Treff in der Burg muss schließen, weil der Freistaat seine Förderung zurückzieht Stadtteiltreff Burg schließt: Aus für den B-Punkt

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Seit 2001 war der Stadtteiltreff Burg Anlaufstelle für junge Migranten. Im Lauf der Zeit entwickelte sich der Treff zum Mehrgenerationentreff. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Projekt. Dieses Wort hat ganz offensichtlich das Aus des Stadtteiltreffs in der Burg zum 30. Juni besiegelt. Die Migrationsberatung der Caritas in der August-Riedel-Straße 13 muss schließen, weil der Freistaat Bayern seine Fördermittel zurückgezogen hat. Weil der Freistaat keine Projekte fördert. Obwohl der B-Punkt seit 2004 längst aus dem Projektstadium heraus ist. Und zehn Jahre lang sowohl vom Freistaat als auch von der Stadt Bayreuth gefördert wurde.

 
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Frustriert sind die Menschen aus dem Stadtteil Burg. „Es ist ein Ort für wirklichen, nicht digitalen Kontakt unterschiedlicher Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen“, schreiben die Menschen aus der Burg in einem offenen Brief, der dem Kurier vorliegt, an den Integrationsbeauftragten der Stadt Bayreuth, Gerhard Eggert. Der B-Punkt habe sich zum Mehrgenerationentreffpunkt entwickelt. Der zum „gegenseitigen Verständnis, einem besseren Zusammenleben und der präventiven Jugendarbeit“ beitrage.

„Dort war alles, was man nicht sehen will“

Frustriert ist Hermann Hinterstößer. Der Geschäftsführer der Caritas sagt auf Anfrage unserer Zeitung, der B-Punkt sei in einer Zeit gegründet worden, als die Burg ein Brennpunkt war. Dolores Longares-Bäumler, die im Stadtteiltreff Burg eine Viertel-Stelle hatte – genau diese Stelle ist jetzt weggefallen – konkretisiert: „Dort war alles, was man nicht sehen will: Drogen, Alkohol, Gewalt, Lärm.“ Speziell unter jugendlichen Aussiedlern habe es oft Probleme gegeben, weshalb der Treff als Projekt 2001 eingerichtet worden war. Hinterstößer sagt, damals seien Bundesmittel für die Migrationsarbeit geflossen. „Nach drei Jahren sind die ausgelaufen. Wir wollte das aber nicht auflösen, weil wir für Nachhaltigkeit sorgen wollen. Wir haben nach anderen Finanziers gesucht.“ Die fand die Caritas: In der Stadt Bayreuth, die bis zum heutigen Tag fördert. In Land Bayern. Auch die Stiftung Menschen in Not hat zugeschossen, sagt Hinterstößer.

"Uns fällt alles vor die Füße"

Das Problem: „Weil im Förderbescheid der Stadt Bayreuth das Wort Projekt nach wie vor enthalten ist, fällt uns das alles jetzt vor die Füße“, sagt Hinterstößer. „Weil das Land keine Projekte fördert.“ Das sei der für die Zuschüssen zuständigen Regierung von Mittelfranken Ende vergangenen Jahres aufgefallen. „Wir waren Ende des Jahres auch in München im Sozialministerium, haben alles versucht. Aber es hat nichts geholfen“, sagt Hinterstößer. Das Ergebnis: Die Viertel-Stelle von Longares-Bäumler fällt weg. Mit der anderen Viertel-Stelle der Sozialpädagogin Tatjana Meutzner und ehrenamtlichen Kräften sei der Treff nicht zu meistern. Neben den Zuschüssen, die wir bekommen haben, haben wir eine Menge an Eigenmitteln da reingepumpt.“ Mehr gehe nicht. Zumal man Sorge haben müsse, dass der Freistaat auch seine Förderung der Jahre 2012 und 2013 zurückfordert. „2012 waren das 11200 Euro. Die Rückforderung für 2012 liegt vor. Wir versuchen, das noch abzuwenden.“

Was Hinterstößer empört: „Seit 2005 fördert das Land Bayern. Niemand hat uns darauf hingewiesen, dass es nicht gehe, wenn da Projekt drinsteht.“ Es wäre kein Problem gewesen, das Wort Projekt aus dem Förderbescheid der Stadt herauszunehmen, sagt Carsten Hillgruber, der Sozialreferent der Stadt. Das Integrationsamt habe Anfang Juni einen Brief geschrieben, in dem deutlich stehe, dass man zwar die Bezeichnung Projekt verwendet habe, die aber „schon lange nicht mehr stimmt. Ich hoffe schon, dass das jetzt nicht an dem einen Wort scheitert“.

Abgeordnete wollen sich für Fortsetzung einsetzen

Die Bayreuther Landtagsabgeordneten Ulrike Gote (Grüne) und Christoph Rabenstein (SPD) sind von der Caritas über das Problem Anfang Juni schriftlich informiert worden. Gote sagt, sie gehe davon aus, „dass man es schafft, dass die Arbeit weiterhin zuschussfähig ist“. Rabenstein sagt, er fände es „sehr bedauerlich, wenn der Treff tatsächlich schließen würde“. Der B-Punkt sei zwar, wie auch Longares-Bäumler bestätigt,vor zehn Jahren „noch nötiger als jetzt gewesen. Trotzdem ist er nach wie vor wichtig“. Eine Rückforderung der Zuschüsse, die im Raum steht, „geht gar nicht“, sagt Rabenstein. Er werde sich „massiv dafür einsetzen, dass die Arbeit fortgesetzt werden kann“.

Die Chancen stehen schlecht. Die Wohnung in der August-Riedel-Straße ist gekündigt. Ausräumen, streichen. Übergabe ist am 30. August. Tatjana Meutzner wird laut Hinterstößer in der Himmelkronstraße eingesetzt, in der Jugendarbeit. Sie sei angefragt, die Vormundschaft für Jugendliche zu übernehmen, die allein nach Deutschland kommen und hier Asyl beantragen.

Die Pressesprecherin der Regierung von Mittelfranken, Ruth Kronau-Neef, sagt auf Anfrage unserer Zeitung, sie könne frühestens am Donnerstag Stellung nehmen.

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