Trebgast Naturbühne startet in den Theaterfrühling

Judas – der Name steht für Verrat. In Trebgast wird der biblische Stoff zu einer ganz persönlichen Geschichte. Foto: Thomas Eberlein/Naturbühne

Die Macher in Trebgast gehen neue Wege und zeigen im Alten Pfarrhaus und in der Kirche im März fünf Stücke. Wut, Trauer, Lebensfreude – im Mittelpunkt werden großen Gefühle stehen.

 
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Neben dem Sommerprogramm serviert die Naturbühne im März jetzt erstmals fünf Stücke im Alten Pfarrhaus und der St. Johanniskirche in Trebgast sowie im Mai im Brandenburger Kulturstadl in Bayreuth. Mit dem Angebot möchte die Naturbühne neue Spielorte beleben und der Öffentlichkeit Theater so nah wie möglich bringen. Jeder Besucher, so versprochen die Macher, werde sich in starken Emotionen wie Wut, Trauer, Lebensfreude auf der Bühne wiedererkennen und mit bittersüßen Erkenntnissen zum Nachdenken angeregt.

Mit Sigurd Sundby, Anne Scherliess und Andreas Gräbe stehen professionelle Darsteller auf der Bühne, die sich in der Region unter anderem bei den Rosenbergfestspielen in Kronach längst einen Namen gemacht haben und auch auf der Felsenbühne zu sehen sind.

Um Verlust, Trauer aber auch Hoffnung dreht sich Lot Vekemans Stück „Gift“. Foto: Thomas Eberlein/Naturbühne Trebgast

Zwei verletzte Seelen: Los geht es am 2. und 3. März mit dem Dialog „Gift. Eine Ehegeschichte“ von Lot Vekemans über Verlust, Trauer und den Versuch einen Weg ins Leben zu finden. Regisseurin Anja Dechant-Sundby inszeniert das Stück behutsam. Weil das Grab ihres Sohnes umgebettet werden soll, trifft sich ein Paar nach zehn Jahren Trennung in der Wartehalle eines Friedhofs. Erst haben sie ihr Kind verloren, dann sich selbst und dann einander. Es beginnt eine vorsichtige, durchaus auch humorvolle Annäherung zweier zutiefst verletzter Seelen.

Ein Gastspiel gibt Anfang März das Brandenburger Kulturstadl mit „Der Kontrabass“. /Sven Lutz

Premiere mit Süßkind: Der Brandenburger Kulturstadtl gibt am 8. und 9. März mit „Der Kontrabass“ von Patrick Süskind (Regie: Martin Ebner) ein erstes Gastspiel in Trebgast. Die bittersüße Anleitung zum Umgang mit dem Scheitern zeigt, wie der Beruf des Kontrabassisten genügend bereit hält, um unzufrieden zu sein. Denn Kontrabässe sind einerseits schwer und unhandlich, gehen dafür aber im Orchester meist unter. Es gibt keine Soloparts, keine Sichtbarkeit. Was ist dann der Sinn?

Todernst und komisch – geht nicht? Doch, nämlich bei dem Stück „All das Schöne“. Foto: Thomas Eberlein/Naturbühne Trebgast

Warum leben lohnt: Den zutiefst berührenden Monolog über das Leben „All das Schöne“ von Duncan Macmillan bringt Anja Dechant-Sundby am 10. und 15. März auf die Bühne - todernst und komisch zugleich. Wie reagiert ein Kind auf einen Suizidversuch der Mutter? Darauf, dass die Mutter vergisst, wofür es sich zu Leben lohnt? Man schreibt eine Liste. Mit allem, was schön ist. Eine Lebensliste gegen die Traurigkeit, die sich langsam auch in das eigene Leben schleicht. Das Stück ist ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, warum es sich unbedingt lohnt zu leben.

Die menschliche Seite von Judas hat das gleichnamig Stück zum Thema. Foto: Thomas Eberlein/Naturbühne Trebgast

Kirche wird zur Bühne: „Judas“ von Lot Vekemans ist eine spannende Auseinandersetzung über eine Entscheidung, die dein Leben verändert. Judas – der Name steht für Verrat. Er lullt ein mit Geschichten über seine Kindheit und seine Zeit mit IHM. Plötzlich jedoch dreht er den Spieß um. Was wäre passiert, wenn er Jesus nicht verraten hätte? Schauspieler Andreas Gräbe und Regisseur Bernd Berleb brechen den biblischen Stoff auf eine persönliche Ebene herunter; wir erleben einen Judas mit all seinen menschlichen Ängsten und Ausreden. Er möchte gesehen und verstanden werden. Dabei wird die Kirche in Trebgast am 16. und 17. März zur Bühne, keine Kulisse, sondern ein realer Spielort. Hinweis: Der Reinerlös dieser Vorstellungen geht an die Geschwister-Gummi-Stiftung Kulmbach. Zudem spendet Andreas Gräbe sein Honorar.

Um die große Liebe kümmern sich Jugendliche Anfang Mai auf der Naturbühne. Foto: Thomas Eberlein/Naturbühne Trebgast

Die große Liebe: Ganz neue Wege geht der Spielclub „Black Box“ der Naturbühne am 4. und 5. Mai mit „Romeo und Julia, oder so ...“, das von den Jugendlichen gemeinsam mit den beiden Theaterpädagoginnen Fenja Grießhammer und Kira Söllner selbst erarbeitet wird. Auf der Bühne das klassische Liebespaar – im wahren Leben der Kampf um Liebe, Identität & Erwachsen werden. Die moderne Liebesgeschichte stellt die Frage, ob es sie auch heute gibt – die große grenzenlose Liebe? Muss Liebe eigentlich Grenzen haben? Der Jugendclub der Naturbühne stellt sich diesem zeitlosen Konflikt. Die zehn jungen Darstellenden schlagen dabei mit ihrer modernen Erzählung gegen traditionelle Rollenbilder die Brücke zu den heutigen Herausforderungen ihrer Generation. Sie zeigen ihre Sicht auf die Welt. Ein Aufruf zur Liebe ohne Einschränkungen.

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