Weltfrauentag Bayreuth Demonstranten trotzen Regen im Kampf gegen das Patriarchat

Mia Stöckel

Auch von richtig miesem Wetter lassen sich die Teilnehmer der Demonstration für die Gleichstellung aller Geschlechter, für Frauenrechte weltweit und für ein Ende von geschlechtsbezogener Gewalt nicht stoppen. Sie ziehen durch die Innenstadt, rufen ihre Forderungen – und setzen danach mit dem Besuch einer Ausstellung ein Statement.

 
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„Kein Gott, Kein Staat, kein Patriarchat!“ Dieser Ruf war am Mittwochnachmittag (8. März 2023) unter anderem in der Bayreuther Innenstadt zu hören. Rund 75 Menschen kamen am Ehrenhof trotz des schlechten Wetters zu einer Kundgebung mit anschließender Demo anlässlich des feministischen Kampftags zum Iwalewahaus zusammen.

Rednerinnnen klärten über die Problematik des Patriarchats, weibliche Abhängigkeiten von Männern und über die Proteste im Iran auf. Das traf auf viel Zuspruch; schon bevor die Demonstrierenden durch die Stadt zogen, herrschte gute, aber auch eine mit Forderungen aufgeladene Stimmung. Etwa bemängelten die Teilnehmer, dass in der Gesellschaft immer wieder Stimmen laut würden, dass die Gleichberechtigung durch das Gleichberechtigungsgesetz erledigt sei.

Nicht nur Frauen leiden unter Patriarchat

Veranstalterin Marlene Tillack vom Bündnis 8. März erklärte, warum Frauen auch heutzutage immer noch für vieles kämpfen müssen. Im Kurier-Gespräch kurz vor der Demo sagt sie: „Neben besserem Wetter erwarte ich vor allem ein buntes Publikum sowie Menschen aus jedem politschen Spektrum, die Umstände wie die Chancengleichheit für Frauen verbessern wollen.“ Das gehe nicht nur Frauen etwas an. Männer würden auch unter dem Patriarchat leiden. Durch gewisse Botschaften, beispielsweise dass Männer nicht weinen dürften oder ihre Familie ernähren müssten, würden Gefühle invalidiert werden. Die Suizidrate sei nicht ohne Grund bei Männern höher als bei Frauen. „Um das zu bekämpfen, reichen 50 Prozent der Gesellschaft nicht. Da brauchen wir schon alle“, sagte Tillack.

Von dem Wetter wollte sie sich keinen Strich durch die Rechnung machen lassen. Sie verteilte Zettel mit den Demosprüchen, darunter fand sich auch: Kaltes Wetter, harte Zeiten, für den Feminismus streiten. Jona Korn (18) und Marietta Bauer (20) waren am internationalen Weltfrauentag auch auf den Bayreuther Straßen, um für Frauenrechte zu „streiken“, wie es die Demoveranstalter nannten. „Weil Frauen immer noch in vielen Teilen der Welt unterdrückt werden“, sagte Bauer. Auch in Deutschland: Frauen verdienen oft weniger als Männer, arbeiten in schlechter bezahlten Berufen oder werden bei gleicher Qualifikation seltener ausgewählt werden. Bauer nannte auch kleinere Aspekte. Frauen dürfen etwa nicht oberkörperfrei in die Öffentlichkeit, Männer schon. Jona ist zwar keine Frau, aber seiner Meinung nach gehe die Problematik nicht auch ihn etwas an. „Es liegt in unser aller Verantwortung. Männer müssen Frauen mehr unterstützen.“

Ausstellung im Iwalewa-Haus

Im Iwalewa-Haus fand im Anschluss die Eröffnung der Ausstellung „Das Patriarchat der Dinge“ statt. Die Veranstalter riefen dazu auf, auch dort präsent zu sein. Meral Akkent hielt eine Rede über den feministischen Kampf in der Türkei und zeigte, wie Frauenkörper im Kapitalismus vor allem für Werbung missbraucht werden. Die Ausstellung bestand aus Collagen, Texten, Infoplakaten, Satire und Mitmachaufgaben zum Thema Patriarchat. Sie entstand in einem Seminar an der Universität Bayreuth und ist mit Voranmeldung noch bis Ende März im Iwalewa-Haus zu sehen.

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