Und genau darum geht es Ruth Domide: Einerseits die Angehörigen zu entlasten. Andererseits den Demenzkranken Erfolgserlebnisse zu verschaffen. „Sie fühlen, dass sie im Alltag irgendwie unzulänglich sind", sagt Domide. Bei ihr soll das anders sein. Die fünf Senioren sitzen mittlerweile im Halbkreis und kicken einen riesigen rot-weißen Stoffball zwischen sich hin und her. Helmut Glaser sitzt elegant auf seinem Stuhl, kickt lässig aus dem Knie und sieht dabei sehr zufrieden aus. An seine Geldbörse hat er schon über eine halbe Stunde nicht mehr gedacht, erst, als sie ihm aus der Hosentasche fällt, kehrt schimpfend die Erinnerung zurück.
Obwohl das Treffen, das alle zwei Wochen stattfindet, beiden gut tut, hat sich Gertrud Glaser lange dagegen gewehrt. „Das Thema ist mit Scham besetzt, viele Leute wollen nicht, dass ihre Nachbarn etwas merken", sagt Domide. Deshalb heißen die Glasers in Wirklichkeit anders. Und deshalb hat es fast ein halbes Jahr gedauert, bevor der erste Besucher zum Demenztreff kam. Auch Maria Reiß, Pflegedienstleiterin beim Diakonieverein Speichersdorf, bezeichnet das von ihr angebotene Betreuungsangebot, das dem in Hollfeld ähnelt, als „ausreichend", obwohl in Speichersdorf weit mehr Menschen demenzkrank sind als die zehn, die regelmäßig zu ihr kommen.
Fördert die Politik also ein Angebot, dass die Menschen vor Ort gar nicht haben wollen? Während Helmut Glaser seine Geldbörse in seiner Jacke verstaut, dreht sich seine Ehefrau zu Margit Görl, der ehrenamtlichen Helferin, um. „Ich würde gerne zu einem Fraueneinkehrtag fahren, da bräuchte ich aber einen ganzen Tag Betreuung", sagt sie. „Ich muss nachschauen, aber das geht bestimmt", antwortet Görl. Und für einen kurzen Moment sieht Gertrud Glaser nicht mehr ganz so traurig aus.