Telefonaktion Vom Notfallort bis zur Klinik

Der „Nordbayerische Kurier“ und das Arztforum bieten am Dienstag, 5. April, von 18 bis 19 Uhr eine Telefonaktion an. Dabei beantworten Dr. Stefan Eigl und Dr. Markus Finckh, beides Fachärzte für Anästhesiologie am Klinikum Bayreuth, und der niedergelassene Facharzt Bastian Priemer Fragen zum Thema „Vom Notfall bis zur Klinik – richtiges Verhalten bei lebensbedrohlichen Notfällen“.

 
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In vielen alltäglichen Situationen kann jeder von uns ohne Vorwarnung mit einer plötzlichen medizinischen Notfallsituation – sei es durch Unfall oder eine schwere Erkrankung – konfrontiert werden, die ein beherztes Eingreifen erfordert, um die akute Lebensgefahr für den Patienten abzuwenden und mit einfachen Basismaßnahmen der Ersten Hilfe die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes effektiv zu nutzen.

Erste-Hilfe-Maßnahmen durch Angehörige, Arbeitskollegen, Sportkameraden oder zufällig anwesende Personen sind ein wesentlicher Bestandteil der Rettungskette und haben eine entscheidende Auswirkung auf die medizinische Prognose des Patienten im Notfall. Es gibt einige wenige, sehr effektive Maßnahmen, welche bei einem lebensbedrohlichen Zustand von nahezu jedermann, in nahezu jeder Lebenslage angewendet werden können.

Plötzlicher Herzstillstand

Insbesondere beim plötzlichen Herzstillstand ist die Chance, überhaupt oder ohne schwerwiegende bleibende Schäden durch Sauerstoffmangel zu überleben, ohne Laienhilfe sehr gering. Nach rascher Feststellung der Bewusstlosigkeit mit fehlender Atmung sollte sofort der Notruf 112 erfolgen, um danach ohne weiteren Zeitverlust mit der Herzdruckmassage zu beginnen und diese bis zum Eintreffen professioneller Hilfe mit einer Frequenz von etwa 100 pro Minute ohne Unterbrechung fortzusetzen.

Idealerweise kann darüber hinaus von weiteren Helfern ein öffentlich zugänglicher Defibrillator zeitnah zum Notfallort gebracht werden, um mittels Elektroschock das oftmals flimmernde Herz wieder in einen geregelten Rhythmus zu überführen, schreibt Stefan Eigl. Da viele Ersthelfer in der Durchführung von Wiederbelebungsmaßnahmen in dieser emotional natürlich hoch belasteten Situation noch unsicher sind, kommt der telefonischen Anleitung und Motivation durch Disponenten der Integrierten Leitstelle beim Notrufgespräch eine entscheidende Bedeutung zu.

Auch im eigenen Leitstellenbereich Bayreuth/Kulmbach sind in den letzten Jahren immer wieder Telefonreanimationen erfolgreich angeleitet worden und so mancher Mensch verdankt dem raschen Handeln von zufällig Anwesenden sein Leben. Durch schnelle Laienhilfe kann die Überlebensquote bei einem plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand verdoppelt werden. Der einzige Fehler, den man in einer solchen Extremsituation machen kann, ist gar nichts zu tun. Jede Minute Zeitverzögerung erhöht die Gefahr für bleibende Behinderungen oder Tod des Betroffenen um zehn Prozent.

Starke Blutungen

Neben dem Herzstillstand erfordern vor allem starke Blutungen ein sofortiges Eingreifen, um die akute Lebensgefahr abzuwenden. Direkter manueller Druck auf die stark blutende Wunde, das Anlegen eines Druckverbandes und nur im Extremfall das Abbinden der stark blutenden Gliedmaßen sind einfache und wirkungsvolle Maßnahmen, um eine äußere Blutung zu stoppen und somit unmittelbar das Leben des Betroffenen zu retten. Diese Verfahren sind auch bei alltäglichen schweren Verletzungen – sei es beim Sport, am Arbeitsplatz oder beim Heimwerken – von entscheidender Bedeutung und sollten sich wieder stärker ins Erste-Hilfe Bewusstsein der Bevölkerung einprägen.

Oftmals eine große Herausforderung gerade für den medizinischen Laien ist das Erkennen von typischen Symptomen, welche auf eine mögliche schwere oder gar lebensbedrohliche Gesundheitsstörung hinweisen können. Die richtige Einschätzung von „klassischen Beschwerden“ zum Beispiel beim Herzinfarkt oder Schlaganfall als zeitkritischer Notfall können für das weitere Schicksal des Patienten entscheidend sein. Jeder Schlaganfall und auch „nur“ eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Gehirns ist ein Notfall. Es gilt: „Zeit ist Hirn“. Das heißt, je schneller die Angehörigen reagieren und den Patienten einer klinischen Versorgung zuführen lassen, umso eher kann der Schaden minimiert werden.

Zwei Stunden Reanimationsunterricht

Erfahrungen aus europäischen Nachbarländern zeigen sehr gute Ergebnisse, wenn bereits Jugendliche in Wiederbelebungsmaßnahmen ausgebildet werden. Ein Zukunftsprojekt mit hoher Effektivität ist deshalb die möglichst flächendeckende Einführung von zwei Stunden Reanimationsunterricht an den Schulen. Schüler ab der siebten Klasse können kritische Notfallsituationen richtig einschätzen und die notwendigen Maßnahmen ergreifen. So wurde dazu beispielsweise am Gymnasium Christian-Ernestinum schon vor Jahren ein entsprechendes Pilotprojekt mit den siebten Klassen gestartet.

Info: Der Anästhesist und Notarzt Stefan Eigl hält am Donnerstag, 7. April, um 20 Uhr im Historischen Sitzungssaal in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule einen öffentlichen Vortrag, um anhand von Beispielen aus dem notärztlichen Alltag das Erkennen und Einschätzen von bedrohlichen Gesundheitsstörungen zu erleichtern, sowie praktische Tipps zur Überbrückung der entscheidenden ersten Minuten zu geben.

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