Ohne Reisepässe und Visa in Richtung Mongolei Mongol Rally: Ready, steady, go!

Leo Caspari und Niklas Ewert

TÜRKEI/BAYREUTH. Die beiden Theater und Medien-Studenten Leo Caspari und Niklas Ewert starten als Team "Bohemians" bei der diesjährigen Mongol Rally. Ohne Reisepässe und Visa mussten sie ihre abenteuerliche Reise durch Osteuropa antreten.

 
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25. Juli. Endlich ist es soweit, der zierliche Renault Twingo wird mit den letzten Rucksäcken beladen und schon befinden wir uns auf der 10.000 Kilometer lange Reise von Deutschland bis in die Mongolei. Das Abenteuer ist bei Reiseantritt jedoch bereits voll im Gange. Bei Abfahrt haben wir weder unsere Reisepässe, noch unsere Visa, die uns schon längst hätten zugestellt werden sollen, jedoch beim Zustellen verschollen sind. Eine Odyssee beginnt.Teilnehmer aus der ganzen WeltErster Stopp ist Burg Klenova in der Tschechischen Republik, wo sich knapp 300 Teams versammelt haben, um am nächsten Tag die Reise in die Mongolei anzutreten. Darunter auch jene, die bereits zwei Tage zuvor in Goodwood bei London gestartet sind. Die Teilnehmer der Rally sind größtenteils britischer Herkunft. Man findet aber auch Teams aus Korea, Amerika, Neuseeland, Australien, Europa, Kenia oder Mexiko.

Die Mongol Rally wird jährlich von den abenteuerlichen Damen und Herren veranstaltet die sich „The Adventurists“ nennen und die Rally bereits zum siebten Mal organisiert haben. Auch wenn es sich bei der Rally um ein organisierten Event handelt, sind die teilnehmenden Teams zwischen Startparty und Ziellinie vollkommen auf sich alleine gestellt.Zwischenstopps in Slowakei und RumänienNach einer wilden Nacht in Klenova Castle geht es nun also weiter durch Tschechien Richtung Slowakei. Die Straße wimmelt nur so vor Rallyautos und wir treffen auf Ryan (Australien) und Craig (Neuseeland) die beide in London leben. Die beiden gut gelaunten Jungs werden uns auf unserer Reise noch ein gutes Stück begleiten. Vorerst jedoch trennen wir uns am Abend von ihnen. Sie wollen die Nacht in Bratislava in einem Hostel verbringen. Wir wollen schnell raus aus der Slowakei, da wir die Maut-Vignette nicht erworben haben und ein anderes Rally Team uns berichtet hat, dass es von der Polizei kontrolliert worden ist und man ihm ein Strafgeld in Höhe von 300 Euro aufgebrummt hat. Also fahren wir bis ca. 100 Kilometer vor Budapest und schlagen einige Kilometer abwärts von einer Autobahnabfahrt unser Zelt unter einem Windkraftwerk auf. Das monotone Geräusch der einzelnen Windradsegmente 80 Meter über unserem Zeltdach lässt uns bald wohlig schlafen.

Am nächsten Tag verbringen wir ein paar Stunden in Budapest, wo wir ohne großen Erfolg versuchen den Standort unserer Reisepässe und Visa ausfindig zu machen. Anschließend geht es weiter nach Rumänien. Zwischennotiz: Es ist nicht die schlauste Aktion gewesen bei der Grenzüberquerung eine Gruppe Sinti und Roma nach Rat zu fragen wo man Geld tauschen könne - unser Auto steht keine zwei Sekunden, da beginnt einer unsere Scheibe zu wischen und sechs weitere belagern unsere Auto, um Geld für die nach dem Waschvorgang deutlich dreckigere Scheibe abzupressen.

Nachts bei Obi

Die erste Nacht in Rumänien schlafen wir auf einem Obi-Parkplatz, unter der skeptischen Beobachtung des Parkplatzwächters und seines Deutschen Schäferhundes. Am nächsten Tag fahren wir eine wunderschöne Strecke durch die Südkarparten und kommen schließlich in Vama Veche, dem letzten Ort vor Bulgarien am Schwarzen Meer an, wo eines der teilnehmenden Teams eine Party organisiert hat. Von der eigentlichen Party bekommen wir leider nicht mehr viel mit, da wir erst spät in der Nacht vor Ort ankommen. Die Party bietet uns jedoch die Gelegenheit, uns am nächsten Tag mit anderen Teams neu zu gruppieren. Mit Craig und Ryan, die unter dem Teamnamen Car Trek - The Wrath of Khan fahren, und dem britischen Team The Lost Wolves verlassen wir den gemütlichen Partyort Vama Veche und begeben uns in Richtung Bulgarien. Das Problem mit den Reisepässen hat sich in der Zwischenzeit immer noch nicht klären können.

In Bulgarien verbringen wir die Nacht in dem Partyort Sunny Beach an der bulgarischen Schwarzmeerküste. Schweren Herzens und mit dem ein oder anderen verkaterten Teammitglied verlässt der Convoy am nächsten Tag diesen himmlischen Flecken Erde. Nächster Stopp Türkei. Von hier an wird die Anzahl wilder Nächte wohl etwas zurückgehen.Ohne Reisepässe in die Türkei?Die Türkei stellt ein besonderes Hindernis dar, da wir weiterhin nicht unsere Reisepässe in den Händen halten. Immerhin wissen wir nun, dass angeblich versucht wurde die Reisepässe zuzustellen, jedoch niemand den Umschlag entgegennehmen konnte und auch kein Nachricht hinterlassen wurde. Einem Freund in Bayreuth ist es auch nicht möglich die Reisepässe an der Poststation abzuholen, da diese anscheinend schon auf dem Rückweg zu den Rallyveranstaltern sind.

Auf unser bisherigen Reise hatten wir keine Probleme mit unserem Personalausweis durch die EU zu kommen. Die Meinungen, ob man ohne Reisepass mit dem Auto in die Türkei einreisen könne, variieren jedoch stark. An der türkischen Grenze angekommen, ist nun also Nervenkitzel geboten. Die Nichteinreise würde eine deutliche Verzögerung unserer Reise und den Verlust unseres Convoys bedeuten. Vier Kontrollstellen und ein Gespräch über Fußball später befinden wir uns aber auf türkischem Terrain. Die Stimmung ist vorerst deutlich erleichtert.

Die nächsten beiden Tage verbringen wir auf türkischen Straßen und erfreuen uns an der angenehmen Gastfreundschaft dieses heiteren Volkes. Langsam wird einem auch bewusst, wie viel man bei dieser Rally tatsächlich fahren muss. Zeit für Sightseeing bleibt dabei leider nur selten. Die Straße ist unser neues Zuause.

Es ist nun also eine Woche her, seit wir unser trautes Heim verlassen haben und uns auf die Reise in die Mongolei begeben haben. Die Reisepässe und Visa, ohne die wir ab der iranischen Grenze nicht mehr weiterkommen, haben wir immer noch nicht erhalten. Wir sind aber zuversichtlich, dass auch dieses Problem bald gelöst werden kann und unsere Reise unbeschwert weitergehen wird.Fotos: red