Umfrage unter katholischen Geistlichen zeigt Fränkische Pfarrer halten Diskussion über Ehe für überfällig

Von Sarah Bernhard
Bisher hat die katholische Kirche künstliche Verhütung verboten. In Rom diskutieren Bischöfe gerade darüber, ob das noch zeitgemäß ist. Die Geistlichen der Region finden: Nein. Foto: dpa Foto: red

In Rom denken im Moment Bischöfe aus aller Welt darüber nach, wie die Kirche mit der veränderten Lebenswirklichkeit von Familien umgehen soll. Der Kurier hat Pfarrer aus der Region nach ihrer Meinung zu Homo-Ehe, Verhütungsverbot und Kommunion für Geschiedene befragt.

 
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Pfarrer Samuel Patton (37), der unter anderem Creußen und Schnabelwaid betreut, hat einen Cousin. Der ist geschieden und darf deshalb nicht mehr zur Kommunion gehen. „Er tut mir sehr leid“, sagt Patton. Zumal es beim Scheitern einer Ehe auch nicht immer einen Schuldigen gebe. „Manchmal wird man für die Sünde eines anderen bestraft.“

Aber Patton sagt auch: „Ich bin keine Privatperson.“ Er sei ein Vertreter der Diözese, müsse sich an das halten, was der Bischof vorschreibe. „Mir sind die Hände gebunden.“ Gerade deshalb hofft er auf „mutige Entscheidungen“ der Bischöfe in Rom. „Ich bin gespannt, was rauskommt. Hoffentlich ist es etwas Positives.“

„Natürlich ist Gesprächsbedarf da“, sagt auch Reinhard Forster, Pfarrer in Weidenberg. „Wenn die kirchlichen Normen in massiver Weise ignoriert werden, muss man darüber reden.“ Etwa darüber, ob auch Geschiedene zur Kommunion dürfen. „Man muss sich überlegen: Ist die Kommunion die Belohnung für ein perfektes Leben nach den Regeln der Kirche?“ Dann sei die Diskussion überflüssig. „Aber wenn man sagt, Kommunion ist die Speise auf dem Weg des Glaubens, gerade für Sünder, muss man schon darüber nachdenken.“ Dass zwei Geschiedene wieder kirchlich heiraten dürfen, kann sich der 57-Jährige hingegen nicht vorstellen. „Was man sich bei der Eheschließung verspricht, kann man nicht ein zweites Mal versprechen.“

Künstliche Verhütung in bestimmten Fällen erlaubt

Künstliche Verhütung, die die katholische Kirche im Gegensatz zur natürlichen ablehnt, hält Forster in bestimmten Fällen für zulässig: Schon in der Königsteiner Erklärung aus dem Jahr 1968 hätten die deutschen Bischöfe erklärt, dass künstliche Verhütung möglich ist, wenn die Ehepartner „in gewissenhafter Prüfung nach objektiven Normen“ zu dem Ergebnis kommen, dass sie notwendig ist. „Die Erklärung ist bis heute nicht widerrufen worden.“ Zudem treffe die Unterscheidung zwischen natürlicher und künstlicher Verhütung das Problem nicht: „Ich kann auch natürlich verhüten und dabei egoistische Motive haben.“

Bei der Homo-Ehe ist Pfarrer Forster gespalten. „Es ist notwendig, dass die Kirche Homosexuelle positiver wahrnimmt und erkennt, dass sie eine Bereicherung sind.“ Aber dass gleichgeschlechtliche Partner irgendwann einmal kirchlich heiraten dürfen, glaubt er nicht. „Ich fälle kein Urteil über diese Veranlagung. Aber dass ich jemals zwei Homosexuelle traue, kann ich mir nicht vorstellen.“

"Homosexuelle gehören zur Kirche dazu"

Hans Roppelt, Dekan in Kulmbach, hält die katholische Homo-Ehe ebenfalls für undenkbar. „Nach kirchlicher Auffassung ist die Ehe die Lebensgemeinschaft von Mann und Frau.“ Das heiße aber nicht, dass Homosexuelle von der Kirche ausgeschlossen seien. „Auch sie brauchen ein Heimatrecht.“ Genauso wie Geschiedene: „Sie sollen spüren, dass sie zur Kirche dazugehören und herzlich willkommen sind.“

Dass die Kirche durch die Liberalisierung beliebig werde, glaubt er nicht. „Es geht vor allem darum, Verantwortung füreinander zu tragen und in gegenseitigem Respekt einen gemeinsamen Weg zu finden. Das ist alles andere als Beliebigkeit.“ Und wenn alles nichts helfe, sollten Menschen nach einer gewissen Zeit der Buße, in der man versuchen müsse, die Wunden zu heilen, wieder das Recht auf eine neue Partnerschaft haben – natürlich wieder in gegenseitigem Respekt.

Auch für Peter Maierhofer ist das Gewissen die höchste Instanz. „Was ist eine Verlautbarung aus Rom gegen das Gewissen?“ fragt er. Eigentlich heißt Maierhofer anders, aber weil er schon öfter Probleme mit dem Bistum hatte, will er seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen. Er findet es richtig, dass die Bischöfe diskutieren. „Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander. Die Wirklichkeit hat die Lehre eingeholt.“

Das passiert gerade in Rom

Noch bis zum 18. Oktober diskutieren mehr als 120 Bischöfe darüber, ob und wie die katholische Kirche ihr Bild von Ehe und Familie ändern muss. Eine Umfrage unter Katholiken, die Papst Franziskus in Auftrag gegeben hatte, hatte ergeben, dass viele die religiösen Dogmen zwar kennen, aber nicht befolgen.

Auch innerhalb der Kirche sind die Meinungen gespalten: Papst Franziskus, der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper und Reinhard Marx, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, treten dafür ein, dass Wiederverheiratete zur Kommunion gehen dürfen. Andere, etwa Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, sehen durch eine solche Liberalisierung die katholische Lehre in Gefahr. Ein Abschlussdokument der Weltbischofsynode wird es erst bei der nächsten Synode im Herbst 2015 geben.

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