Bettenmoratorium gegen weitere Zunahme an Touristen
Es gibt also keinen Grund zur Klage, nur den, dass es einigen Mallorquinern schon wieder zu viel wird. Manche hatten sich an die Ruhe der vergangenen zwei Jahre auf der Insel gewöhnt. Sie stören sich daran, dass an einem Tag mit Nieselwetter plötzlich die Altstadt von Palma überlaufen ist, weil bei solchem Wetter niemand an den Strand will, oder dass bei gutem Wetter an einigen angesagten Stränden wie Es Trenc kein Handtuchbreit mehr Platz ist. Das ist lästig, und Kontrolle beim Zugang zu diesen Stränden täte not.
Die Lokalzeitungen greifen solche Klagen gerne auf, und so kann man leicht den Eindruck bekommen, dass ganz Mallorca mal wieder, wie schon in früheren Jahren, genug vom Massentourismus hat. Zumal auch Touristen gerne über Touristenmassen klagen.
Zu viel Gewicht muss man den Klagen aber nicht geben. „Weniger Touristen? Nein!“, sagte Ende August der Sprecher der auf den Balearen regierenden Sozialisten, Alfonso Rodríguez. Mallorca und die anderen Inseln leben vom Tourismus; der Tourismus hat sie groß gemacht.
Die Einwohnerzahl hat sich in den vergangenen 50 Jahren auf heute gut 1,2 Millionen mehr als verdoppelt, und das wäre ohne den Fremdenverkehr nicht geschehen – noch in den 1950er Jahren verließen die Einheimischen die Inseln, weil sie hier keine Arbeit fanden. Um die Schönheiten der Inseln zu bewahren, sollen es allerdings auch nicht immer mehr Besucher werden; seit Anfang des Jahres gilt daher ein vorerst vierjähriges Bettenmoratorium, das bedeutet: keine zusätzlichen Übernachtungsplätze.
Die größere Sorge auf Mallorca ist eine andere: dass sich schon wieder die nächste Krise abzeichnet, diesmal im Gefolge des Ukraine-Krieges. Gut möglich, dass die Insel bald wieder unter zu wenigen und nicht unter zu vielen Touristen leidet.