Papierlose Behörden
So umfasst das eigentliche Scannen lediglich vier Prozent der Arbeitszeit. Weit mehr Bedeutung im Alltag haben die Vorbereitung und vor allem die Dokumentation. Etwa eineinhalb Jahre Arbeit haben die Experten investiert, um den Behörden eine einmalige Dienstleistung anbieten zu können. „Dies ist ein hochkomplexer Prozess. Unsere Arbeitsunterlagen, die jeden notwendigen Handgriff beschreiben, sind um die 1500 Seiten dick.“
Wenn in Wunsiedel ein Papierdokument rechtssicher digitalisiert worden ist, kann dieses datenschutzkonform vernichtet werden. Bislang musste der papierene Akt aufgehoben werden. Lauterbach: „Das spart in der Registratur enorme Kapazitäten und erleichtert die Arbeit.“
Lauterbach und seine Kollegen können sich noch etliche Projekte vorstellen. „Wir haben einiges in der Pipeline und versuchen, weitere Aufträge zu generieren“, versprach der Amtsleiter den neuen Mitarbeitern.
Wo nur die Räume hernehmen?
Ein Problem gibt es allerdings: Die Behörde stößt an ihre Grenzen. Auch die Räume in der großen, ehemaligen Sparkassen-Hauptstelle in der Karl-Sand-Straße reichen nicht mehr aus. Ein Teil der Mitarbeiter weicht daher vorerst in das ehemalige Hotel „Wunsiedler Hof“ aus, das dem Landkreis gehört. Eine Dauerbleibe wird dies allerdings nicht sein, da der Landkreis die Räume eines Tages anderweitig nutzen will. Der Wunsiedler Bürgermeister Nicolas Lahovnik versprach allerdings bereits, die Finanzbehörde zu unterstützen, sollten neue Räume im Stadtgebiet benötigt werden.
In den Verlautbarungen des Finanzministeriums wird das Scanzentrum in Wunsiedel stets als das Herz der Digitalisierung oder das Flaggschiff der Finanzverwaltung bezeichnet. Seit einigen Jahren scannen die Mitarbeiter Einkommenssteuererklärungen, nicht nur für die 76 bayerischen Finanzämter, sondern auch für ein gutes Dutzend in Thüringen und 24 in Rheinland-Pfalz .
Libero fürs Scannen
Doch was hat es mit dem oben genannten Scanlibero auf sich? Lauterbach: „Ganz einfach, es ist eine Fachkraft, die sowohl steuerrechtlich als auch technisch versiert ist. Damit kann sie rechtliche Fragen der Scankräfte, die meist keine Steuerkenntnisse besitzen, ad hoc beantworten. Ebenso kann sie den eigentlichen Finanzamtsmitarbeitern die technisch geprägten Abläufe der Scanarbeit nahebringen.“