Wie die Polizei die Auffahrt sichert

Von Manfred Scherer
Eine Ehreneskorte aus 15 Motorradpolizisten führte die Kolonne des schwedischen Köigspaares an.Fotograf Peter Kolb Foto: red

 Ein Großaufgebot der Polizei hat bei der Auffahrt der Premierengäste für einen zwar nicht ganz reibungsfreien, aber sicheren Ablauf dieses Bayreuther Feiertages gesorgt. Für die Frau eines Sängers wurde der Chef der Verkehrspolizei Günter Schönfelder zum Helden des Tages.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Schönfelder und seine Leute waren verantwortlich für den absoluten Auffahrtshöhepunkt: Die staufreie Durchfahrt des Schwedenkönigs. Carl Gustav und seine Königin Silvia wurden kurz nach 15.30 Uhr an ihrem Hotel in der Innenstadt abgeholt. Die Fahrt ging über den Ring, die Bahnhofstraße hinauf, über die Festspielkreuzung in die Siegried Wagner Allee. Vorneweg 15 Motorradpolizisten als Ehreneskorte.

Für die Majestäten wird freigemacht

Für die Majestäten wurden die Straßen freigemacht – das heißt: andere Straßen wurden gesperrt. An der Einmündung der Feustelstraße in die Bürgerreuther Straße stellte eine Polizeistreife ihren Dienstwagen quer. Ebenso auf dem Nordring, der ja östlich der Bürgerreuther Straße eigentlich Hofer Straße heißt. Dort bekam eine Frau und Inhaberin einer Premierenkarte, im Stau stehend, Panik: Sie stieg aus ihrem Wagen, geriet mit einem Polizisten in Streit und wollte kurzerhand unter Zurücklassen ihres Autos zu Fuß zum Festspielhaus. Ein anderer Polizist konnte sie überzeugen: „Es dauert nur zwei Minuten, gehen sie zu ihrem Wagen zurück!“

Kopfschütteln über das "Bedauern" der Festspiele

Nicht nur da mussten Polizisten als Prügelknaben herhalten: Viele Zaungäste verfielen in ungläubiges Kopfschütteln, als sie erfuhren, dass sie trotz des Sauwetters – während der Auffahrtstunden kübelte es wie aus Eimern – ihre Regenschirme nicht mit in den inneren Sicherheitsbereich mitnehmen durften. „Das war aber von vorne herein klar“, sagt Polizeisprecher Jürgen Stadter: „Gegenstände, die als Wurfgeschoss oder Schlaginstrument dienen können, sind an der Absperrung zum roten Teppich nicht erlaubt.“ Als sich an diesem Tag abzeichnete, dass die Auffahrt unter Regen ablaufen würde, warnte die Polizei über Twitter und Facebook die Bürger und empfahl Regencapes. Dass später die Festspiele per Twitter die Entscheidung der Polizei öffentlich „bedauerte“, sorgte bei einigen der Ordnungshüter für Kopfschütteln.

Auffahrt nur mit Sondererlaubnis

Etwa ein Viertel Jahr hatte die Polizei den Festspieleinsatz geplant. Seitdem es besonders unberechenbare IS-Attentäter gibt, stehen auch die Festspiele unter einer abstrakten Bedrohung, sagt Einsatzleiter Armin Schmelzer. Als man dann inoffiziell vom wahrscheinlichen Königsbesuch erfuhr, habe man die Anstrengungen für die Sicherheit angepasst und weiter verstärkt. Das bedeutet: Vorfeldaufklärung in Zusammenarbeit mit Landeskriminalamt, Bundeskriminalamt und Geheimdiensten, die wiederum mit ausländischen Sicherheitsbehörden zusammenarbeiten – für diesem Tag ganz besonders eng mit schwedischen Behörden. Stalker des schwedischen Königspaares sollten nach Möglichkeit von der Premiere ferngehalten werden. Zur Vorfeldaufklärung gehört auch, dass die Halter der Autos für eine Sondererlaubnis zur direkten Premierenauffahrt speziell überprüft werden. Erst nach dem Verfahren kann die Stadt in Absprache mit der Polizei die begehrten grünen Auffahrtsplaketten erteilen.

Ärger um die Regenschirme

Einsatzleiter Schmelzer sagt: „Leider wird die extremistische und gewaltbereit Szene immer größer.“ Dagegen habe man mehr Personal im Einsatz: Insgesamt rund 500 Beamte an verschiedenen Orten wie Festspielhaus, Neues Schloss, Hotels. Zivile Einsatzkräfte mischten sich unter die Besucher, Kriminalbeamte in Anzügen begleiten prominente Gäste seit jeher in die Premierenvorstellung. Und eine sichtbare Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen sei eben jene Zugangskontrolle zum inneren Sicherheitsbereich, über die mancher Regenschirmbesitzer sich verständlicherweise mokierte habe. Schmelzer betont: „Als es das Verbot für Regenschirme noch nicht gab, gab es ebenfalls Probleme. Der eine spannte den Schirm auf, der hinter ihm beschwerte sich, dass er nichts sah.“

Obelix und Chiko schnüffeln durch das Opernhaus

Einen wichtigen Sicherheitspart haben vierbeinige Polizisten: Die beiden Bombenhunde „Obelix“ und „Chiko“ sind darauf trainiert, jeden Strengstoff mit 99,9prozentiger Sicherheit aufzuspüren. Dabei lernen die Hunde, „einzufrieren“, wenn sie Sprengstoff riechen: Jede Bewegung könnte eine Bombe zum Explodieren bringen. Kai Dasbeck, der Hundeführer von „Obelix“, resümiert nach dem etwa dreiviertelstündigen Einsatz im Zuschauerraum, in den Toiletten und allen der Öffentlichkeit zugänglichen Räumen: „Unsere Hunde haben nichts angezeigt.“ Das heißt für die im Rückraum wartenden Spezialisten der Bombenentschärfungseinheit: Entspannung ist angesagt.

Ein Würstchen von der Klofrau

Dasbecks „Obelix“ kennt das Festspielhaus mittlerweile auswendig, gut 35 Mal hat er hier schon rumgeschnüffelt – vor jeder Generalprobe, vor jeder Premiere darf er rein. Sein Lieblingsplatz ist bei der Klofrau, dort kriegt „Obelix“ immer mal wieder ein Würstchen.

Die Frau im Stau kann es schaffen

Um Punkt 15.40 Uhr fährt die Ehreneskorte und die Königskolonne hinterher über die Festspielkreuzung. Die Frau im Stau auf der Hofer Straße kann es noch schaffen. Eine andere Frau in einem langen, schönen Kleid mit hohen Schuhen aber ist zehn Minuten vor Toreschluss um 16 Uhr in Gefahr. Sie hatte sich ein Taxi bestellt, das – für diesen Tag in Bayreuth kann man sagen: erwartbar – nicht kam. Zu spät bat sie Bekannte, sie zum Hügel zu fahren. Auf ihren hohen Schuhen kämpfte die Dame – die Frau eines Mitwirkenden – sich den Gehweg an der Siegfried Wagner Allee hinauf. An ihrem Tempo war zu sehen: Das könnte Tränen geben.

Da kam, fast wie in der Oper, ihr Held: Günter Schönfelder, im Streifenwagen auf dem Weg hinauf, ließ anhalten und fragte: „Wollen’s mitfahren?“ Sie wollte und sie hörte ihren Mann singen.

Bilder