Streitauer gefesselt von Fernost

Von Andreas Gewinner

Am Samstag ging es für den Streitauer Chor nach zwei ereignisreichen Wochen in Fernost zurück nach Hause. Zuvor begegnen ihnen noch passwortknackende Mönche. Und ein alter Koreaner, der in der U-Bahn „Am Brunnen vor dem Tore“ singt. Ein Blick in Reisetagebücher.

 
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In der Millionenstadt Busan geht es durch die von Menschen und Garküchen brodelnden Straßen durch ein Meer von Lichtern und Gerüchen. „Wo sind wir? Las Vegas? New York?“, fragen sich Gundl, Elfi, Inge und Maria. Im YongDuSan-Park (Drachenberg, er soll die Feinde vom Meer abschrecken) üben verschiedene bunte Folkloregruppen (Männer-, Soldaten-, Taek-Won-Do-, Meditationsgruppen) für den Abend: „Ein Kranich, überlebensgroß, aus prachtvoll weißen Federn, kommt uns entgegengerollt, Papierkraniche begleiteten ihn. Tänze von besonderer Grazie werden aufgeführt. Dies alles lässt sich mit Worten kaum beschreiben und berührt uns sehr.“

In Busan steht auch das nächste Konzert auf dem Programm. Die Streitauer können noch mal proben – im deutschen Konsulat. Der Auftritt ist im Konzertsaal der Dong-A Universität. „Wir waren von dem Saal total überwältigt. Auch hier war die Akustik, wie schon in Yeoncheon, phänomenal“, schildert Heidi: „Am heutigen Abend begleiteten uns musikalisch zusätzlich zwei koreanische Sänger und zwei Pianisten. Zum Abschluss wurde das Lied ’Geuriun Geumgangsan’ gemeinsam gesungen. Das Konzert war ein voller Erfolg! Im Foyer wurden wir anschließend von begeisterten Koreanern gefeiert und es kam zu einem regen Austausch. Facebook-Accounts wurden miteinander verbunden und Webseitenadressen aufgeschrieben. Auch hier klickten die Fotoapparate um die Wette. Von Kai (Chorleiter Kai Konrad) bekamen wir ein großes Lob – und das will was heißen!“

Letzte Station ist die südkoreanische Hauptstadt Seoul. Unterwegs wird ein rund 700 Jahre alter buddhistischer Tempel besucht, welcher die Erleuchtung beim Hinaufsteigen der Stufen verspricht. „Diese kommt tatsächlich spätestens dann, wenn man nach dem Abstieg der 108 Stufen ganz unten ankommt und merkt, dass man ja den ganzen Weg wieder nach oben muss“, so Julia.

Angekommen im nächsten Tempel, dem UNESCO Weltkulturerbe Bulguksa Tempel, „stand Kai erschüttert vor dem heiligen Getränkeautomaten der Mönche und konnte es nicht fassen, was er da sah“, schildert Julia: „Diese harmoniebedürftigen, bodenständigen, gläubigen Mönche sind nicht nur Meister in der Lehre der Selbstfindung, sie knacken auch Passwörter ... Opfer waren anscheinend diesmal wir. Das Passwort des Gesangsvereins für den internen Teil unserer Homepage prangte an dem Automaten in riesiger Schrift.“

Im Hotel in Seoul muss die Chorprobe in den Fitnessraum verlegt werden, „und so probten wir zwischen Laufbändern und Ergometern“ erzählen Alexandra und Thiemo. Später, in der U-Bahn, eine denkwürdige Begegnung: „Am Ende des Abteils war doch tatsächlich ein Platz neben einem älteren Herrn frei. Dieser nickte mir freundlich zu und fragte, woher ich denn komme. Die Antwort, dass wir aus Deutschland sind, erfreute ihn so sehr, dass wir ins Gespräch kamen. Er erzählte voller Stolz, dass er etwas Deutsch spreche. Nach einem kurzen Austausch über den Grund unseres Aufenthalts, ließ er das Lied „Am Brunnen vor dem Tore“ erklingen. Er liebe Deutsche Musik, vor allem Brahms – Zufall??? (Brahms ist auch im Konzertprogramm der Streitauer.) Natürlich durfte der mir bereits bekannte Visitenkartenaustausch nicht fehlen.“

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