Spielbetrieb in Gefahr: Schiris gesucht!

Von Herbert Steininger
Auch für ihn wird Nachwuchs gesucht: Wolfgang Stark beendet nach dieser
Saison seine 20-jährige Karriere als Bundesliga-Schiedsrichter. Foto: dpa Foto: red

Der Schiedsrichter-Obmann des Kreises Bayreuth ist ratlos. „Ich weiß nicht mehr, was wir sonst noch alles machen sollen“, sagt Alexander Maisel. Der Grund für seine Verzweiflung: Immer weniger interessieren sich für die schwarze Zunft, der geregelte Spielbetrieb vor allem in den unteren Ligen ist auf Dauer gefährdet. An Ostern beispielsweise musste schon jedes dritte Spiel ohne einen geprüften Unparteiischen stattfinden.

 
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„Man stelle sich einmal vor, in irgendeiner A-Klasse steht ein heißes Lokalderby an, für das kein ,echter’ Unparteiischer eingeteilt werden konnte. Bei einer strittigen Szene kommt es zu Tumulten, einer Massenkeilerei und einem Polizeieinsatz. Und das alles, weil der Schiedsrichter gefehlt hat“, malt der Mistelgauer ein Szenario, das nicht einmal so abwegig erscheint.

Noch ist es allerdings nicht soweit. „Noch“, betont Maisel, „können wir die Spiele besetzen. Aber das ist nur den Schiedsrichtern zu verdanken, die an einem Wochenende bis zu drei Partien leiten“. Doch sind das alles erfahrene Unparteiische, die der Schiedsrichter-Vereinigung Bayreuth seit Jahren die Stange halten. „Und irgendwann hören die ja auch einmal auf“, sagt Maisel, der sich ernsthaft Sorgen um die Zukunft seiner Schiedsrichtergruppe macht.

Zwar gebe es einige Talente an der Pfeife, doch die sind nach Maisels Ansicht zu wenig, um dem Schwund nachhaltig entgegen zu wirken. Ein Stück weit nimmt der Obmann auch die Vereine in die Pflicht: „Viele von ihnen, genau gesagt 35 Prozent im Kreis Bayreuth, stellen seit Jahren keinen aktiven Schiedsrichter, erwarten aber dennoch, dass ihre Spiele Woche für Woche von geprüften Schiedsrichtern geleitet werden.“

Wenig Interesse bei den Vereinen

Das Desinteresse ist auffallend: „Nur drei von 60 Vereinen sind der Einladung unseres Kreisvorsitzenden Manfred Neumeister zum runden Tisch mit dem Thema ,Wie gewinnen wir Schiedsrichter’ gefolgt. Dabei ging das Anschreiben an alle Vereine“, lässt Maisel wissen. Und die Bayreuther Schiris ließen auch sonst nichts unversucht, machten auf ihre Situation mit Flyern, über Facebook, Kleinanzeigen auf Ebay, auf Arbeitstagungen und Werbung in der Öffentlichkeit aufmerksam. „Nichts kam heraus“, sagt der 56-Jährige, „wenn sich an der Einstellung der Vereine nicht grundlegend etwas ändert, sehe ich um den Spielbetrieb schwarz.“

Die Vereine zahlen lieber ihre zuweilen deftigen Strafen, anstatt sich um den Schiedsrichter-Nachwuchs zu bemühen. Maisel geht diese Verbandsmaßnahme nicht weit genug. „Vielleicht sollte man auch einmal über Punktabzüge für die in Sachen Unparteiischen säumigen Vereine nachdenken. Das könnte vielleicht Abhilfe schaffen.“ Jeder Verein ist verpflichtet, pro aufstiegsberechtigter Mannschaft mindestens einen Schiedsrichter zu stellen.

Und der Schiedsrichterausweis, den man nach erfolgreich bestandener Prüfung ausgehändigt bekommt, bringt eine Menge an Vorteilen mit sich: Freier Eintritt zu allen Fußballspielen einschließlich der Bundesliga, es winken Aufwandsentschädigungen und Fahrtspesen. Um Schiedsrichter zu werden, muss man mindestens 14 Jahre alt sein, „wobei Ausnahmen möglich sind“, führt Maisel an. Die Mitgliedschaft in einem Verein des Bayerischen Fußballverbandes ist ebenso Voraussetzung wie die Bereitschaft, jährlich mindestens 20 Spiele zu leiten und fünf Weiterbildungsveranstaltungen zu besuchen.

Info: Am Donnerstag, 4. Mai, startet im Sportheim des TSV St. Johannis ein Schiedsrichter-Neulingslehrgang, der fünf Tage umfasst. Beginn ist um 18 Uhr. Die Prüfung ist am 14. Mai. Obmann Alexander Maisel macht darauf aufmerksam, dass nur zwei Teilnahmen daran Pflicht sind: „Es gibt auch die Möglichkeit, online die Theorie zu erlernen.“

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