Wilhelm Kneitz AG Rückblick auf eine bewegte Geschichte

Werner Reißaus
Von links Vorstand Michael Ocker, Bürgermeister Alexander Wunderlich, Vorstand Harry Weiß, Vorstandsvorsitzende Sibylla Naumann, Aufsichtsrat Dr. Ralf-Herbert Kneitz, Landrat Klaus Peter Söllner, Bürgermeister Jochen Trier, Vorstand Dr. Markus Schappert. Foto: /Reißaus

Mehr als ein Jahrhundert gibt es sie schon, die Wilhelm Kneitz AG in Wirsberg. Vieles ist seitdem geschehen, doch für eines ist die Vorstandsvorsitzende, Sybilla Naumann, besonders dankbar.

 
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Auf die bewegende Geschichte der Wilhelm Kneitz AG ging Vorstandsvorsitzende Sibylla Naumann bei der eier zum 110-jährigen Bestehen des Unternehmens ein: „Wir sind die Wilhelm Kneitz AG, ein bewegendes Unternehmen und bieten textile Interieurkompetenz auf höchstem Niveau für unser aller Mobilität.“ Mit den Mitarbeitern sowie zahlreichen Ehrengästen hat die Firma im Dampflokmuseum in Neuenmarkt gefeiert. Adrian Roßner referierte über das Thema „Wilhelm Kneitz und die oberfränkische Textilindustrie – Ein Streifzug durch die Jahrhunderte“.

Innovationspreis im Jahr 2013

Vorstandsvorsitzende Sibylla Naumann ging in ihrem Rückblick auf das vergangene Jahrzehnt der Firma ein. „Nach der Wirtschaftskrise 2008/2009 liefen zu Beginn des neuen Jahrzehnts nach und nach immer mehr Maschinen. Mit wachsendem China-Geschäft schnurrten die Webstühle, Lohnweber kamen sogar zum Einsatz, um die benötigten Mengen zu stemmen. Die doppelbreiten Schaftluftwebmaschinen wurden ausprobiert und für gut und zuverlässig befunden.“ Mittlerweile stehen davon vier Stück in dem Unternehmen und erhöht wurden die Jacquard-Kapazitäten, um den Bedarf der vielen unterschiedlichen Artikel für die Mittelbahnen im Automobil bewältigen zu können. Damit war auch die Transformation „Vom Heimtextiler zum Automobiler“, wie die Vorstandsvorsitzende herausstellte, vollends geglückt. Dies wurde auch mit dem Innovationspreis des Landkreises Kulmbach im Jahr 2013 besonders gewürdigt. 2014 und 2015 waren dann zwei sehr bewegende Jahre, denn zunächst durfte Wilhelm Kneitz im Februar seinen 70. Geburtstag feiern und nur knapp ein Jahr später erkrankte er unverhofft und verstarb im Februar 2015.

Tochter Sibylla Naumann: „Dennoch blieb er bis zum letzten Tag seiner Firma treu und leitete trotz Chemotherapie die Geschicke des täglichen Geschehens. Unser Vater hat von den 110 Jahren Firmengeschichte 42 Jahre mitgeschrieben, von 1996 bis 2015 als Alleinvorstand der Firma Wilhelm Kneitz außerdem im Besitz der Herbert Kneitz GmbH in Bad Mitterndorf bis 1999.“

Sehr dankbar blickte Naumann auf die Zeit zurück, in der Alfred Kneitz die Geschicke der Firma kurzfristig allein und dann ab Oktober 2015 mit ihr zusammen übernahm: „Absolut keine Selbstverständlichkeit, aber von höchster Wichtigkeit, denn das gut laufende, volumenträchtige Geschäft musste weitergehen.“ Weiter erwähnte Naumann das Energiekonzept mit dem Einstieg des heute CO2-neutralen Produktions-Ablaufes. 2016/2017 wurde das Projekt Recyclinggarn aus Produktionsabfällen gestartet, das bis heute anhält. Seit 2018/2019 steht die Automobilindustrie Kopf und die bislang schon variablen Abrufmengen der Kunden für den Stoff wurden noch unkalkulierbarer. Es wurde nach neuen Geschäftsfeldern gesucht und zusammen mit ihrem Bruder Dr. Ralf-Herbert Kneitz gründete Sibylla Naumann die Wilhelm Kneitz Textile Gruppe und erweiterten die Unternehmen Wilhelm Kneitz um die Solutions in Textile. Seit Februar 2019 kämpft ihr Ehemann Matthias Naumann für die allgemeine Zulassung und den breiten Einsatz von Carbon- und Glasfasergelegen als textile Alternative zum klassischen Stahlbeton für die Bauindustrie, auch um das CO2- ärmere Bauen voranzutreiben.

Von Herzen Danke sagen

Corona und die aktuelle weltpolitische Lage und die Konsequenzen daraus sind, wie Vorstandsvorsitzende Naumann betonte, für das Unternehmen eine riesige Herausforderung. „Bewegte Zeiten liegen hinter uns und bewegte Zeiten liegen weiterhin direkt vor uns. Wir blicken trotzdem positiv in die Zukunft und werden weiterhin am und in den Standort Wirsberg investieren, weil wir an unsere Zukunft glauben und als gesundes Familienunternehmen dastehen.“

Sowohl Bürgermeister Jochen Trier (FW) als auch Landrat Klaus Peter Söllner (FW) stellten die Bedeutung der Wilhelm Kneitz AG für den Markt Wirsberg und den Landkreis Kulmbach heraus. Bürgermeister Trier: „Die Firma Kneitz gehört zu Wirsberg und das gleiche gilt auch für das Unternehmen. Dafür kann ich der Firma nur von ganzem Herzen Danke sagen.“ Landrat Klaus Peter Söllner machte deutlich, dass das Unternehmen Kneitz nicht nur für Tradition, sondern im besonderen Maße auch für Innovation stehe: „Ihr habt euch immer wieder verändert und auch neue Wege gesucht.“

Der neue Betriebsratsvorsitzende Andreas Müller verwies auf die Firmengeschichte, die nunmehr in der vierten Generation von der Familie Kneitz geführt werde: „Wir Mitarbeiter waren sichtlich froh, als wir erfuhren, dass Frau Naumann die Firma weiterleiten wird.“ Für die Sparkasse Kulmbach-Kronach sprach Vorstand Harry Weiß die Glückwünsche aus und überreichte als Vorstandsvorsitzender für das IHK-Gremium Kulmbach eine Urkunde. Die Begrüßung der Gäste und die Moderation der Festveranstaltung übernahm Aufsichtsrat Dr. Ralf-Herbert Kneitz.

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