Stammzellenspender Himmelkroner Feuerwehr als Lebensretter

Von Christina Holzinger
Corinna Bauer, Dominik Bär, Michael Böhner, Stefanie Pochanke, Michael Pochanke, Sebastian Laschka und Alexander Hofmann (von links) von der Himmelkroner Feuerwehr haben sich neu als Knochenmarkspender registrieren lassen. Foto: elo         Foto: Peter Gisder

HIMMELKRON. Bereits seit einigen Monaten gibt es in den sozialen Medien einen Wettbewerb zwischen verschiedenen Rettungsorganisationen. Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) hat Feuerwehren dazu aufgerufen, ihre Mitglieder als Spender registrieren zu lassen. Jede Wehr, die dem Aufruf folgt, kann drei andere Feuerwehren nominieren, die dann ebenfalls fünf Mitglieder finden sollen, die sich registrieren lassen. Die Nominierten haben zwei Möglichkeiten: Entweder sie spenden Geld an die Organisation oder finden Mitglieder, die bereit sind, Knochenmarkspender zu werden.

 
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Die Nominierung: Vor einiger Zeit hat die Feuerwehr Lanzendorf die Himmelkroner Kameraden über Facebook nominiert. Doch anfangs hatte die Himmelkroner Wehr Schwierigkeiten, dem Aufruf zu folgen. Denn die meisten der 56 Mitglieder standen bereits in der Spenderkartei, doch Corinna Bauer, Dominik Bär, Michael Böhner, Stefanie Pochanke, Michael Pochanke, Kommandant Sebastian Laschka und Alexander Hofmann machten mit. „Es war gar nicht so einfach, noch Mitglieder zu finden, die sich als Spender registrieren lassen, weil die meisten schon registriert sind“, sagt Laschka.

Alle 15 Minuten erhält ein Patient die Diagnose Blutkrebs, meist ist die einzige Heilungschance eine Stammzellenspende. Doch nur ein Drittel aller Blutkrebspatienten findet einen passenden Spender innerhalb der eigenen Familie – jeder zehnte sucht vergeblich nach einer Spende. Denn für eine Spende müssen die Gewebemerkmale perfekt zusammenpassen. Dafür gibt es nationale und internationale Datenbanken, in denen Spender und Empfänger registriert werden.

Die Registrierung: Jeder im Alter von 17 bis 55 Jahren kann sich als Spender registrieren lassen. In zwei von drei Fällen fordern Spender das Typisierungsset der DKMS privat an, aber auch durch öffentliche Typisierungsaktionen entscheiden sich viele Menschen dazu, sich registrieren zu lassen. Meist genügt ein Wangenabstrich. In einem Labor wird dann das Erbgut aus der Probe herausgelöst und untersucht. Die Daten fließen anonymisiert in eine zentrale Datenbank, dort werden sie bis zum 61. Lebensjahr gespeichert. Dort kann nach einem geeigneten Spender für Blutkrebspatienten gesucht werden. Stimmt der potenzielle Spender der Entnahme zu und ist gesund, wird die Spende vorbereitet.

So funktioniert es: Die sieben Kameraden der Himmelkroner Wehr trafen sich nach der Nominierung, um gemeinsam den Wangenabstrich zu machen. „Wir haben dafür zwei Wattestäbchen bekommen, die wir zwei Minuten lang an der Wangentasche reiben mussten - währenddessen haben uns die Kameraden angefeuert und die Zeit runtergezählt“, erklärt Stefanie Pochanke. Fast eine Stunde dauerte es, bis jedes Mitglied die Registrierung abgeschlossen hatte. Immerhin mussten die Röhrchen beschriftet und ein Fragebogen ausgefüllt werden. Die Typisierungssets schickten sie zurück an das Labor. Nach einiger Zeit bekamen sie eine Mail, in der stand, dass ihre Spende erfasst wurde. Einige Wochen später kam dann mit der Post der Spenderausweis. „Von der Spende bis wir den Ausweis bekommen haben, hat es einige Zeit gedauert, aber das war uns vorher schon klar“, sagt Laschka.

Die Spende: Für die beiden Krankenschwestern Stefanie Pochanke und Corinna Bauer ist die Knochenmarkspende eine wichtige Angelegenheit. „Viele Menschen wissen zu wenig über die Spende“, sagt Bauer. Die wenigsten wüssten beispielsweise, dass in acht von zehn Fällen die Stammzellen aus dem Blut gewonnen werden können. „Da muss man nicht sofort operiert werden“, sagt die 27-Jährige.

