Uralte Erfindung Zunfttanz der Büttner erinnert an das Handwerk

Von Stefan Linß

KULMBACH. Sie wurden zum Opfer des technischen Fortschritts. Die Büttner sind jahrhundertelang ihrem Handwerk nachgegangen. Mit großem Geschick haben sie einst gebogene Längshölzer, auch Dauben genannt, mit Hilfe geschmiedeter Eisenreifen befestigt und so die Bierfässer für die heimischen Brauereien gefertigt. Heutzutage bestehen die Behältnisse aus Metall oder Kunststoff. Die Büttner gibt es in Kulmbach seit den 1970er Jahren nicht mehr. Und trotzdem sind sie unvergessen. Denn eine ihrer Erfindungen lebt bis heute fort. Der alte Zunfttanz ist für Einheimische und Gäste eine Attraktion geblieben.

 
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Wer den Tanz erfunden hat, kann der Kulmbacher Büttnerfachverein nicht genau sagen. Sicher weiß Vorsitzender Achim Schneider nur, dass es die Darbietung vor mindestens 250 Jahren schon gegeben haben muss. Denn in einem Dokument von 1765, den Alt-Kulmbacher Erinnerungen von Wilhelm Mauritius, heißt es: "Die Küfer feierten den Jahrestag durch einen Reifentanz. Neben den Springern trat hier ein Hanswurst mit harmlos derben Witzworten besonders hervor."

Den Reifentanz können die Zuschauer jedes Jahr zur Eröffnung der Bierwoche vor dem Rathaus erleben. Die Hanswursten, heute Clowns genannt, sind immer noch zu Späßen aufgelegt.

Kein leichtes Leben

Die Büttner, die auch Küfer oder Schäffler genannt werden, mussten sich körperlich sehr anstrengen und hatten wohl kein leichtes Leben. Vielleicht war das der Grund, einen heiteren und frohen Tanz einzustudieren und damit die Menschen zu erfreuen. Der Ursprung der Vorführung könnte wesentlich älter sein als 250 Jahre. Womöglich ist er in einer Zeit entstanden, in der es dringend nötig gewesen ist, neuen Lebensmut zu verbreiten.

Der Büttnerfachverein geht davon aus, dass die Handwerker vor ziemlich genau 500 Jahren zum ersten Mal auf den Straßen getanzt haben. 1517 habe die Pest auf wahrlich grauenhafte Weise in Kulmbach gewütet, heißt es in den Aufzeichnungen. Die Stadttore seien geschlossen und bewacht worden, damit sich die Seuche nicht ausbreiten kann. Wer passieren wollte, wurde strengstens untersucht. Aber alles half nichts. Mehrere Tausend Kulmbacher starben.

Ein Klima der Angst

Es muss ein Klima der Angst geherrscht haben. Niemand traute sich mehr, sein Haus zu verlassen. Das Leben erlahmte. Auch als die Pest endlich überstanden war, änderte sich nichts an der hoffnungslosen Lage.

Es waren die Kulmbacher Büttner, die in dieser schwierigen Zeit auf die Idee kamen, mit fröhlicher Musik, Tanz und Schabernack die Leute aufzuheitern. Auf dem Marktplatz führten sie zum ersten Mal ihr Schauspiel auf. Die Zuschauer kamen in großer Zahl und hatten endlich wieder etwas zu lachen. Es war der Wendepunkt. Die Pest war überstanden und Kulmbach blühte auf.

Die Fassmacher blieben über Jahrhunderte mit ihrer Handwerkskunst ein wichtiger Teil in der Gesellschaft. Wer sie heute erleben will, kann im Bayerischen Brauereimuseum im Kulmbacher Mönchshof einen Einblick erhalten. Dort erinnern zahlreiche Ausstellungsstücke aus alten Kulmbacher Büttnerwerkstätten an die Tradition.

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