Wenig Besuch im Zentrum Chris Strobler witzelt über Oberfranken

Von Wolfgang Karl
Chris Strobler zieht sich selbst durch den Kakao. Dem Publikum gefällt's. Foto: Rudi Ziegler Foto: red

Gut, der Auftritt hat was. Die Einlaufmusik erklingt, aber Strobler läuft nicht ein. Er radelt ein. Auf einem Bonanzarad. Mit Fuchsschwanz an der Antenne am Gepäckträger. Lederjacke, Elvis-Tolle, Schlüsselkette mit roten Würfeln an der Bluejeans. Ja, da steht ein Fahrrad-Rocker. Ist das lustig?

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Klare Antwort: Ja. Strobler erzählt von Bamberg. Er sagt natürlich „Bammberch“ und „daham“. Mit seinem gemütlichen Bamberger Zungenschlag plaudert er aus dem oberfränkischen Nähkästchen. Aus der Gemütsstube, in der auch die Bayreuther wohnen. Von der Unfreundlichkeit von Oberfranken und Staubsaugern mit direktem Draht zu Gott handeln seine Geschichten. Das klingt abstrus und ist auch so gewollt.

Eigentlich geht es um Alltagsprobleme: Mit seinem Nachbarn hat er einen Imponierkampf um die neuesten technischen Spielzeuge, seine Dates gehen schief und der Staubsaugervertreter schwätzt ihm ein überflüssiges Gerät auf.

Die Übertreibungen in den kurzen Geschichten nehmen immer wieder groteske Züge an. Der Staubsauger kann einfach alles, sogar kochen. Der Kampf um die beste Heimkinoanlage endet dramatisch: Für die Lieferung eines Lautsprechers muss das Dach von seinem Haus abgenommen werden.

Das Programm heißt nicht umsonst „Mit Kanonen auf Fratzen“ – wobei Kindergartenkinder auch ihr Fett wegbekommen. Zwischen den Episoden spielt Strobler mit Gitarre und Ukulele auf. Die Lieder sind bekannte Songs mit fränkischen Texten. Zum „Folsom Prison Blues“ von Johnny Cash singt er zum Beispiel übers Zugfahren. Dass Johnny Cash im Programm steht, ist Ehrensache: Schließlich macht Strobler Comedy, seit er mit seiner Johnny-Cash-Coverband einmal zu wenig Lieder für einen Abend hatte. Also musste er improvisieren. Dem Publikum gefiel das so gut, dass er bei der Comedy blieb.

Auch dem Bayreuther Publikum gefällt Stroblers Art. Da ist zum einen das Oberfränkische: Jemanden, der redet wie man selbst, den findet man ohnehin sympathisch. Darüber hinaus ist dieser Chris Strobler keiner, der auf andere draufhaut. Vielmehr gibt er in seinen Geschichten selbst den Clown. Ob er mit seinem Renault Twingo auf dem Heimweg vom Death-Metal-Tanztee ist, oder am Flughafen die Sicherheitsschleuse passieren will: Irgendein Missgeschick passiert ihm immer. Am Ende windet er sich mit Witz und Bauernschläue aus der Situation. Das beweist er an diesem Abend im Zentrum auch ganz spontan: Denn in der ersten Reihe sitzt der Martin. Der hat das Spiel der Comedians mit der Publikumskommunikation nicht ganz verstanden. Ständig kommentiert er lautstark das Geschehen auf der Bühne. Doch Strobler gibt sich keine Blöße. Vielmehr fragt er den Martin vor der Zugabe, ob denn er nicht noch was spielen wolle. Nach der Vorstellung stellt er sich gleich mit dem Publikum zum Bier an die Bar. Martin steht auch dabei. Ein Künstler zum Anfassen eben. Ein bisschen schade an diesem Abend ist lediglich, dass die Kleinkunstbühne im Zentrum nicht ganz ausverkauft ist. Aber denen, die da waren, hat es gefallen.