Viele offene Stellen in der Region - Viele Ursachen für den Fahrermangel Busfahrer händeringend gesucht

Von Moritz Kircher
Der Zündschlüssel steckt, die Fahrerjacke liegt bereit. Aber der Busfahrer fehlt immer öfter. Die Branche rechnet damit, dass der Mangel in den kommenden Jahren noch zunimmt. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die Stellenanzeigen für Busfahrer häufen sich, die Zahl der Bewerber nimmt ab. Viele der 147 oberfränkischen Busunternehmen haben es derzeit schwer, offene Stellen zu besetzen. Auch die Bayreuther Verkehrbetriebe rechnen langfristig mit einem Fahrermangel. Die Ursachen dafür sind vielfältig.

 
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"Es ist momentan aussichtslos, Fahrer zu finden", sagt Siegfried Hammon. Der Inhaber des gleichnamigen Weidenberger Busunternehmens gibt dennoch nicht auf und schaltet Stellenanzeigen. Nicht ganz so kritisch sieht es Albrecht Bock von Habo-Reisen in Heinersreuth. "Richtig kritisch wird es, wenn die Rente mit 63 kommt." 

Konkurrenz: Egal, ob man die Gewerkschaft, Arbeitgeberverbände oder die Unternehmer selbst fragt: Alle sagen, die Fernbuslinien saugen viele Fahrer auf. "Die zahlen sogar oft über Tarif", sagt Matthias Schröter, Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer (BDO). Innerhalb kürzester Zeit sei ein enormer Bedarf geschaffen worden. Manfred Weidenfelder, Landesfachbereichsleiter Verkehr bei Verdi, sieht sogar Konkurrenz zu privaten Eisenbahnunternehmen. Oft würden dort Lokführer unter den Busfahrern rekrutiert und umgeschult. Die Erfahrung in der Personenbeförderung sei von Vorteil. Das alles geht zu Lasten der privater Busunternehmer, vor allem im Reise- und Schulbusbereich.

Ausbildung: "Viele Busunternehmen haben sich in den vergangenen Jahren nicht um den Nachwuchs gekümmert", sagt Weidenfelder. Ein großer Anteil habe früher den Lkw-Führerschein bei der Bundeswehr gemacht und habe nach dem Wehrdienst zum Busfahrer umgeschult. "Diese Quelle ist jetzt versiegt." Der Landesverband Bayerischer Omnimusunternehmen stellt fest: Ein Busführerschein ist heute nicht unter 10.000 Euro zu bekommen. Präsidiumsmitglied Horst Schilling meint: "Ein echtes Berufszugangshindernis, weil die Ausbildung von Jugendlichen staatlich nicht gefördert wird." Und Unternehmer Hammon sagt: "Wir kommen mit dem Ausbilden kaum hinterher." Ihm ist es auch schon zweimal passiert, dass er Bewerbern die Umschulung zum Busfahrer bezahlt hat und "kurz darauf waren die Leute weg".

Förderung: In der Vergangenheit hat die Arbeitsagentur noch kostspielige Umschulungen bezahlt und damit für Busfahrer-Nachwuchs gesorgt. "Das wurde rigoros gestoppt", sagt Busunternehmer Albrecht Bock. Es gebe nur noch "ganz wenige Ausnahmefälle". Dem Schwund versucht der BDO mit Werbekampagnen wie "Beweg was - werd Busfahrer" entgegenzuwirken. Schröter wünscht sich zudem mehr Frauen im Beruf. Die Quote, so schätzt er, liegt unter zehn Prozent.

Rahmenbedingungen: Die meisten privaten Busunternehmer sind auch im Reisebusgeschäft tätig. Da gehören Fahrten ins Ausland einfach dazu. Das führt bei jungen Fahrern zum Problem. Der Nachwuchs kann den Führerschein in jungen Jahren machen, aber nach EU-Recht erst mit 24 Jahren auch im Ausland fahren. "Da hat der Verband geschlafen", findet Andreas Bock.

Aussichten: Im Gegensatz zu vielen privaten Busunternehmen haben die Bayreuther Verkehrsbetriebe keinen Mangel an Fahrern. Aber auch Betriebsleiter Werner Schreiner sorgt sich um die Zukunft. Denn die Belegschaft wird immer älter. "Der Busfahrer wird irgendwann zur Mangelware", sagt er. Deutschlandweit geht der BDO derzeit von 2000 offenen Stellen für Busfahrer aus. Verbandssprecher Matthias Schröter befürchtet, dass sich dieses Problem noch verschärft. Mit Blick auf die Fahrer, die kurz vor der Rente stehen sagt er: "In den kommenden Jahren könnten bis zu 10.000 Busfahrer fehlen." Überraschend kommt das nicht. Schröter: "Das ist eine Entwicklung, die sich seit Jahren abzeichnet." Busunternehmer Hammon sorgt sich: "Wenn nicht bald was passiert, weiß ich nicht, wo Branche hinsteuert."

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