: „Unsere Bewohner sind neugierig und fragen sich: Wer kommt denn? Wie leben die da draußen ihren Sport?“

Mitmachen können sogar Landratten; sie bewältigen die 100 Meter im Wasser per Aquajogging. Ab 8.30 Uhr starten alle drei Minuten jeweils fünf Sportler Leute im Freibad. „Auf der Radstrecke sind natürlich Elektroräder tabu“, witzelt Sandra Müller.

Jeder Teilnehmer erhält eine Fahrradflasche. Aber für echte Sportskanonen ist das zweitrangig. Sandra Müller bringt es auf den Punkt: „Es gibt Menschen, die spurten. Es gibt Menschen, die walken. Das ist alles okay. Hauptsache ist, sie nehmen teil.“

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