Thema: Möbelriese Muss alles dem kurzfristigen Konsum geopfert werden?

Leserbrief von Hubert Koths, Oberobsang
 Quelle: Unbekannt

Zum Artikel „XXXLutz: Anfang mit Zwischentönen“, Kurier vom 14. März.

 
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Die Ansiedlung des Möbelriesen scheint im Stadtrat offensichtlich mehrheitsfähig und zumindest dort bereits ausgemachte Sache. Ist es doch wohl verlockend einfach einen großen Teil einer brachliegenden Gewerbe-Fläche schnell vermarkten zu können.

Wegen überörtlicher Raumbedeutsamkeit muss das Projekt „… auch durch die Regierung von Oberfranken und das bayerische Finanz- und Heimatministerium abgesegnet werden …“. Hoffentlich stellt man sich dort ein paar Fragen mehr als bei der Mehrheit der Bayreuther Stadträte.

Zum Beispiel: Ist es wirklich notwendig, die Kaufkraft aus dem Umland immer stärker auf die Stadt Bayreuth zu lenken? Widerspricht der Plan einer solchen Ansiedlung nicht dem Versuch, die ländlichen Regionen wieder attraktiver zu gestalten? Muss man tatsächlich aus billigem Gewerbesteuerinteresse und in Zeiten des Fachkräftemangels einen Lutz XXXL zum Beispiel gegen Anbieter aus dem Landkreis, wie etwa Möbel Pilipp oder Möbel Hertel und die zahlreichen innerstädtischen Anbieter positionieren?

Gibt es wirklich keine ausreichenden Angebote für die wenigen hunderttausend Bewohner des Umlandes Möbel, Inneneinrichtungen und Mitnahmeartikel zu erstehen? Wenn schon das Internet der größte Konkurrent der stationären Händler in der Innenstadt ist: Warum wird dann zusätzlicher Druck auf die bestehenden Anbieter in Stadt und Landkreis durch die lokale Politik entwickelt?

Sollte man nicht – wie Herr Schlags vorschlägt – tatsächlich das Gelände für qualifizierte Wirtschaftende mit Qualität freihalten anstatt später weitere grüne Flächen für Gewerbenutzung ausweisen zu müssen? Die Universität kündigt ja auch bereits seit Langem neue Gründungsinitiativen an. Vielleicht wird daraus ja bald Realität.

Müssen der ausgewiesenen reinen Verkaufsfläche der Lutz-Märkte nicht noch zahlreiche Hektar Parkraum und Verkehrsflächen hinzugerechnet werden? Dient eine Ansiedlung an der Stadtperipherie Bayreuths tatsächlich dem Ziel, diese Stadt und ihr Umfeld lebenswerter und attraktiver zu machen? Steigt mit einer solchen Ansiedlung die gefühlte Lebensqualität der Bewohner der Stadt? Nimmt durch eine solche Ansiedlung der steigende Verkehrsdruck in und um Bayreuth eigentlich ab oder eher noch zu?

Müssen denn alle vernünftigen Gedanken an eine lebenswerte Zukunft dem kurzfristigen Konsum und den strategischen Interessen bereits dominierender Player geopfert werden? Wollen wir uns irgendwann um eine Möbelruine ohne vernünftige Nutzungsfortführung in Bayreuth kümmern müssen, wenn XXXL eines Tages wegen der Internet-Konkurrenz die Pforten schließt? So wie ehedem die Möbelkette Erbe? Hat es Wert, in Zeiten des Fachkräftemangels harten Wettbewerb um Mitarbeiter zu entfachen?

Liebe Frau Oberbürgermeisterin Merk-Erbe, lieber Stadtrat: Wäre es nicht viel visionärer einmal darüber nachzudenken, bestehende innerstädtische Großgewerbebetriebe an den genannten Standort auszusiedeln, um innerstädtisch mehr Wohnraum und eine höhere Lebensqualität zu schaffen?

Zuletzt die Frage an unsere Jugend: Wo ist die Freitagsdemo für mehr Lebensqualität, weniger Konsumtempel und weniger Verkehr in und um Bayreuth?