Wie bei der Blutplasmaspende

Die Entnahme der Stammzellen aus dem Blut nennt sich periphere Stammzellenentnahme, wie die Organisation DKMS informiert. Das Verfahren verläuft ähnlich wie eine Blutplasmaspende. Der Spender bekommt vorab den Wachstumsfaktor G-CSF verabreicht. Das Blut wird während der Spende durch eine Zentrifuge in seine Einzelbestandteile zerlegt: Die roten Blutkörperchen und das Blutplasma werden zurück in den Spender gepumpt, die weißen Blutkörperchen, Stammzellen und Blutplättchen werden in einem Sammelbeutel aufgefangen. Das dauert etwa drei bis fünf Stunden an maximal zwei Tagen.

Bei zwei von zehn Spendern wird unter Vollnarkose Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen. Ähnlich wie bei einer Prellung kann diese Stelle einige Tage lang schmerzen. Der Spender bleibt dann noch für zwei Tage im Krankenhaus. Ob die Stammzellen aus dem Blut oder dem Knochenmark gewonnen werden können, entscheidet sich je nach Gesundheitszustand des Empfängers, wie die DKMS informiert.

Nach der Spende: Sobald die Stammzellen entnommen wurden, bringt ein Kurier die Spende in einer speziell gekühlten Box innerhalb von 72 Stunden zum Patienten. Etwa drei von vier Spenden werden von ausländischen Transplantationszentren angefordert. Die Stammzellen werden dann wie bei einer Bluttransfusion transplantiert. Sie nisten sich in den Knochenhohlräumen des Patienten ein und beginnen dort, neue und gesunde Blutzellen zu bilden.

In vielen Fällen erfährt der Spender drei Monate nach dem Eingriff, wie es dem Patienten geht. Zwei Jahre nach der Spende vermittelt die Organisation DKMS den Kontakt zwischen Spender und Patienten.

Ziel des Wettbewerbs: Mit der Teilnahme an dem Wettbewerb der DKMS will die Feuerwehr Himmelkron auf die Knochenmarkspende aufmerksam machen. „Ich habe vorher zwar schon irgendwann mal von der Stammzellenspende gehört, aber so genau wusste ich darüber nicht Bescheid“, sagt Laschka. Erst mit dem Wettbewerb habe er sich genauer mit dem Thema auseinander gesetzt. „In Rettungsorganisationen ist ein großer Zusammenhalt, da schließt man sich schneller Kameraden an, die sich registrieren lassen, auch wenn man es als Einzelperson vielleicht nicht tun würde.“

Nominiert haben die Mitglieder die Feuerwehren Goldkronach, Gössenreuth und Mehlmeisel, die nun selbst mindestens fünf Mitglieder finden sollen, die sich als Spender registrieren lassen. Oder sie spenden pro Person 35 Euro - diese Kosten fallen für die DKMS nämlich pro Registrierung an.


Was ist eine Stammzellenspende?

Unter einer Stammzellenspende versteht man die Übertragung von Stammzellen von einem Spender an einen Empfänger. Die blutbildenden Stammzellen befinden sich im Knochenmark, wo sie für die Bildung verschiedener Blutzellen verantwortlich sind. Bei schwerwiegenden Erkrankungen des Blutes – wie etwa bei Blutkrebs – stellt laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die Stammzellentransplantation eine aussichtsreiche Therapie dar.

Mit dem Begriff Blutkrebs werden bösartige Erkrankungen des Knochenmarks und des blutbildenden Systems bezeichnet. Darunter fällt beispielsweise Leukämie. Bei diesen Erkrankungen wird die Blutbildung durch die unkontrollierte Vermehrung von entarteten weißen Blutzellen gestört. Das Blut kann wegen dieser Krebszellen keine Infektionen bekämpfen, Sauerstoff transportieren oder Blutungen stoppen.

Bei der Spende werden die Stammzellen entweder direkt aus der Blutbahn oder dem Knochenmark gewonnen. Auch aus Nabelschnurblut können Stammzellen gewonnen werden. Doch laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat das derzeit in der Praxis noch einen geringen Stellenwert.

Damit die Stammzellenspende erfolgreich transplantiert werden kann, müssen verschiedene Gewebemerkmale von Spender und Empfänger übereinstimmen. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist die Erfolgswahrscheinlichkeit bei Geschwistern am höchsten.

In vielen Fällen sind die Patienten jedoch auf eine Spende außerhalb ihrer Verwandtschaft angewiesen, da nur ein Drittel aller Patienten einen Spender innerhalb ihrer Familie findet. Für solche Fälle werden internationale und nationale Spenderdatenbanken geführt.

Registrieren lassen kann sich jeder Bundesbürger im Alter von 18 bis 55 Jahren. Wer erwägt, Spender zu werden, kann sich bei den Spenderdatenbanken informieren und ein Typisierungsset bestellen. Alternativ finden sogenannte Typisierungsaktionen statt. Dort können Interessierte sich über die Spende informieren und den Wangenabstrich vornehmen lassen.

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