Agrarwissenschaftler Qaim plädiert daher zu dem Ansatz, die bestehenden Palmölflächen weiter zu nutzen und zu optimieren. Mit dem vorhandenen Wissen sollen die Erträge erhöht werden, bis zu acht Tonnen Öl pro Hektar seien möglich. Baumstreifen in den Ölpalm-Monokulturen sollen wieder natürliche Vegetation zurückbringen.
Viele Bauern profitierten von höheren Einkommen
Aber werden für Palmöl nicht Menschen ausgebeutet? „Rund die Hälfte des Palmöls wird von Kleinbauern produziert“, sagt Qaim. Das hätte in den Hauptproduktionsländern Indonesien und Malaysia zu höheren Einkommen geführt, Palmölbauern seien weniger von Armut betroffen als andere Bauern. Indonesien hätte die Armutsrate in den vergangenen 20 Jahren von 20 auf zehn Prozent reduzieren können, und die Hälfte des Rückgangs sei auf den Ölpalmenanbau zurückzuführen, berichtet etwa die Frankfurter Rundschau. Das schließt Ausbeutung zwar nicht aus, zeigt aber, dass Palmöl auch positive Auswirkungen hat.
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Wer bei Palmöl Nachhaltigkeit sicherstellen will, kann das hauptsächlich über das RSPO-Zertifikat tun. Das Zertifikat wird von der Industrie getragen und wird nicht zuletzt deswegen auch kritisiert. Das Siegel setzt sich für Mindeststandards ein, die viele Organisationen für unzureichend halten. Laut dem Online-Magazin utopia.de ist Rodung nicht per se untersagt, sondern nur von besonders schützenswerten Wäldern. Auch soll es Hinweise geben, dass sich manche lizenzierte Unternehmen nicht an die Vorgaben halten. Aber weil es das einzige reichweitenstarke Siegel ist, sehen viele Expertinnen RSPO trotzdem als wichtig an und plädieren für strengere Regeln.
Palmöl ist vor allem Diesel und Benzin beigemengt
Palmöl ist laut der Verbraucherzentrale (VZ) meist in stark verarbeiteten Lebensmitteln verwendet – Fertigsuppen, Eiscreme, Schokoriegel. Bei Lebensmitteln muss es auch auf der Zutatenliste angeführt sein. Anders ist das bei Kosmetika, dort versteckt sich laut VZ das Palmöl etwa hinter Namen wie Sodium Palmitate, Isopropyl Palmitate, Palm Kernel Alcohol, Glyceryl Palmitate oder Palmstearin.
Den größten Hebel, um auf Palmöl zu verzichten, hat man aber ohnehin anderswo. Etwa 40 Prozent des Palmöls in Deutschland fließt in die Tanks unserer Autos – auch bei normalem Sprit, in Form von Biosprit-Zusätzen (etwa E10). Biosprit wird oft als klimafreundlich verkauft, weil davon ausgegangen wird, dass die Pflanzen das CO2 aufnehmen, dass später, wenn sie zu Sprit verarbeitet sind, wieder ausgestoßen wird. Diese Rechnung geht aber nicht auf, weil bei der Umwandlung von Regenwald in Anbauflächen jede Menge CO2 freigesetzt wird (siehe oben).
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„Davon müssen wir weg“, sagt auch Forscher Qaim, „das würde viel bringen.“ Die Bundesregierung hat kurz vor der Wahl noch beschlossen, dass Palmöl im Sprit ab 2023 zumindest nicht mehr gefördert wird – und eine EU-Verordnung wird den Einsatz von Palmöl als Bio-Sprit generell verbieten. Allerdings erst ab dem Jahr 2030.
Wenn du möglichst nachhaltiges Palmöl kaufen willst, kannst du auf Bio- und Fairtrade-Waren setzen, hier sind die Standards in der Regel zumindest höher. Wenn du weniger hochverarbeitete Lebensmittel kaufst (also mehr selber kochst), verbrauchst du weniger Palmöl. Bewusst konsumieren, wenig wegwerfen, wenig Autofahren: das sind die drei Tipps, die uns Forscher Matin Qaim in Sachen Palmöl mitgibt.