Widerwärtigste Inhalte Bayerische Fahnder zerschlagen Kinderporno-Ring

Die Ermittler durchsuchten akribisch das Darknet. Foto: dpa/Nicolas Armer

Drei Plattformen sind nicht mehr erreichbar. Die Täter verbreiteten dort Bilder und Videos der widerwärtigsten Art.

 
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In Zusammenarbeit mit Ermittlern in aller Welt ist es bayerischen Behörden gelungen, mehrere besonders widerliche Portale für Kindermissbrauch im Internet zu schließen und Hintermänner zu verhaften. Dies teilten am Freitag das bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg angesiedelte Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellen Missbrauch im Internet (ZKI) und das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) mit. Dabei habe es sich um den erfolgreichen Abschluss jahrelanger Ermittlungen gehandelt. Bereits im November des Jahres 2019 sei das Landeskriminalamt auf drei kinderpornografische Plattformen im sogenannten Darknet aufmerksam geworden. Dabei handelt es sich um einen Teil des weltweiten Internets, in dem besondere Anonymität herrscht.

Aufmerksam wurden die Ermittler auf zwei Chat-Seiten, auf die total unkompliziert und ohne Anmeldung oder Registrierung zugegriffen werden konnte. Auf der Seite „TorPedoChat“ wurde in englischer Sprache kommuniziert. Der „TorpedoChatDE“ richtete sich speziell an deutschsprachige User. In den Chats teilten die User kinderpornografische Inhalte und unterhielten sich über ihre Neigungen. Weiterhin fanden dort auch Rollenspiele bis hin zu Verabredungen zum sexuellen Missbrauch von Kindern statt.

Zum anderen wurde durch die internationale Tätergruppierung die sehr konspirativ geführte Darknet-Plattform „The Annex“ betrieben. In diesem Forum waren mehrere Chaträume für verschiedene Vorlieben eingerichtet. Beispielsweise gab es einen speziellen Bereich für Bilder und Videos von Kleinkindern unter fünf Jahren oder ein „No Limits“ genannter Chat, in dem unter anderem Videos von getöteten und anschließend missbrauchten Kindern geteilt wurden. Eine Aufnahme in den inneren Kreis der Plattform erfolgte nur nach Bereitstellen großer Mengen an kinderpornografischen Fotos und Videos sowie anschließender Einladung durch die Administratoren.

Auf diese Weise wurden unter anderem die aktivsten Nutzer der frei erreichbaren Chatseiten „TorpedoChat“ und „TorpedoChatDE“ rekrutiert, um Teil von „TheAnnex“ zu werden. Auf den Plattformen waren mehrere Tausend User aus dem In- und Ausland aktiv. Diese schrieben monatlich etwa 120 000 Postings und verbreiteten dabei im gleichen Zeitraum mehr als 20 000 kinderpornografische Bilder und Videos. Viele Spuren deuteten in die USA, nach Großbritannien und nach Australien, wurde festgestellt, weshalb die dortigen Behörden an den Ermittlungen beteiligt wurden. Unter anderem habe auch ein persönliches Treffen der Ermittler in München stattgefunden.

Aufgrund der Erkenntnisse aus den bayerischen Ermittlungen gelang in der ersten Jahreshälfte 2022 dem FBI in den USA die Festnahme eines Administrators sowie eines Programmierers. Im weiteren Verlauf konnten im November 2022 der Haupt-Administrator der Darknet-Seite in den USA sowie zwei Moderatoren in Großbritannien durch die dortigen Behörden verhaftet werden. In Deutschland wurde am 3. November des vorigen Jahres in Bonn ein 22-Jähriger als ein weiterer Moderator festgenommen. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Dieses Verfahren wird von der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime in Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW) geführt.

Neben den festgenommenen Betreibern konnten aufgrund der erfolgreichen Ermittlungen laut ZKI bislang mehr als 30 Nutzer der Plattformen und Konsumenten von einschlägigen Medieninhalten im In- und Ausland identifiziert werden. Hierzu wurden unter anderem mehrere verdeckte Ermittler des bayerischen Landeskriminalamtes eingesetzt. Schlagzeilen machte der Fall eines 62-Jährigen aus Schwaben, der über mehrere Monate große Mengen kinderpornografischer Inhalte verbreitet hatte und bereits im Mai 2021 während eines Aufenthalts in einer Reha-Klinik in Bayern festgenommen werden konnte. Bei dem einschlägig vorbestraften Mann wurden über 800 000 kinderpornografische Bilder und Videos sowie Missbrauchsanleitungen aufgefunden. Das Strafverfahren ist noch nicht abgeschlossen.

Der Bamberger Oberstaatsanwalt Thomas Goger, der Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet, sagte, sowohl das LKA als auch die Spezial-Staatsanwaltschaft hätten akribisch ermittelt und einen langen Atem bewiesen. Es seien zudem zahlreiche Nutzer der Plattformen identifiziert worden.

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