Wälder Fichte und Kiefer ohne Zukunft

Von Hans-Jochen Schauer
Trotz aller Probleme durch Trockenheit und Borkenkäfer sei der Stadtwald kein Katastrophenwald, sagt Schirin Acher. Foto: Hans-Jochen Schauer Quelle: Unbekannt

AUERBACH. Fichte und Kiefer hat Schirin Acher schon abgehakt. „Sie verschwinden sicher“, sagt die Geschäftsführerin der Waldbesitzervereinigung Sulzbach-Rosenberg. Die 29-jährige Forstingenieurin steht am Parkplatz des Gasthauses Hohe Tanne. Hinter ihr erstreckt sich der Stadtwald Auerbach.

 
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Es ist kurz nach 8 Uhr, die Luft ist feucht. Der Regen in der Nacht und am Tag zuvor hat Pfützen zurückgelassen – ein Anblick, an den man sich erst wieder gewöhnen muss. Nicht nur für den Stadtwald war der stundenlange Niederschlag eine Wohltat. Er leidet wie der gesamte deutsche Wald unter dem rasanten Wandel des Klimas: weniger Regen, höhere Temperaturen und längere Trockenphasen.

Die Bäume lechzen nach Wasser. Vor allem die flachwurzelnden Fichten kommen mit diesen Bedingungen nicht zurecht. Auch im Stadtwald dominiert sie mit der Kiefer. Aber in den Planungen von Acher spielen beide keine große Rolle mehr. „Die Kiefer hat mit der Wärme Probleme“, sagt Acher.

Fichten sind beliebt

Die Waldbesitzervereinigung, die den rund 600 Hektar umfassenden Stadtwald betreut, bevorzugt deshalb Bäume, die mit dem sich verändernden Klima besser klarkommen. „Die Fichte ist ein Baum, der eigentlich im Gebirge heimisch ist. Dort sind die Temperaturen niedriger und es fällt mehr Regen“, sagt Acher.

Waldbesitzer haben sie in der Vergangenheit in ganz Deutschland gerne angepflanzt, weil sie schnell wächst und schnellen Ertrag verspricht. „Die Fichte ist definitiv der Hauptwirtschaftsbaum. Es dauert 70 bis 80 Jahre, bis sie hiebsreif ist“, so die 29-Jährige, die aus dem Unterallgäu stammt und in Freising studiert hat.

Stadtwald soll Mischwald werden

Die Fichte werde in Reinbeständen nicht mehr vorkommen, nur noch in Mischbeständen. „Reinbestände sind immer schlecht.“ Deshalb arbeitet sie daran, den Stadtwald in einen Mischwald umzubauen, der robuster und widerstandsfähiger ist. „Der Stadtwald ist ein wüchsiger Standort mit sehr gutem Ausgangssubstrat.“ Außer Fichte und Kiefer wachsen dort auch relativ viele Buchen sowie Eichen und Lärchen. Auch Ulmen, Eschen und Birken sind vereinzelt zu sehen. „Es kommen alle halbwegs gängigen Baumarten vor“, sagt Acher.

Kosten nicht gedeckt

Sie zitiert einen ihrer Professoren, der meinte, ein Wald müsse wie ein Warenhaus sein. Man solle auf jeden Fall vier, fünf Baumarten an einem Standort anpflanzen. Denn egal, wie das Klima in 100 Jahren sei, eine Baumart werde mit Sicherheit darunter sein, die man noch verkaufen könne.

Im Stadtwald seien rund 2500 Festmeter Jahreseinschlag vorgegeben, erklärt Acher. Derzeit seien die Holzpreise aufgrund der Sturm- und Borkenkäferschäden im Keller. Pro Festmeter würden nur etwa 30 Euro bezahlt; vor ein paar Jahren waren es noch um die 100 Euro. Tendenziell sei zuletzt weniger Holz eingeschlagen worden. „Mit 30 Euro sind ja nicht einmal die Aufarbeitungskosten gedeckt“, sagt Acher.

Glimpflich davongekommen

Dabei ist der Stadtwald Auerbach nach den Stürmen im Herbst und Winter noch glimpflich davongekommen. „Wir hatten nur Einzelwürfe, aber keine Windhose mit großen Schäden. Er steht gut da und ist kein Katastrophenwald.“ Das Bruchholz und die vom Borkenkäfer befallenen Stämme arbeiten zügig drei Waldarbeiter der Stadt Auerbach auf.

Alle zwei Wochen werde bei Rundgängen nachgeschaut, wo die Schädlinge auftreten. Sobald man Käfer finde, würden die Bäume entfernt – rund 200 bis 250 Festmeter fallen dabei an. „Der Borkenkäfer wird kurz gehalten, damit wir noch mehr Holz auf den Markt schmeißen müssen.“

Die Bäume leiden

Zu schaffen machen den Bäumen im Stadtwald auch verschiedene Krankheiten. Der Ahorn leidet unter der Teerfleckenkrankheit, die Esche unter dem Eschentriebsterben, die Ulme unter einem aus Ostasien eingeschleppten Pilz. Vor allem um die Eschen sei es schade, meint Acher, denn die Baumart komme mit Trockenheit und Nässe gleichermaßen zurecht. Befallene Eschen werden nicht entfernt, man hofft, dass sie sich wieder erholen.

Auch Reh- und Rotwild sowie Hasen setzen dem Stadtwald Auerbach zu. Tannensetzlinge hätten so gut wie keine Überlebenschance. „Man findet unter den Tannengruppen nicht mal eine einzige einjährige Pflanze. Die Tanne ist die Himbeere im Blattsalat“, sagt Acher. Von dieser Baumart existieren nur Altbestände im Stadtwald. Deshalb sagt sie: „Man sollte auf angepasste Wildbestände achten.“

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