TV-Show im Cineplex Elvis Presley kehrt nach Bayreuth zurück

Von Andreas Gewinner
 Foto: Moritz Kircher

BAYREUTH. Am heutigen Donnerstag, seinem 41. Todestag, kehrt Elvis Presley nach Bayreuth zurück. Das Cineplex zeigt um 20 Uhr eine 50 Jahre alte Fernsehshow, mit der er 1968 sein Comeback feierte. Doch zehn Jahre zuvor, 1958, war der King of Rock ’n’ Roll schon mal in Bayreuth. Eine weitgehend unbekannte Episode seiner anderthalb Jahre in Deutschland.

 
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Rückblende in die späten 1950er Jahre. In Bayreuth sind die meisten Kriegsschäden repariert. Auch am Jean-Paul-Platz. Die Markgräfliche Reithalle – heute Stadthalle – ist notdürftig wieder hergestellt. Unter einem Notdach können die Bayreuther Kinofilme schauen. Gegenüber, in der alten Postei aus dem Jahr 1738 – heute Restaurant Chinatown –, betreibt die Familie Kaupper seit 1951 das gleichnamige Restaurant.

Der berühmteste "GI" der Welt

Die Kauppers haben außer einer großen Zahl von Stammgästen auch häufig Prominente zu Gast, vor allem in der Festspielzeit, erinnert sich Gerd Kaupper. Der Sohn von Frieda und Hans Kaupper lebt heute in Heinersreuth. Er erinnert sich an die Begum Aga Khan, an Festspielmitwirkende und -gäste, denen seine Eltern sogar in einem Büroraum die Möglichkeit boten, sich für die Aufführung umzuziehen und in festliche Schale zu werfen.

Den vielleicht berühmtesten Gast seiner Eltern, ein amerikanischer Soldat, der 1958 in der Postei einkehrte, hat Kaupper nicht persönlich getroffen, „das war abends, und ich war erst elf Jahre alt damals“. Aber sein Vater habe ihm von dem berühmtesten „GI“ der Welt erzählt: Elvis Presley.

Einkehr im Forsthaus Kamerun

1979 erschien im Kurier ein Bericht über die Kauppers, als sie sich nach fast 30 Jahren zur Ruhe setzten. In einem Absatz fand auch der berühmte Gast von 1958 Erwähnung. Elvis-Fan Markus Henfling aus Warmensteinach – er organisiert seit zehn Jahren das Elvis-Weekend in Bischofsgrün – las den Bericht. Und Jahre später nahm er Kontakt zu Gerd Kaupper auf, nicht zuletzt in der Hoffnung, dass es Fotos oder einen Gästebucheintrag von dem berühmten Gast gibt. Das war leider nicht der Fall. Aber Henfling erfuhr, dass Elvis damals mit einer Gruppe Armeekameraden aus Grafenwöhr nach Bayreuth gekommen war. Und vor dem Essen in der Postei sich einen Film in der Stadthalle angeschaut hatte.

Weitere Zeitzeugen – leider Fehlanzeige. Ganz offenbar blieb Elvis in der Gruppe GIs unerkannt in Bayreuth, abgesehen von den Wirtsleuten Kaupper. Zumal es – es war November oder Dezember – dunkel gewesen sein dürfte, als die Gruppe in Bayreuth eintraf. Noch weniger bekannt und letztlich unbelegt ist die angebliche Einkehr von Elvis im Forsthaus Kamerun südlich von Bayreuth: kein Fotobeleg, keine Zeitzeugen.

Betrieb in einem Weidener Kaufhaus lahmgelegt

Zahlreiche Fotos und Zeugenberichte existieren hingegen von Elvis’ zwei Aufenthalten in Grafenwöhr. Im November und Dezember 1958 war er sechs Wochen zum Manöver in der Oberpfalz und ein zweites Mal Anfang 1960. Im Heimat- und Militärmuseum Grafenwöhr gibt es mittlerweile eine eigene Dauerausstellung zu Elvis. Kurze Aufenthalte sind auch belegt aus Vilseck, aus Hirschau (wo ein Reporter vom „Neuen Tag“ Elvis interviewte und zahlreiche Fotos machte) und aus Weiden, wo der Star den Betrieb in einem Kaufhaus lahmlegte, als die dortigen Ladenmädels erfuhren, dass Elvis in einem nahen Autohaus ein Auto mieten wollte.

Bad Nauheim in Hessen, wo er 18 Monate lebte, und das benachbarte Friedberg, wo er stationiert war, ehren den Superstar inzwischen mit jährlichen Festivals, zu denen teils Tausende Fans aus aller Welt kommen.


Die Nachrufe waren verfrüht

Elvis Presley ist in insgesamt 33 Kinofilmen zu sehen. Doch der Film, der heute Abend im Cineplex auf der großen Leinwand zu sehen ist, ist ausgerechnet eine Fernsehshow.

Die Show des Senders NBC, die vor genau 50 Jahren produziert wurde, hieß damals schlicht „Elvis“, heute ist sie als „Comeback-Special“ bekannt, weil sie genau das war: Nach einem Jahrzehnt von Hollywoodfilmen, die immer alberner und billiger wurden, galt Elvis bereits als abgeschrieben, zumal er auch musikalisch den rapiden Wandel in den 60er Jahren (Beatles, Stones) nicht nachvollzog und schon jahrelang keinen Nummer-eins-Hit mehr hatte.

Doch die Nachrufe waren verfrüht. Das „Comeback-Special“ überraschte nicht nur mit astronomischen Einschaltquoten, es zeigte den King in alter, neuer Blüte, der erstmals seit sieben Jahren wieder vor einem Livepublikum auftrat und bewies, dass er es noch draufhatte.

Der Erfolg der Fernsehshow ebnete ihm den Weg zu einem mehrwöchigen Las-Vegas-Gastspiel 1969. Bis zu seinem Tod acht Jahre später sollte Elvis mehr als 1000 Livekonzerte geben. So gut wie jedes Konzert war ausverkauft.

Eine der Backgroundsängerinnen, die heute Abend im „Comeback-Special“ im Cineplex zu sehen ist, Darlene Love, tritt an diesem Wochenende beim European Elvis Festival in Bad Nauheim auf. Wer nicht ganz so weit fahren will, braucht nur bis Anfang November warten, wenn es heißt „Rock ’n’ Roll im Zentrum“: Am 9. November, 19 Uhr, tritt die Münchner Band Chris Aron and the Croakers auf der Kleinkunstbühne im Zentrum in Bayreuth auf. Die Band, die bereits mit Wanda Jackson („Let’s have a Party“) und Linda Gail Lewis (Schwester von Jerry Lee Lewis) auf Tournee war, versteht es, verschiedene Musikstile wie Rockabilly, Country und schwarzen Rhythm & Blues in ihren Songs zu verarbeiten.

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