Wenig zu räumen und zu streuen: Doch jetzt kommt Sturmtief Axel Winter war bisher zu warm

Von Ralf Münch
Bis jetzt hatten die Winterdienste, wie hier im Bauhof Pegnitz, nicht viel zu tun. Foto: Ralf Münch Foto: red

Der Winter ist gerade mal zwei Wochen alt, aber viel zu tun war für die Winterdienste nicht. Der stellvertretende Dienstellerleiter der Trockauer Autobahnmeisterei, Michael Herbst lacht, als er nach Räum- und Streueinsätzen gefragt wird: „Winter? Der war nicht vorhanden.“

 
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Erst zu Weihnachten wurde hier der Schichtdienst eingeführt – so spät wie noch nie. Die Plustemperaturen machten es möglich, dass es nur eine Rufbereitschaft gab. „Solange es keinen Schichtdienst gibt, teilt uns die Verkehrs- und Betriebszentrale in Nürnberg-Fischbach telefonisch mit, ob wir präventiv streuen sollen“, so Herbst. Sensoren in den Straßen, etwa bei der Trockauer Talbrücke oder am Sophienberg messen Temperatur oder Luftfeuchtigkeit. Gibt es bei zwei Grad eine Tendenz nach unten, rücken die Männer der Autobahnmeisterei aus. Selbst dann, wenn es eben noch nicht gefriert. Herbst: „Was die meisten Leute unterschätzen, ist, dass Nebel auch auf den Straßen gefrieren kann. Bevor das passiert, eben lieber früher als später streuen – auch wenn es im ersten Moment gar nicht nötig scheint.“ Dafür ernten die Männer auch oft genug nicht besonders nette Handzeichen aus den Fenstern der vorbeifahrenden Autos.

Bisher kein Grund zum Räumen

Bis auf ein paar Tage im vergangenen Jahr wurden die Männer davon verschont. Wo kein Winter, da auch kein Grund zum Räumen und Streuen. Dabei hätte die Autobahnmeisterei in Trockau 200 000 Liter, am Bindlacher Berg noch mal so viel und bei Hormersdorf 100 000 Liter Salzlauge in Silos zu Verfügung. Eben um die 50 Kilometer Autobahn, für die sie zuständig ist, zu versorgen. „Das Gute daran ist, dass wir bei solch milden Wintern, wie sie in den vergangenen Jahren gewesen sind, zu anderen Arbeiten kommen. Etwa zum Staudenrückschnitt oder zur Grünpflege. Die Kehrseite ist, dass natürlich Fragen auftauchen, ob wegen des milden Wetters überhaupt noch so viel Personal gebraucht wird.“

Darüber, dass der Winter bisher gar keiner war, kann man auch beim Pottensteiner Bauhof berichten. Hier kümmert man sich um 80 Kilometer Straße in 34 Ortsteilen. Der Leiter des Bauhofs, Klaus Eckert: „Bisher hatten wir fast überhaupt nichts zu tun. Wir bekommen ja jeden Tag um zehn Uhr ein Wetterfax mit dem Prognosen. Die stimmen sehr genau. Wir mussten aufgrund den Prognosen im vergangenen Jahr so gut wie nie kurzfristig ausrücken. Und auch beim Pegnitzer Bauhof: „Bis auf den krassen Eisregen Ende 2016, wo wir den ganzen Tag unterwegs waren, hatten wir kaum bezüglich Räum- und Streudienst etwas zu tun“, sagt der Winterdiensteinsatzleiter Michael Schindler. Hier hat man momentan noch gut 75 Tonnen an Salz eingelagert – gestern wurden weitere 120 Tonnen angeliefert. „Wenn wir vom Winterdienst sprechen, dann hatte es den in den vergangenen Monaten kaum gebraucht.“

Der fünfte zu warme Winter in Folge

Helmut Strobel, der Pegnitzer Hobby Wetterforscher, beschäftigt sich ganz genau mit diesem Thema. Und er sagt: „Der vergangene Winter war der fünfte zu warme in Folge. Dies macht den jetzigen spannend. Denn sechs aufeinanderfolgende zu warme hat es seit der Wetteraufzeichnung noch nicht gegeben.“ Das vergangene Jahr war trotz den des kühlen Oktobers insgesamt wieder zu warm. Mit einer Durchschnittstemperatur von 8,7 Grad (7,3 Grad – Werte des internationalen Referenzzeitraums von 1961 bis 1990) – war es das neuntwärmste Jahr seit Beginn der ununterbrochenen Temperaturaufzeichnung von 1851 in unserem Raum. Der warme September mit einem Monatsmittel von 16 Grad (12,4 Grad) trug am meisten zu diesem Wärmeüberschuss bei. Und, man mag es kaum glauben oder sich daran zurück erinnern: Trotz des verregneten Junis zählte man hier 45 (26) Sonnentage und zehn heiße Tage mit über 30 Grad im Schatten. Im krassen Gegensatz: Die 20 (56) Schneedeckentage blieben wie die 44 Schneefalltage (53) weit unter dem Durchschnitt.

Um Aussagen über das Wetter treffen zu können, gibt es auch sogenannte pflanzenphänologische Beobachtungen. Hier werden anhand der Entwicklung verschiedener Pflanzen Rückschlüsse auf das Wetter gezogen. Etwa wann eine bestimmte Pflanze anfängt auszutreiben oder zu blühen. Strobel: „Aufgrund der stark erhöhten Februartemperatur startete die Haselblüte schon am 7. Februar, das sind fünf Wochen früher als das mittlere Eintrittsdatum von 1951 bis 1990. Die Forsythie hatte mit ihrer Blüte am 4. April immer noch einen zweiwöchigen Vorsprung.“

Jetzt kommt Axel

Wie der Restwinter in diesem Jahr wird, kann keiner so genau sagen. Allerdings soll jetzt das Sturmtief „Axel“ kommen. Und dann könnte es laut Meterologen noch einmal richtig Winter geben. Wenn, dann wären die Räum- und Streudienste darauf vorbereitet – bisher hatten sie in dieser Hinsicht noch nicht viel zu tun.