Vom Reisen im Kopf

Von
Timke Wessolowski kümmert sich um den Bestand der Pegnitzer Stadtbücherei. Foto: Ralf Münch Foto: red

„Es gibt für jeden ein Buch, man muss es nur finden“, sagt Timke Wessolowski. Seit 2012 leitet sie die Pegnitzer Stadtbücherei. „Man lebt mit Büchern“, nennt Wessolowski es, die auch privat viel – meist mehrere Bücher parallel – liest. „Aber privates und dienstliches Lesen ist anders“, sagt sie. Aber sie liest nicht jede Neuerscheinung.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Lesen bedeutet für Timke Wessolowski „Reisen im Kopf“. „Man erhält dabei einen wahnsinnigen Ausblick auf die Welt, erfährt, wie andere denken und leben“, sagt sie. Deshalb ist es ihr persönlich auch wichtig, sich beispielsweise literarisch auf Reisen vorzubereiten. Und so hat sie im Vorfeld einer Japanreise „Geschichte für einen Augenblick“ von Ruth Ozeki gelesen. „Ein tolles Buch“, sagt sie.

Attraktives Angebot

In der Stadtbücherei gibt es 19.733 Medien. Wessolowski weiß zwar genau, was alles da ist, auch wenn sie nicht jedes Buch gelesen hat. Sie kann querlesen, weiß, was drin steht. Wenn ein Kunde kommt und ihr bruchstückhafte Angaben zu einem Buch gibt, das er sucht, weiß sie eigentlich immer, welches er meint. Zusammen mit drei Mitarbeiterinnen schaut sie, dass das Angebot in der Bücherei immer attraktiv und zeitgemäß ist. Gut 17.000 Printmedien gibt es im Sach- und Belletristikbereich, außerdem 16.000 Kinderbücher. Außerdem kann zwischen 31 Zeitschriftentiteln gewählt werden, die von Fachzeitschriften über Politikmagazine über Zeitschriften für Kinder gehen. „Hier liefert ein Händler, und wir können immer mal wieder die Titel wechseln“, sagt Wessolowski.

Das Interesse wecken

Die Stadtbücherei ist Mitglied beim E-Medienverbund. Hier ist sie für den Bereich Einkauf zuständig, entscheidet also auch, welche digitalen Medien es in Pegnitz gibt. Dazu gehören DVDs – nur Aktuelles, nichts Extremes – Hörbücher, Kinder-CDs, Wii-Spiele und auch Tiptoi-Stifte. Insgesamt 2449. Timke Wessolowski hat eine Liste mit den genauen Zahlen.

Eigentlich kommen die Kunden eher wegen CDs, Zeitschriften und digitaler Medien in die Bücherei hat sie beobachtet. Dann gilt es, die Hemmschwelle zum Buch abzubauen. „Gerade bei der Jugend muss das Interesse geweckt werden, erzwingen kann man nichts“, sagt sie. Es gibt für jeden ein Buch, man muss es nur finden. „Viele wissen gar nicht, dass es die Stadtbücherei gibt“, sagt sie. Dem versucht sie zu begegnen, in dem sie altersmäßig früh ansetzt. Früher war das anders, da wurde regelmäßig in die Bücherei gegangen, jetzt ist es viel seltener.

3500 bis 4000 Karten sind in der Kartei, davon sind aber nur 900 aktive Kunden. Was auch daran liegt, dass es die Familienkarten gibt und quasi auf einer Karte drei, vier Leute lesen. „Etwa zwei Drittel sind Familienkarten“, sagt Wessolowski. Mit Aktionen versucht sie, besonders den Lesenachwuchs zu gewinnen. So bekommt jeder Erstklässler ein Jahr kostenfreies Lesen in der Bücherei geschenkt. Außerdem bietet sie den Grundschülern pro Jahr ein Projekt an. Zum Bespiel „Antolin“, ein System, bei dem Punkte gesammelt werden können und das sinnentnehmende Lesen gefördert wird.

Taschenbücher sind stabiler

Rund 15 Prozent des Bestandes werden jedes Jahr erneuert. „Das ist ein permanenter Umwälzprozess“, erklärt Wessolowski. Da werden dann kaputte Bücher – manche riechen schlecht oder Seiten fallen raus – aussortiert. „Erstaunlicherweise sind Taschenbücher oft stabiler als gebundene Bücher“, sagt sie. Auch wenn der äußere Zustand eines Buches nicht mehr attraktiv ist, kommt es raus. Die werden dann nachgekauft, genauso wie beispielsweise Neuerscheinungen einer beliebten Krimireihe.

„Bücher müssen sauber und ordentlich sein“, sagt Timke Wessolowski. Und die Werke müssen aktuell sein, dem Trend und der Attraktivität entsprechen. Ein Buch darf nicht länger als zehn Jahre im Regal stehen. Obwohl es manche älteren Werke gibt – wie Pippi Langstrumpf und die Kinder aus Bullerbü – die nie an Aktualität verlieren.

Zum Jahresende sortiert sie am meisten Zeitschriften aus. Das sind ja manchmal Unmengen, die da zusammenkommen, und sie sind nach einem Jahr ja auch nicht mehr aktuell. Außer Fachzeitschriften, die eine eher zeitlosen Charakter haben. Jährlich sind es zwischen 1000 und 1500 Medien, die sie austauscht, schätzt Wessolowski.

Wunschbox im Eingangsbereich

Im Eingangsbereich der Bücherei gibt es eine Wunschbox, in der die Kunden Zettel mit Bücherwünschen einwerfen können. „Wir wissen manchmal gar nicht, was die Leute lesen wollen. Da ist das schon sehr hilfreich“, sagt Wessolowski. Sie ist auch immer bemüht, die Wünsche umzusetzen. Außer es sind ganz explizite Sachen, die nur einen Leser ganz allein interessieren. „Das können wir nicht leisten“, sagt sie.

Wessolowski schaut auf ihre Liste: 50.337 Ausleihen gab es im vergangenen Jahr. Das ist schon eine gute Zahl. Die Kunden kommen nicht nur aus Pegnitz, sondern auch aus Plech, Pottenstein, Creußen und dem Ahorntal. Dort gibt es zwar auch Büchereien, aber die sind wesentlich kleiner, das Angebot ist nicht so vielfältig wie in Pegnitz.

Dienstag ist der ausleihschwächste Tag, am besten läuft es Montag, Donnerstag und Freitag. Häufig kommen auch Kindergartengruppen vorbei oder in der Mittagspause Schulkinder aus dem benachbarten Bartl-Café. Neben der Ausleihe bieten Wessolowski und ihre Mitarbeiterinnen auch Veranstaltungen und Führungen an, führen Lesewettbewerbe durch. Was ausgeliehen wird, wertet sie nicht. Jeder soll das mitnehmen, was er möchte. „Meist sind es Mischpakete“, sagt sie.

 

Info:Die Stadtbücherei im Obergeschoss des Bürgerzentrums ist Montag, Dienstag und Donnerstag von 10 bis 17 Uhr geöffnet, Freitag von 15 bis 18 sowie jeden ersten Samstag in Monat von 9 bis 12 Uhr.Der Eingang ist barrierefrei per Aufzug möglich.

Autor