Für besonders notwendig hielt Jahreis Kommunikationspläne, die ohne Telefon und Handy funktionierten. Er stellte ein Notfall-Bürgerinformationssystem vor, dessen Kosten für Nutzer im unteren zweistelligen Bereich liegen. Der Referent gab aber auch Tipps zum Einspeisen von Notstromaggregaten. Zudem ging er auf die Wärme- und Notstromversorgung der Bürger ein.
Notfallpläne auf Kreisebene
Dabei betont Jahreis immer wieder, dass es natürlich auch auf Kreisebene gute Notfallpläne gebe und diese mit den Hilfs- und Rettungsdiensten auch gut umsetzbar seien. Doch in einem solchen Groß-Katastrophen-Szenario verschöben sich die Prioritäten schnell. „Es wird länger dauern als gewünscht, Hilfe von außen zu bekommen.“ Einzelne Bürger, die für ein- bis zwei Wochen selbst vorsorgten, würden sich und den Katastrophenschützern helfen. „Hilfe kommt, aber eben nicht immer sofort“, stellte Jahreis klar.
Im Beispielszenario zeigte sich schnell, wo Defizite, aber auch positive Maßnahmen vorhanden sind. So ist das Weißenstädter Pflegeheim erstaunlich gut aufgestellt. Das gKU könnte die Wasserversorgung und auch die Entsorgung im Ort und den meisten umliegenden Dörfern schnell sicherstellen, ebenso die Nahwärme.
Supermarkt müsste schließen
Anders sehe es bei weiteren örtlichen Versorgern aus, erklärte Jahreis. Edeka müsste umgehend schließen, da ohne Strom kein Verkauf mehr möglich ist, und die Tankstelle könnte keinen Treibstoff mehr zu Verfügung stellen. Die meisten Zuhörer bei dem Vortrag gaben ebenfalls zu, nicht gut genug vorbereitet zu sein.
Auch Bürgermeister Frank Dreyer musste gestehen, sich über Anlaufstellen für Bürger, Einspeisepunkte, Kommunikationspläne und Ausgabestellen für Bedarfsgüter bisher wenig Gedanken gemacht zu haben. Jahreis machte dem Stadtoberhaupt keinen Vorwurf: In ganz Deutschland habe man sich bisher kaum mit solchen Themen beschäftigt. Vor allem nach dem kalten Krieg wog man sich in vermeintlicher Sicherheit. Katastrophen wie im Ahrtal und die neue politische Weltlage änderten dies allerdings. „Wir werden die wirklich durchdachten Anregungen aufgreifen und bei einigen Punkten zeitnah reagieren“, versprach der Weißenstädter Bürgermeister und bedankte sich für die Denkanstöße.
Punktgenau nachbessern
Trotz der strikten Regierungsvorgaben zur Sicherung der kritischen Infrastruktur will auch Stefan Webhofer punktgenau für die örtlichen Gegebenheiten nachbessern. „Das kann im Ernstfall hilfreich sein“, betont der gKU Vorsitzende.
„Wenn alle Stellen ein wenig mehr planen und vorher miteinander sprechen, dann habe ich mein Ziel schon erreicht“, schloss Jahreis. „Das fängt beim Bürger an und hört bei den leitenden Stellen auf. Nur zusammen bewältigen wir Herausforderungen, ob groß oder klein. Und wenn nix passiert, umso besser.“ red
Referent bietet Hilfe an