Keine Alimente
Die Ehe ist schlecht - MacLeod ein notorischer Fremdgeher - und als dann der Sohn im Alter von zwei Jahren stirbt, bricht sie auseinander. Zurück in den Niederlanden steht Margaretha vor dem Nichts. Sie hat kein Geld, ihr Ex-Mann hat die Tochter Non und zahlt keine Alimente.
Nun steht sie vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens, sagt Konservator Groeneweg. «Einerseits will sie ganz einfach eine bürgerliche gute Mutter sein - auf der anderen Seite lockt Paris.» Sie geht nach Paris und sollte ihre Tochter nie wieder sehen.
Fantasievoller Tanz
Als geschiedene Frau ohne Geld hatte sie es schwer, «anständig zu bleiben», wie Margaretha schreibt. Als Deutschlehrerin, Hausmädchen, Foto- oder Akt-Modell für Maler kommt sie kaum über die Runden. Dann beginnt sie zu tanzen, so wie sie es auf Java gesehen hatte und mit sehr viel eigener Fantasie. Sie erfindet sich auch eine exotische mysteriöse Vergangenheit: Sie sei eine javanische Prinzessin, eine Tempeltänzerin. Und das nimmt man der dunkelhaarigen Schönheit auch ab. Aus dem friesischen Provinzmädchen wird Mata Hari - javanisch für «Das Auge des Tages».
Mit dem exotischen Kostüm, fremder Musik, gedämpftem Licht und dem erotischen Tanz schaffte sie am 13. März 1905 den Durchbruch im Pariser Museum für asiatische Kunst des Industriellen Emile Guimet. In der Belle Epoque traf Mata Hari genau den Geschmack und machte eine große Karriere in Europa. Sie trat in den großen Theatern auf - sogar in der Scala in Mailand.
Agent H21
Die Welt lag ihr zu Füssen - vor allem Männer. Mata Hari ließ sich hofieren und ihr Luxus-Leben finanzieren von Männern mit Macht, Geld und Uniform. Das ging ein gutes Jahrzehnt gut. Doch der Erste Weltkrieg unterbrach ihre Karriere. Außerdem war sie inzwischen auch Ende 30. Wie lange sollte sie noch begehrenswert sein?
Da kam 1916 das Angebot eines deutschen Diplomaten in Den Haag nur gerade recht. Für 20 000 Francs Vorschuss stimmte sie zu, für Deutschland zu spionieren. Aus Mata Hari wurde Agent H21.
Naive Mata Hari
«Sie war total naiv», sagt Historiker Groeneweg. «Ihr ging es vor allem ums Geld.» Dank ihrer guten Kontakte zu russischen, deutschen und französischen Offizieren - hätte sie die ideale Spionin sein können. Aber sie hat wohl nie große Geheimnisse verraten. In diesem Jahr wurden die letzten französischen Prozessakten veröffentlicht - und die enthüllten keine neuen Hinweise.
Als der französische Sicherheitsdienst Margaretha Zelle am 13. Februar 1917 verhaftete, nahm sie das zunächst nicht ernst. Sie klagte über Dreck und Ungeziefer im Gefängnis. Als sie das Unheil erkannte, flehte sie ihre Liebhaber um Hilfe an. Vergeblich.
Willkommener Sündenbock
Heute sind sich die Historiker einig. Mata Hari war ein willkommener Sündenbock für Frankreich für die großen Verluste im Krieg. Eine verführerische Spionin konnte man leicht für den angeblichen moralischen Verfall der Truppe verantwortlich machen. «Mata Hari war die falsche Frau zum richtigen Moment», schreibt der Historiker Edwin Ruis.
Ihr Image der gefährlichen Femme fatale machte sie unsterblich. Ihr Mythos lebt weiter in Büchern und Filmen. Aber am Ende war das ihr Untergang. Als hätte sie das geahnt, schrieb sie bereits 1904: «Ich weiß, dass dieses Leben mit einem Unglück enden wird.»