Wedlich hat Popp gekauft

Von Andreas Gewinner
Das ehemalige Popp-Bürogebäude in Bad Berneck vor einem Jahr, als hier eine Massenunterkunft für Flüchtlinge war. Neuer Eigentümer ist seit wenigen Tagen der Bayreuther Spediteur Christian Wedlich. Er hat schon ein paar Ideen für das große Haus. Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

Christian Wedlich ist der neue Eigentümer der Gebäude des ehemaligen Elektroherstellers Popp in Bad Berneck. Am Dienstag wurde nach langen Verhandlungen der Kauf zwischen ihm und dem Insolvenzverwalter besiegelt. Der Bayreuther Spediteur nutzt bereits seit 2010 die ausgedehnten Hallen zwischen Kulmbacher und Carl-Thiesen-Straße als Mieter. Die spannende Frage ist nun: Was wird aus den beiden Bürogebäuden an der Kulmbacher Straße?

 
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Ein langes, für die Kurstadt schmerzhaftes Kapitel, das 2009 mit der Insolvenz der Reitz-Gruppe begann, kommt mit dem Verkauf an ein vorläufiges Ende. Wedlich hatte bereits früh Kaufinteresse bekundet. Doch lagen anfangs die Preisvorstellungen noch auseinander. Zwischenzeitlich trat ein anderer Interessent auf, der eine Produktion in der Blumenau ansiedeln wollte. Doch der fast besiegelte Kauf platzte auf der Zielgeraden, Wedlich war wieder im Spiel. Eine weitere bittere Pille für den Logistiker: Die Stadt hatte vor einigen Jahren die beiden angrenzenden Straßen saniert, hohe Straßenausbaubeiträge standen im Raum. „Die muss ich zahlen“, sagt Wedlich. Ein niedriger sechsstelliger Betrag, genauer will er nicht werden. Auch der Kaufpreis bleibt geheim, nur so viel: es war ein einstelliger Millionenbetrag.

Bereits seit Jahren sind die ausgedehnten Lager- und Produktionshallen der ehemaligen Reitz-Gruppe voll mit Kartons von Wedlich-Kunden. Hauptkunde am Standort Bad Berneck ist ein Weltmarktführer aus Bayreuth. Gearbeitet wird hier im Schichtbetrieb von 5 bis 20 Uhr, laut Wedlich arbeiten 40 Menschen in der Blumenau. Diese Zahl könnte noch wachsen, sagt er, sowohl im gewerblichen wie im kaufmännischen Bereich.

Bad Berneck soll neben dem neuen Standort auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne in Bayreuth eines von zwei zentralen Lagerstandorten werden. Ein Konzept ist in Arbeit, an welchem Standort zentral die Paketlogistik und an welchem die Palettenlogistik konzentriert werden soll, sagt Wedlich.

Bleibt das Bürogebäude, genauer: die beiden Bürogebäude. Ein älteres aus den 1950er Jahren mit 1500 Quadratmetern Nutzfläche. Und ein neueres aus den 1980er Jahren mit 3000 Quadratmetern auf sechs Etagen. Zuletzt war hier eine Notunterkunft für bis zu 300 Migranten, die jedoch nie auch nur annähernd voll war. Die kurzzeitige Zwischennutzung hat keine Sanierungsarbeiten nötig gemacht, so Wedlich. Während er aktuell die Flächen schon auf Immobilienscout anbietet, haben parallel die langfristigen Überlegungen zur Nutzung begonnen. Ein erster Schritt soll eine Bebauungsplanänderung sein. Denn aktuell ist das Areal als reine Gewerbefläche deklariert, eine Änderung zum „Mischgebiet“ soll auch Wohnen möglich machen. Auch eine Grundstücksteilung wird betrieben: aus einem großen sollen vier Grundstücke werden. So dass auch ein Teilverkauf eine künftige Option ist. Als mögliche Nutzungen in den Büroräumen nennt Wedlich: Wohnen, Betreutes Wohnen, Gewerbe, Gründerzentrum, Kompetenzzentrum. Machen will das Wedlich selbst. Immobilienentwicklung gehört inzwischen auch zu den Arbeitsfeldern der Wedlich-Gruppe, so wurde das alte Firmenareal an der Bayreuther Ludwig-Thoma-Straße in Eigenregie verwertet; wo früher Logistik war, will ein Investor Wohnhäuser bauen. Ansonsten steht Wedlich in Kontakt mit der Stadt Bad Berneck und auch mit dem Planungsbüro Coopolis, das das Integrierte Stadtentwicklungskonzept für Bad Berneck erstellt.

Wer sich freut, ist Bad Bernecks Bürgermeister Jürgen Zinnert. Wedlichs Ideen kennt er, er hatte bereits mehrere Gespräche mit ihm und war auch schon gemeinsam mit ihm bei Regierungsvizepräsident Thomas Engel. Zinnert spricht von einem „zuverlässigen Partner, wir werden ihn nach besten Kräften unterstützen“.

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