VPT: Mix aus Rock'n'Roll und Theater

Von Michael Weiser
Voll Playback im Zentrum: Das Sextett baut die Geschichte von den "Drei ???" und dem Phantomsee ein bisschen um. Foto: red Foto: red

Mehr Rock’n’Roll als Theater: Das Vollplayback-Theater mixt Hörspiele irrwitzig neu zusammen und spielt sie lippensynchron als Comedy nach. Am Montag, 11. April, ist das Sextett im Zentrum zu erleben. Und wir fragten Mitbegründer Christoph Landwehr: Was ist eigentlich so lustig daran,  Hörspiele anzugucken?

 
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Sie spielen Geschichten von den „Drei ???“ und „Hanni und Nanni“ nach – haben Sie die Kindheit jemals verlassen?

Christoph Landwehr: Definitiv nicht, ebenso wie der Großteil unserer Zuschauer.

Und was treiben Sie auf diesen Pony-Höfen der Kindheit?

Landwehr: All das, was uns mit den Zuschauern kollektiv in der Erinnerung verbindet, nehmen wir und setzen es neu zusammen. Wir schneiden Audiovorlagen aus Hörspielen, Filmen, Audiokassetten, Werbung und Musik mit. Und all das was die Leute von früher her kennen, entdecken sie bei uns wieder, weil wir die Töne und Schnipsel für ein Mash up zusammenschneiden. Wir haben eine Grundvorlage, aktuell ist das die Geschichte von den „Drei ??? und der Phantomsee“. Und in diese Vorlage schnipseln wir Stücke aus andern Stücken und Hörspielen hinein, und auf einmal öffnet sich ein völlig neuer Sinn. Die Leute hören das Hörspiel, da wird eine Handlung oder ein Ereignis sehr genau beschrieben, Und da kann schon passieren, dass wir was anderes spielen, als gerade zu hören ist. Wir konterkarieren den Ton mit einer Handlung, die nicht unbedingt dazupasst.

"Hörspiele bebildern"

Wie kommt man denn auf so eine Idee?

Landwehr: Das war eine klassische Schnapsidee. Damals konnten sich in Wuppertal für den Theatersommer freie Gruppen und Amateure melden, um ihre eigenen Stücke zur Vorführung zu bringen. Und da hatte mein Kumpel SupaKnut die Idee, Hörspiele zu bebildern. Für vier Vorstellungen hatten wir das geplant, jetzt, 19 Jahre später, sind wir immer noch dabei.

Dazu gehört einige Lust am Spielen.

Landwehr: Ich persönlich bin ein großer Spieler. Schon als Kind, und das hat nie mehr aufgehört. Ich unterstelle diesen Spaß auch meinen Kollegen. Was bei uns gut funktioniert: die Töne, die die Leute hören, sind jedem bekannt. Das hat Nostalgiefaktor. Alle zwei Minuten gibt es dieses Hallo des Wiedererkennens, das ist ein großer Teil des Spaßes. Es ist Hommage zugleich und Parodie.

Jede gute Parodie setzt Wertschätzung voraus. Was verbinden Sie mit diesen Büchern?

Landwehr: In meinem Fall war es so, dass ich die Geschichten eher über Hörspiele als über Bücher mitbekommen habe. Wir kamen damals raus, als Hörspiele schon fast keine Rolle mehr gespielt haben. Anders als heute- Wir können uns zugutehalten, den Trend mit angeschoben zu haben.

"Wiedersehen mit alten Freunden"

Sie waren mit dem VPT schon mehrmals auf Abschiedstournee. Gab’s zwischendrin Überdruss?

Landwehr: So würde ich es nicht nennen, das hört sich so negativ an. Es war einfach so, dass viele andere Projekte anstanden. Und wir wollten nicht Routine verfallen. Wir waren in guter Form, wollten aber nicht an den Punkt kommen, da alles nachlässt.

Und dann kamen sie doch immer wieder zurück...

Landwehr: Sobald wir zu Hause saßen und mit anderen Dingen beschäftigt waren, hörte es gar nicht mehr auf, in den Köpfen zu rotieren. Und dann sagten wir uns: Wenn wir alle Lust haben, und Ideen für ein neues Stück, dann machen wir das doch einfach.

Worauf dürfen sich die Zuschauer freuen?

Landwehr: Die „Phantomsee“-Folge ist wahnsinnig bekannt. Und die Leute, die „Die Drei ???“ kennen, kennen die ganz sicher. Im Hörspiel dauert die eigentlich nur eine knappe Dreiviertelstunde. Unser Abend aber dauert zwei Stunden.

Zwei Stunden? Hört sich schon fast nach Phantom-Meer an...

Landwehr: Schön ausgedrückt (lacht). Die Leute bekommen jedenfalls so richtig eine Geschichte um die Ohren gefegt. Die Zuschauer können sechs Leute in 42 Rollen außer Rand und Band erleben. Es gibt ein großes Wiedersehen mit den Freunden der Kindheit. Wir haben eine gesunde Mischung aus Rock’n’Roll und Theater. Das Publikum darf ruhig mitgehen, es gibt Zwischenrufe und Applaus, die Leute feiern mit uns. Es wird laut, es wird wild!

Wagner? Warum nicht?

Da Sie sich gerade auf einen Trip nach Bayreuth vorbereiten – Könnten Sie sich vorstellen, Richard Wagner Playback aufzuführen?

Landwehr: Ich bin noch nie in Bayreuth gewesen und freue mich auf den Besuch. Vorstellen kann ich mir so gut wie alles. Auch wirklich krudes Zeug. Sie müssen einfach mal erleben, was da für Töne aus den Boxen kommen. Die Leute stehen regelmäßig hinterher Schlange und wollen wissen, was das war.

INFO: Das VPT interpretiert: Die drei ??? und der Phantomsee. Montag, 11. April, 20 Uhr, im Zentrum.

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