Unglaubliche Leistung Der Biber als Naturschützer

Werner Robl
Dass die Wasserflächen am ehemaligen Torfabbaugebiet bei Pullenreuth entstehen konnten, verdankt der Wald den Mühen von Meister Bockert, wie der Biber im Volksmund genannt wird. Foto: /Werner Robl

Fluch oder Segen? Beim Biber gehen da die Meinungen weit auseinander. Bei einer Führung mit Revierförster Wolfgang Schödel im Wald bei Pullenreuth wird deutlich: Der Nager kann auch ein Helfer sein.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Biber gestaltet durch seine Aktivitäten die Landschaft aktiv mit. Wie davon Natur und Mensch profitieren können, zeigte Förster Wolfgang Schödel bei einer Wanderung durch ein nahezu unberührtes Wald- und Sumpfgebiet in der Nähe von Pullenreuth. Rund 100 Hektar seien hier Moorgebiet, rechnete der Experte vor. Dort leben auch Biber. Sie waren das Hauptthema der Waldexkursion im Naturpark Steinwald des Bund Naturschutz (BN). Der Förster unterstrich: „In den hier vorhandenen nassen Bereichen hilft der Vierbeiner, dass die Natur im Lot bleibt.“

Der Nager legt in seinem Revier Wohnbauten an. In den Schutz- und Zufluchtsstätten wird auch der Nachwuchs aufgezogen. Die „Haustüre“ der Biberburg befindet sich unter der Wasseroberfläche. Damit schützt sich die Familie Biber vor Fressfeinden, wie zum Beispiel dem Marder. Ist der Wasserstand des betroffenen Gewässers zu niedrig, baut der Biber Dämme, um den Wasserstand anzuheben. Dabei gestaltet und leitet Meister Bockert, wie das Tier im Volksmund auch genannt wird, ganze Gewässerläufe um.

Abenteuerliche Wanderung

Bevor die Teilnehmer von all dem erfuhren, stand eine – oft auch abenteuerliche – Wanderung an. Über Stock und Stein, vorbei an Tot- und Laubholz, vom Wind und Wetter zerzausten Fichten, Quellen und Bachläufen führte die Steinwald-Tour an einen ehemaligen Torfstich. Dort, wo vor vielen Jahren Torf abgebaut worden war, um ihn getrocknet verheizen zu können, ist seit einigen Jahren eine renaturierte Wasserlandschaft entstanden.

Geschaffen wurde sie aber nicht von Menschenhand, wie es ursprünglich geplant war. „Alles, was wir uns 2008 ausgedacht hatten, erledigte der Naturschützer Biber kostenlos“, erinnerte Schödel an die Renaturierungsmaßnahmen, die sein Vorgänger, Förster im Ruhestand Norbert Reger, seinerzeit angestoßen hatte. Umgesetzt wurde die Aufgabe letztendlich vom Öko-Baumeister Biber.

„Schöner und umweltschonender. Sogar mit s-förmigen Dämmen“, lobte Schödel den positiven Einfluss auf den Wasserhaushalt in dem von Förster und Biber betreuten Waldstück. „Das Tier hat mit wenig Material sehr viel geschaffen.“ Der Biber habe „auf einer rund drei Hektar großen Fläche rund 1,9 Hektar unter Wasser gesetzt“. Der Vierbeiner sei auch bereit, die erforderlichen Damm-Reparaturen zu erledigen, so Schödel. Angesichts der Erfolge plädierte der Revierförster für die Bereitstellung von Flächen, „auf denen der Biber machen kann, was er will“.

Ökologisch unermesslicher Wert

Der ökologische Wert, mit besonderem Blick auf den Grundwasserspiegel, sei unermesslich. „Wir können hier zwar keine Bäume ernten, aber das müssen wir verkraften. Das können sich die Bayerischen Staatsforsten sicher leisten“, unterstrich der Förster. Er verglich das Gefüge in der Natur mit einem Schiff, das von Metall-Nieten zusammengehalten wird. „Jede Niete ist eine Menschen-, Tier- und Pflanzenart. Wenn es eine Niete nach der anderen heraushaut, wird es gefährlich. Niemand weiß aber, wann das Schiff untergeht.“ Schödel unterstrich: „Der Biber schafft eine wichtige Kombination: Fließ- und Stehgewässer. Er pusht somit die Biodiversität nach oben.“

Bis zur Biberburg konnten die Exkursionsteilnehmer allerdings nicht vordringen. Das verhinderte das unwegsame Gelände. Als Ersatz diente ein Blick auf Fotos. Themen bei der Wald-Begehung waren auch der Klimawandel und dessen Folgen. Eine Besonderheit, auf die der Förster zu sprechen kam, stellt der hohe Erlen-Bestand in diesem von den Teilnehmern erkundeten Waldstück dar. Schödel bezeichnete das Gehölz als „letztes Relikt“ im zwar fichtenreichen, aber auch mit vielen Laubbäumen bewachsenen Areal am Steinbach nahe der Glasschleif und der Gemeinde Pullenreuth.

Der Rückweg zu den am Waldweg geparkten Autos führte über trockene oder mit Wasser gefüllte Gräben, unmarkierte und oft auch unbefestigte Wege. Die Teilnehmer – mit vielen Eindrücken und Informationen ausgestattet – waren sich einig, dass man die Natur schützen und bewahren sollte, damit auch die Nachkommen davon profitieren können.

Bilder