Waldstock-Festival Die Liebe und das Leben feiern

Von Klaus Trenz

PEGNITZ. Waldstock war schon immer etwas für kreative Köpfe. Nicht nur, wenn es um die Musikauswahl geht, die seit Jahren dem Publikum einen Schmelztiegel aus verschiedenen Musikrichtungen bietet: Wo auf der Bühne die Musikgenres durcheinandergewürfelt werden und Hochzeit feiern. Und beim Publikum bestens ankommt.

 
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Am Freitag und Samstag mischte sich Folk, elektronische Musik, Rock, Funk und sogar stilisierte Discomusik mit Punk, der immer noch nicht tot ist, um nur einiges zu nenen. Die Indie-Szene ist so kreativ wie eh und je und die Programmmacher sind es auch. Kein Waldstock gleicht dem anderen.

Aufmerksamkeit für die Deko

Kreativität findet der Besucher auch am Rande beim Rahmenprogramm. Wenn Waldstock immer noch wachsen sollte, dann dort. Dass auf der Kreativbühne in den Umbaupausen immer etwas los ist, weiß der Waldstockbesucher bereits. Und dass die Dekoration Aufmerksamkeit verdient.

Oasenstock und Puppenstock

Oasenstock und Puppenstock heißen die neuen Zutaten für das Musikfestival. Oasenstock habe es bereits vergangenes Jahr gegeben, erklären Lavinia Schörk und Hannah Schleifer, aber es sei nur ein Ort gewesen, um etwas abseits vom Trubel etwas Ruhe zu finden. Zusammen mit Julia Raab boten sie heuer erstmals ein Programm: Einen Upcycling-Makramee-Workshop, ruhige iranische Musik und die Möglichkeit zur Meditation unter der Workshopkuppel mit Yogatrainerin Susanne Körzdörfer. Dazu ein Zelt und selbst gebaute Sitzmöglichkeiten. Bereits jetzt hörte man von dem einen oder anderen Festivalbesucher: „Gehen wir doch ein bisschen oasen.“

"Gehen wir oasen"

„Da war noch so ein Raum, der benötigt wird“, sagt Hannah Schleifer. Es ist ein Raum geworden, unter hohen Bäumen und mit bunten Tüchern etwas abgegrenzt. Und der ist bei den Besuchern gleich gut angekommen ist. Zum Meditationsworkshop kamen mehr Leute als gedacht, so dass man kurzerhand einen zweiten ansetzte. „Waldstock lebt davon, dass man immer etwas weiterentwickelt“, sagt Lavinia Schörk, „und wir haben Lust, das auch immer auszuweiten.“ Waldstock ist für Hannah Schleifer ein Festival, „wo sich jeder kreativ ausleben kann“.

Familienfreundliches Festival

Zudem wollte man das Festival familienfreundlicher machen. Tobias Stöber und Felix Unterberger, die ebenfalls für das Rahmenprogramm mit verantwortlich zeichneten, hatten sich deshalb speziell für Kinder etwas ausgedacht und damit voll ins Schwarze getroffen. Nach einem Workshop bei dem alte Socken zu Handpuppen mutierten, gab es mehrmals Puppentheater bei Puppenstock. Dann gab es noch eine Kegelbahn (klar: Kegelstock), eine Fotobox, die reichlich genutzt wurde, für das Erinnerungsfoto und den Stand der Initiative mindzone, die unter anderem dem Drogenmissbrauch und möglichen Suchtentwicklungen durch Aufklärung vorbeugen will. Vor allem die jungen Besucher standen davor Schlange, weil die Initiative mit kostenlosen Sprühtattoos lockte.

Schillernde Kunstfigur

Dem Nürnberger Sänger Bird Berlin (Bernd Pflaum) mit seiner nahezu unbekleideten Glitzershow gehörte die Kreativbühne am Matetee- und Kaffeestand. Das, was der Sänger mit seinem Elektropopsound bot, lässt jede Beschreibung alt aussehen. Man ließ es lieber bleiben und sich von ihm in seine absolut tanzbare Musikwelt entführen. Er gilt als die wohl schilldernste Kunstfigur, die Nürnberg je hervorgebracht hat. Das hat er bei Waldstock jedenfalls untermauert. Den Besucher weist am Eingang ein großes Schild mit der Aufschrift „Platz der Liebe“ den Weg zur Schlossbergwiese. Das mag vielleicht etwas kitschig klingen, entspricht aber dem, was man bei Waldstock fühlen kann. Hier kommen Menschen zusammen, die das Leben feiern wollen und damit die Liebe. Wo Hass, Intoleranz, Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Homophobie keinen Platz bekommen. Auch deswegen, weil sich der Verein für Jugendkultur deutlich dagegen positioniert.

Positionen neu besetzt

Waldstock Nummer 26 sei nach dem Jubiläumsfestival vergangenen Jahres eines gewesen, mit dem Blick in die Zukunft, ist im Flyer zu lesen. „Ein Stück weit ein neues Kapitel.“ Drei Vorstände und auch viele andere Positionen seien neu besetzt worden. Dies sei kein Umbruch, sondern man werde „alles gewohnt wundervoll“ vorfinden. „Ein weiterer Schritt in dem Fluss, in dem sich Waldstock seit Tag Eins befindet“. Der Großteil der Festivalbesucher wird diesem Statement ohne wenn und aber zustimmen.

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