Stadtrat spricht sich für Best-Sammlung aus – Forschung über „entartete Kunst“ Ja zur Stiftung

Von Michael Weiser

Noch vergessen, demnächst zu entdecken: Das Schaffen Georg Jakob Bests wird künftig das Kunstmuseum präsentieren können. Best gehörte zu der Generation der Maler, denen Krieg und NS-Regime den Durchbruch verwehrten. Der Stadtrat entschied nun, der Satzung zur „Georg Jakob Best-Kunststiftung Viola Schweinfurter“ zuzustimmen.

 
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Die Stiftung, um die es in den vergangenen Tagen ging: Sie wäre wohl ohnehin gegründet worden. Denn eine Stiftung ist zunächst einmal Privatangelegenheit. In diesem Falle: Die Angelegenheit der Künstlertochter Viola Schweinfurter.

Dass die Stadt mit dieser Stiftung zusammenarbeiten wird, dass sie der Satzung dieser Stiftung zustimmt - das ist seit Mittwochabend klar. Der Stadtrat folgte mehrheitlich der Empfehlung des Kulturausschusses, der sich zu Gunsten der „Georg-Jakob-Best-Kunststiftung Viola Schweinfurter“ ausgesprochen hatte. Zu groß sei die Chance, die mit dieser Stiftung verbunden sei, hatte Marina von Assel argumentiert, die Chefin des Kunstmuseums: Gemälde, Grafiken, Aufzeichnungen, Entwürfe, Fotos eines 2003 verstorbenen Künstlers, Georg Jakob Best.

Weitgehend vergessen sind diese Werke zwar, aber einigen Fachleuten eben doch ein Begriff. Unter anderem deswegen, weil er bei Paul Klee gelernt hatte, ein gutes Jahr lang, bis die Nazis Klee von der Akademie in Düsseldorf jagten. Die meisten Mitglieder des Ausschusses waren von Assel gefolgt, Dieter Schweingel (FDP) und Stefan Specht (CSU) hatten sogar eindrücklich dafür plädiert, allein: Die Grünen äußerten Skepsis.

So auch gestern. Und die Gründe, die Stefan Schlags anführte, haben hauptsächtlich mit der Stiftungssatzung zu tun. Die Stadt soll das Erbe Bests aufbewahren, es pflegen, aufbereiten und präsentieren, zum Beispiel in Ausstellungen. Das Stiftungskapital von 25000 Euro hält er dafür nicht für ausreichend, außerdem kneble die Satzung die Stadt. „Eine kritische Auseinandersetzung ist so nicht möglich“, sagte Schlags gestern.

Es gebe Widersprüche, die das Bild trübten, sagte Schlags noch. Er dürfte damit gemeint haben, dass eine Ausstellung von Bildern Bests vor einigen Jahren ausgerechnet mit Zitaten des bedeutenden Kunsthistorikers Richard Hamann-Mac Lean beworben wurde, der sich wegen seiner Mitarbeit in der SS-Organisation „Ahnenerbe“ und der Mitgliedschaft in diversen Nazi-Organisationen angreifbar gemacht hatte.

Genau damit aber liefert Schlags einen Grund, dass Best nicht nur wegen seinen vermuteten Parallelen zu Caspar Walter Rauh interessant ist: Best gehörte zu den „Entarteten“, 1937 beschlagnahmten die Nazis zum Beispiel sein Bild „Mädchen auf der Brücke“ aus dem hoch angesehenen Frankfurter Städelmuseum. Dass ihn später jemand rezensieren sollte, der beim Regime mitgemischt hatte - derlei Verwerfungen und Widersprüche gehören zum komplizierten Kunstbetrieb. Wer sich mit Best beschäftigt, erfährt möglicherweise nicht nur etwas über den Künstler und seinen Lehrer Paul Klee, sondern auch über Verstrickung, über Nachkriegskarrieren, über Rehabilitation und das Vergessenwerden. Das sagt auch Schlags: Die Beschäftigung mit dem Künstler an sich könne lohnend sein.

Demnächst wird man mehr wissen. Für den Herbst plant zum Beispiel das GEO-Zentrum in Windischeschenbach eine Ausstellung mit Werken Bests und dreier weiterer Klee-Schüler.