Vor der "Klangtherapie" Techno-Festival in der Fränkischen Schweiz

Von Wolfgang Karl

PLANKENFELS. Die Vorbereitungen für das Techno-Festival "Klangtherapie" bei Plankenfels laufen. Ein Besuch bei den Organisatoren in Scherleithen.

 
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Mehrere Stadel und Maschinenhallen, davor hat jemand Gebrauchtwagen geparkt. Eine Gruppe gelber Lieferwagen steht herum. Alles in Reih und Glied. Es herrscht Ordnung hier auf dem Hof des Maschinenhandels Polewka in Scherleithen. Gegenüber dem aufgeräumten, modernen Büro, in dem alten Gutshaus, da hängt eine Kette mit tibetischen Gebetsfahnen.

Zentrum des Technos

Es ist halb zehn Uhr morgens. Ganz ausgeschlafen wirkt niemand. Selbst die Nächte bringen kaum Abkühlung im Moment. Die "Klangtherapie" soll bald losgehen. Hier, auf diesem Hof mit den Autos und Landmaschinen, unter der Gebetsfahnenkette, ist das Hauptquartier des "Klangtherapie"-Festivals, das Zentrum des Techno in der Fränkischen Schweiz.

Kern der kleinen Utopie

Fabienne Nistler ist neben anderen organisatorischen Dingen auch zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Festivals. Die 34-Jährige ist seit Anfang an dabei – erst als Gast, dann in der Organisation. So geht es den meisten hier: Erst kamen sie zum Tanzen, dann wollten sie mitarbeiten an dieser kleinen Utopie. Nistler gehört zum Kern der Organisatoren, die das ganze Jahr über damit beschäftigt sind, das Festival auf die Beine zu stellen.

"Nur Liebe soll man mitbringen"

Deswegen sei es auch unmöglich, so etwas wie eine Gesamtzahl an Arbeitsstunden festzustellen, die vor, an und nach der "Klangtherapie" von allen Helfern geleistet würden. Nistlers Freund, Paul Deinhardt, 26 Jahre, sagt dazu: „Manchmal arbeitet man schon 13, 14 Stunden pro Tag, weil man Bock drauf hat. So ein Projekt zusammen zu meistern, das pusht einen ungemein.“ Ein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl gebe es unter den Helfern, „Ferienlagerstimmung“. Nistler und Deinhardt sind so ein Paar geworden. Auch Ehen seien auf der "Klangtherapie" schon entstanden und Kinder gezeugt worden. Überhaupt, so Nistler, sei es ein Festival, auf das jeder kommen dürfe, egal wie er sei, „nur Liebe soll man mitbringen“.

Schufterei im Jahresurlaub

Geld bekommt keiner der Helfer. Es sei für alle ein Teil des Jahresurlaubs, das Schuften auf dem gut 30 Grad heißen "Klangtherapie"-Acker. Auch Martin Schuldt, 58 Jahre, verbringt so seine Ferien. Der Toningenieur war maßgeblich daran beteiligt, dass die "Klangtherapie" vor einigen Jahren nicht verboten wurde. Es sei eben etwas zu laut geworden. „Wäre ja auch schlimm, wenn sich was rührt“, sagt Schuldt. „Wir haben dann ein Konzept erarbeitet mit den Bürgermeistern von Plankenfels, als auch von Hollfeld und am runden Tisch diskutiert, wie man die Lautstärke so ändern kann, dass alle zufrieden sind.“ Ein Mediator sei er, so der Lärmschutz-Experte.

Bühne "gern der Region zur Verfügung stellen"

Auf der Festival-Wiese stehen schon einige Podeste, Bühnen und Dekorationen, vieles ist aber noch im Bau. Es fällt auf, dass vor allem Holz verwendet wird. „Wir hoffen, dass alles, was aus Holz besteht auf dem Festivalgelände bleiben darf, weil es sich schön in die Landschaft einfügt“, sagt Nistler. Marlene Epp, 26 Jahre, zuständig für das nicht-musikalische Programm und die Helfer-Küche, sagt dazu: „Der Sandplatz hat eine wunderbare Bühne, die wir der Region gerne zur Verfügung stellen würden.“, auch abseits der "Klangtherapie".

Bewusstsein für nachhaltigeres Leben

Mit Programm abseits der Musik will Epp ein Bewusstsein schaffen für nachhaltigeres Leben. Immer wichtiger dabei: Kinder. „Die haben eine ganz besondere Energie, und die wünschen wir uns auf dem Festival“, sagt Epp. Gehörschutz könne man sich ausleihen, auch ein besonders ruhiges Familiencamping gebe es jetzt.

Ohne die Polewkas nicht möglich

Das alles könnte ohne die Familie Polewka nicht stattfinden. Die stellen nicht nur die Maschinen: Der Senior selbst wäscht schon mal im weißen Hemd den Dieselfilter eines ausgefallenen Stromaggregats aus, erzählt Deinhardt.

Kleine Utopie

Doch warum macht man das, dieses Festival mitten im Nirgendwo? „Wir wollten ein Festival machen, auf das wir selbst gerne gehen würden“, sagt Nistler. „Mit der Freiheit, sein zu können wie wir sind, ohne die Freiheit des anderen einzuschränken.“ Eben ein bisschen das Unmögliche: Eine gelebte Utopie auf einer Wiese bei Plankenfels.


Das Programm

Auf der "Klangtherapie" gibt es von Donnerstag, 2. August, bis Sonntag, 5. August, durchgehend Programm. Wer also die Nächte durchtanzen will, kann das tun. Dazu gibt es ein nicht-musikalisches Programm mit Workshops, Vorträgen, Yoga, und vielem mehr. Headliner sind in diesem Jahr DJ Hell, Jan Oberlaender, Ströme, Extrawelt, Transmitter, Super Flu und Hidden Empire. Insgesamt sind rund 80 Konzerte und DJ-Sets geplant. Es werden rund 3500 Besucher erwartet. Onlinetickets sind bereits ausverkauft, es gibt noch Restkontingente bei Vorverkaufsstellen. Weitere Infos gibt es unter www.klangtherapie-festival.de

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