Das Verwaltungsgebäude der Universität – zurückhaltend, funktional Die Gnade der späten Geburt

Von Gordian Beck

Unprätentiös, so präsentiert sich das Verwaltungsgebäude der Universität Bayreuth dem Betrachter. Die leicht verspielt wirkenden Stilelemente offenbaren sich erst auf den zweiten Blick.

 
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Lichte, freundliche Büros. Betriebsamkeit auf den Fluren. Kurze Gespräche zwischen Tür und Angel. Büroalltag. „Ja, hier lässt es sich gut arbeiten“, sagt Jürgen Laddach. Er muss es wissen, seit 39 Jahren arbeitet er in der Haushaltsabteilung der Verwaltung der Universität Bayreuth.

So unaufgeregt das Treiben im Haus, so unaufgeregt zeigt sich auch das Gebäude an sich. Ganz in Weiß gehalten, fügt es sich eher unauffällig in das mittlerweile beeindruckend vielfältige Ensemble der Universitätsbauten ein. Den Funktionsbau leugnet es nicht. Trotz zahlreicher, leicht verspielt wirkender Gestaltungsmerkmale wie einer riesigen Pergola oder Säulen, die das leicht überbaute dritte Obergeschoss abstützen. Ob sie dem Gebäude die Wuchtigkeit, die Bedeutsamkeit nehmen sollen? Der Gedanke drängt sich auf. Wirksamer jedoch ist der Kniff, das Gebäude zu drehen, der Universitätsstraße die schmale Seite zu präsentieren. Als ob man sagen wolle: Hier residiert die Verwaltung nicht, hier arbeitet sie. Eine Philosophie, die dem Kanzler der Universität Bayreuth, Dr. Markus Zanner, sehr zusagt: „Ein Funktionsbau, der Gott sei Dank alles andere als protzig wirkt.“ Die Gnade der späten Realisierung. „Der Fehler, zuerst die Verwaltung zu errichten und dann die eigentliche Universität, wurde in Bayreuth nicht gemacht“, meint Zanner.

Fast zu lang gewartet

Im Gegenteil, man habe schon fast zu lange gewartet. Erst 1994 zog man die Verwaltung in diesem Gebäude zusammen, die Universität war zu diesem Zeitpunkt knapp zwanzig Jahre alt. Verwaltet wurde sie damals natürlich auch schon, allein, die Abteilungen verteilten sich über das Stadtgebiet inklusive Campus. Das akademische Auslandsamt, beispielsweise, war zunächst wie die Studienberatung im Gebäude der ehemaligen Pädagogischen Hochschule am Geschwister-Scholl-Platz untergebracht. 1984 verlegte man diese beiden Abteilungen zusammen in das heutige Glashaus, die Studentenkanzlei bezog eine Baracke in direkter Nachbarschaft. Derweil residierte der Präsident weiter in der Opernstraße, die eigentliche Verwaltung arbeitete im heute nicht mehr existenten Stenohaus in der Kanalstraße. Als „dezentralisiert“ würde man diesen Zustand heute beschreiben, Zanner nennt ihn ein Unding: „Die Verwaltung einer Campus-Universität gehört auf den Campus und zwar in ein Gebäude.“ Sein Credo: kurze Wege.

Das sehen im Übrigen die Mitarbeiter auch so. Wie etwa Iris Schneider-Burr. Sie arbeitet in der Studienberatung und kennt noch die alten Zeiten. Dem Glashaus trauert sie, zumindest was die räumliche Situation anbetrifft, nicht nach: „Im Winter schrecklich kalt, im Sommer schrecklich heiß.“ Eine Isolation war nicht vorhanden. Dafür gab es Vogelnester in Aktenordnern, Marder in der Zwischendecke und Mäuse allerorten. Und – keine Öffnungszeiten. Es sei damals eben alles sehr familiär gewesen. Kein Wunder bei rund 2.000 Studenten. Das Glashaus war die Kommunikationszentrale und Schneider-Burr mittendrin. Heute laufe alles viel unpersönlicher ab, meint sie, was jedoch nicht am Verwaltungsgebäude liege. Zum einen sei es die schiere Anzahl der Studenten – laut Zanner sind es rund 13.000 –, zum anderen habe sich das Kommunikationsverhalten derselben stark geändert. „Heute läuft vieles über Email oder Telefon, früher suchte man das persönliche Gespräch“, so Schneider-Burr. Möglichkeiten dazu biete das heutige Verwaltungsgebäude auch, dennoch, hier könne man durchaus optimieren. Eine Art Service-Center kann sich auch Zanner vorstellen. Jedoch nicht irgendwo auf dem Campus, sondern an Ort und Stelle, in der Verwaltung. Denn diese sei nun mal die zentrale Anlaufstelle der Studenten. Auch wenn Zanner zugeben muss, dass diese angesichts der weiter steigenden Studentenzahl zunehmend an ihre Grenzen stößt. „Das Raumproblem ist evident“, meint er. Gleichwohl die Zahl der Verwaltungsangestellten nicht proportional zur Studentenzahl wachse.

„Mit 30 Bediensteten haben wir in der Verwaltung angefangen“, sagt dazu Jürgen Laddach. Er ist einer der wenigen im Haus, der die Universität noch aus ihren Anfängen kennt. „Heute sind wir 195. 300.000 Mark, das war der Etat damals, heute sind es 140 Millionen – Euro“. Spielraum gebe es trotzdem kaum, der Haushalt sei knapp kalkuliert. „Kreativität ist da gefragt“, meint Laddach und verweist in diesem Zusammenhang auf ein auch seiner Meinung nach drängendes Problem: Der Raumnot. Zwei Erweiterungen gab es bereits, sie haben Platz geschaffen, doch der wird bereits schon wieder knapp.