Bis 2011, bis zur Rente, betrieb sie den Gasthof. Im Jahr 2013 kam dann der Einbruch: Renate Steinhagen erkrankte schwer. Diagnose: Brustkrebs. Dazu kam ein hartnäckiger Krankenhauskeim. „Das war fast das Ende.“
Bei ihrer Entlassung verließ sie das Krankenhaus mit Rollator. Aber: Sie kam wieder auf die Beine. Und langweilte sich. „Ich hatte keine Aufgabe mehr. Wenn du dein Leben lang in der Gastronomie gearbeitet hast, ist das Rentnerdasein keine Erfüllung.“ Sie begann, sich im Ehrenamt zu engagieren, nachdem sie bei einer Bürgerversammlung von nach Pegnitz kommenden Geflüchteten gehört hatte. Renate Steinhagen stieß im Jahr 2015 zu einer Gruppe von Menschen, die helfen wollten – diese Menschen sollten später den Unterstützerkreis gründen, Steinhagen deren Vorsitzende werden. „Ich habe die Zeit. Andere sind berufstätig oder anderweitig beschäftigt. Und ich kann mich ja auch ein bisschen durchsetzen“, sagt die 71-Jährige.
Dickes Fell gegen Anfeindungen
Der Glaube ist eine Grundlage für ihr Engagement, wie sie erzählt: „Es gibt viele Wege zu Gott, egal, ob als Christ, Muslim oder sonst was. Man darf eben nicht rauben, morden oder ähnliches.“ Mit anderen Glaubensrichtungen habe sie keine Berührungsängste. Ein Missverständnis über den Unterstützerkreis will sie allerdings ausräumen: „Wir sind nicht nur für die Flüchtlinge da. Wir wollen allen helfen, die unsere Hilfe brauchen.“
Trotzdem sieht sie sich und ihren Verein Anfeindungen aus der rechten Szene ausgesetzt. „Man muss ein dickes Fell haben – das können wir Preußen“, sagt Renate Steinhagen dazu. „Die Abschiebungen können einen fertig machen, besonders dann, wenn man schon Freundschaften geknüpft hat.“
Renate Steinhagen fehlt das Verständnis für Abschiebungen an Orte, an denen die Menschen nicht sicher sind – und denkt dabei noch mal an die alte Heimat zurück: „Bayern ist besonders rigoros in der Beziehung. Berlin ist nicht so hart.“