Thema: Müllvermeidung Uns geht's zu gut

Leserbrief von Rupert Pflaum, Bayreuth
 Quelle: Unbekannt

Zum Artikel „Wachspapiertücher und Zahnbürsten aus Bambus“, Kurier vom 16./17. Februar.

 
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Ich habe verzweifelt nach Indizien gesucht: Verdammt, das muss doch ein Faschingsscherz sein! Aber, o weh, Deutsche nehmen so was ernst.

1. Wir sollen also in ein Wachstuch erst unseren Käse, dann das marinierte Hähnchen, dann das Pausenbrot einwickeln und dazwischen abwaschen? Glückwunsch, jetzt haben wir Schimmelpilze und Salmonellen überall. Und für Seife und heißes Spülwasser verbrauche ich viel mehr Ressourcen als für ein Stück Folie.

2. Wenn ich mir mit einer Plastikzahnbürste die Zähne putze, ist die bis zum nächsten Zähneputzen trocken. Eine Holz- und Pflanzenfaser-Zahnbürste nicht, die modert im Bad fröhlich vor sich hin.

3. Wie effektiv ist es, einen Strohhalm mit Bürstchen, heißem Wasser und Seife auszuspülen? Bitte sage mir keiner, dass das eine gute Ökobilanz ergibt. Von Hygiene ganz zu schweigen.

All dies sind „Problemlösungen“ für Probleme, die erstens nicht existieren und zweitens nicht gelöst werden. Kunststoffe – Folie, Zahnbürste, Strohhalme – fallen dezentral in minimalen Mengen an, werden in den Restmüll geworfen und verbrannt. Technisch und hygienisch sind dies Rückschritte um 100 Jahre. Lebensqualität wird verschlechtert, sinnlose Arbeit vermehrt, und die Umwelt so viel entlastet, als wenn ein Braunkohlekraftwerk fünf Sekunden kürzer läuft. Das sind Schnapsideen, zu übertreffen wäre das nur noch, indem wir unser Klopapier nach Gebrauch waschen, trocknen und wiederverwenden. Uns geht‘s zu gut.