Weißenstadt Sechs Notfalleinsätze in drei Stunden

red
Weil kein Notarzt mehr verfügbar war, rückte sogar der Rettungshubschrauber aus Weiden aus. Foto: Rotes Kreuz

Ein Martinshorn nach dem anderen erschreckt die Bürger in Weißenstadt. Fünf Rettungswagen, die Bergwacht und ein Hubschrauber sind am Samstag fast gleichzeitig im Einsatz. Was ist da passiert?

 
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Große Aufregung herrschte am Samstagmittag in Weißenstadt. Innerhalb von gut zweieinhalb Stunden kommt es im Stadtgebiet zu sechs einzelnen medizinischen Notfällen. Die Helfer-vor-Ort (HVO) des Bayerischen Roten Kreuzes sind im Dauereinsatz. Fünf verschiedene Rettungswagen aus drei BRK-Kreisverbänden sind nacheinander ins Ortsgebiet unterwegs. Ein bodengebundener Notarzt und ein Rettungshubschrauber sind im Einsatz. Bei einem Notfall hilft sogar die Bergwacht aus.

Seit seiner Gründung 2009 durch die drei BRK-Gemeinschaften Bergwacht, Wasserwacht und Sanitätsbereitschaft wurde der HVO Weißenstadt noch nicht zu so vielen Notfällen unmittelbar nacheinander alarmiert. Kurz vor halb zwölf piepsen das erste Mal die Meldeempfänger. Die Integrierte Leitstelle Hochfranken meldet einen Sturz im Stadtgebiet. Das HVO-Fahrzeug der Sanitätsbereitschaft ist gerade zufällig mit zwei Mann, Standard ist nur einer, besetzt. Diese sind nach zwei Minuten vor Ort, übernehmen die Erstversorgung und fordern aufgrund des Patientenzustandes einen Notarzt nach.

Kurz nach Eintreffen des Rettungswagens aus Kirchenlamitz und der Übernahme der Patientenversorgung durch dessen Besatzung piepsen die Meldeempfänger des HVO zum nächsten Notfall: eine verletzte Person im Ortsteil Finkenmühle. Das HVO-Team übergibt diese nach kurzer Versorgung an die Besatzung des Rettungswagens aus Wunsiedel. Diese übermittelt bei Eintreffen am Notfallort mündlich die Bitte der Leitstelle an das HVO-Team, sich gleich wieder über Funk einsatzbereit zu melden: der nächste Notfall am entgegengesetzten Stadtrand. Ein verletztes Kind. Dieses Mal kommt der Rettungswagen aus Gefrees.

Bevor dieser an der Einsatzstelle eintrifft, geht in der Integrierten Leitstelle in Hof schon der nächste Notruf ein: schwere Armverletzung am Fußballplatz. Da der HVO noch an der letzten Einsatzstelle gebunden ist, alarmiert die Leitstelle die Bergwacht und die Schnelleinsatzgruppe der BRK-Bereitschaft Weißenstadt zur Erstversorgung. Von der Bergwacht können sich nach kurzer Zeit acht Einsatzkräfte an der Bergrettungswache einsatzklar melden und zum Fußballplatz ausrücken.

Gleichzeitig melden sich zwei Mitglieder der BRK-Bereitschaft Weißenstadt mit dem Krankentransportwagen einsatzklar. Gemeinsam übernehmen beide Teams die Versorgung des Patienten. Auch hier wird von den ehrenamtlichen Einsatzkräften ein Notarzt nachgefordert. Da sich alle nahe gelegenen Notärzte im Einsatz befinden, schickt die Leitstelle diesmal den Rettungshubschrauber Christoph 80 aus Weiden. Ein Rettungswagen war schon bereits aus Fichtelberg auf Anfahrt. Kurz darauf landet der Hubschrauber direkt auf dem Fußballplatz.

Dessen Notarzt versorgt den jungen Patienten, der in die Kinderklinik nach Bayreuth geflogen wird. Die Bergwacht und die BRK Bereitschaft rücken wieder in die Depots ein, nicht jedoch das Helfer-vor-Ort-Fahrzeug. Wieder piepsen die Meldeempfänger: diesmal ein internistischer Notfall im Stadtgebiet. Die HVO-ler der BRK-Bereitschaft Weißenstadt sind wieder sehr schnell am Einsatzort. Da der vorherige Patient vom Hubschrauber transportiert wird, ist der Fichtelberger Rettungswagen frei und einsatzklar. Er wird von der Integrierten Leitstelle sofort wieder zurück nach Weißenstadt beordert, übernimmt die Patientin vom HVO und bringt diese in eine Klinik.

Ein Feierabend ist jedoch noch nicht möglich. Beim Einrücken ins Depot werden sie zum sechsten Einsatz im Altstadtbereich gerufen. Auch hier können die Retter schnelle Hilfe leisten, bis nach kurzer Zeit der BRK-Rettungswagen übernimmt, der zu diesem Einsatz aus Münchberg anfährt.

„Im Durchschnitt haben wir etwa drei bis vier Einsätze pro Woche“, schätzt Christian Kade, Initiator und Mitbegründer des gliederungsübergreifenden HVO-Projektes in Weißenstadt. „Auch schon einmal drei pro Tag oder zwei unmittelbar nacheinander. Aber eine derartige Häufung innerhalb kürzester Zeit ist seit der Gründung vor fast 13 Jahren noch nie vorgekommen“. Er freute sich, dass die Zusammenarbeit der Rettungskräfte gut klappt.

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