Wahlkampfporträt Florian Wiedemann Mit dem Dieselross in den Wald

Von Peter Engelbrecht
Florian Wiedemann fährt mit seinem Fendt Dieselross in den Wald. Foto: Andreas Harbach Foto: Andreas Harbach - Hagenstrasse 19b - 95448 Bayreuth - mobil 0170 8655 275 - kontakt@andreasharbach.de - www.andreasharbach.de

MUTHMANNSREUTH. Das Lieblingsfahrzeug von Florian Wiedemann ist ein Fendt Dieselross, Baujahr 1958, mit 24 PS. Mit dem blassgrünen Schlepper tuckert der Landtags-Direktkandidat der Freien Wähler für den Stimmkreis Bayreuth in seinen Wald, um nach dem Borkenkäfer zu schauen oder kranke Bäume zu fällen. Die Fahrt auf holprigen Waldwegen mit dem Bulldog seines Opas, der Bauer war, hat etwas Kultiges. Und zeigt auch, wie der 36-Jährige tickt.

 
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Wiedemann aus dem 100-Einwohner-Dorf Muthmannsreuth (Gemeinde Hummeltal) hat auf dem angehängten Bruckwagen alles dabei, was er für Waldarbeiten braucht. Seine orangenfarbene Schutzjacke signalisiert: Jetzt komme ich! Als Lehrer kann er gut reden, kann sich gut darstellen. Er wirkt bescheiden, aber ehrgeizig, will nach oben. Die Landtagskandidatur könnte ein Schritt dazu sein. Aus dem Dorf nach München, das wär’s. Dem steht auch die bewusst betonte Bodenständigkeit nicht im Weg. Erdverbunden und nachhaltig, das macht sich allemal gut.

"Mein Fitnessstudio"

Deshalb wird auch der Fendt angespannt, um in den Fichten- und Kiefernwald zu fahren. Der ist 4,5 Hektar groß. Das reicht locker, um pro Jahr fünf bis zehn Ster Brennholz zu ernten, das mit Kreissäge und Holzspalter zu handlichen Scheiten verarbeitet wird. Sich selbst mit Brennmaterial zu versorgen, zeigt Macherqualität. „Der Wald bedeutet mir sehr viel“, schwärmt er. Ihm ist wichtig, den Forst zu pflegen und zu erhalten. „Der Wald ist mein Fitnessstudio“, lacht der Sportler.

Aktiv bei der Feuerwehr

Natürlich ist der Diplomkaufmann und Berufsschullehrer Mitglied in der örtlichen Feuerwehr Hinterkleebach. Im Dorf ist das quasi Pflicht, das kleine Gerätehaus steht in Muthmannsreuth. Wiedemann ist auch Pressereferent des Tennisbezirks Oberfranken. Er lebt in einer stillen, waldreichen Umgebung, nur das leise Rauschen der vorbeiführenden Autobahn 9 ist zu vernehmen. Prägend beim Blick in die Ferne sind die 14 Windräder, die zwischen Lindenhardt und Trockau stehen. „Sie stören überhaupt nicht“, sagt er. „Irgendwoher muss der Strom ja kommen, und die Frage der Atommüll-Entsorgung ist ungelöst.“

"Nicht auf der Couch sitzen"

Warum tut er sich die Kandidatur an? „Man kann nicht auf der Couch sitzen und schimpfen, sollte den Mut haben, sich zur Wahl zu stellen“, antwortet Wiedemann. Sein Antrieb ist, sich für die Region einzusetzen. Er will Probleme vor Ort aufgreifen und im Landtag lösen. Ein typischer Wahlkampftag in den Sommerferien: Früh Wahlplakate abgeben, dann Gespräch mit Bauernverband und Landfrauen, Mittag kurz daheim, dann Termin mit einem Förster zum Thema Aufforsten und anschließend Besuch auf einem Biobauernhof. Da braucht man Kondition.

Auf Platz 3 der Liste

Der erste Aufschlag des Tennisspielers erfolgte im November 2017 – er wurde zum Kreisvorsitzenden der Freien Wähler gewählt. Seinen Platz 3 auf der Oberfrankenliste schätzt er als aussichtsreich ein. Bislang haben die Freien Wähler über die Liste zwei Abgeordnete im Landtag: Thorsten Glauber aus Forchheim und Peter Meyer aus Hummeltal, der nicht mehr antritt. Bei der aktuellen Umfrage stehen die „Freien“ bayernweit bei elf Prozent, 2013 erreichten sie 9,0 Prozent. Er hofft, auf der Liste nach vorne gewählt zu werden, setzt auf seinen Bekanntheitsgrad durch den Sport. Doch es könnte knapp werden.

Überzeugter Landbewohner

„Als Tennisspieler weiß man zu kämpfen“, sagt Wiedemann. In der Bezirksliga spielt er für den TC Weiß-Blau Thurnau auf Position 1. Seit 2014 sitzt er für die Freien Wähler im Gemeinderat Hummeltal. Bei der Bürgermeisterwahl 2014 holte er gegen Patrick Meyer fast 37 Prozent der Stimmen – ein überraschend gutes Ergebnis. Als überzeugter Landbewohner kennt er die Schwachpunkte der Dörfer: teilweise Überalterung der Bevölkerung und der ein oder andere Leerstand. Die Jungen wandern in die Städte zu den gut bezahlten Jobs ab. Es gibt viel zu tun für Florian Wiedemann.