Hätte die Tat verhindert werden können? Das verneinen sowohl Dolores Longares-Bäumler als auch Oliver Hempfling: "Sie können in einem Rechtsstaat die Persönlichkeitsrechte nur auf gesetzlicher Grundlage einschränken", sagt Hempfling. Das bedeutet: "Wir können als Behörde über eine Einweisung nicht entscheiden, das kann nur ein Arzt oder Richter." Oder wie Longares-Bäumler sagt: "Das Kind muss erst in den Brunnen gefallen sein." Die Polizei will zu dem, was sie wusste oder nicht, aus ermittlungstechnischen Gründen derzeit keine Angaben machen, sagt Jürgen Stadter, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken.
Einen Betreuer hatte der Mann zuletzt nicht mehr, sagt Bettina Wurzel von der Betreuungsstelle der Stadt. Zu den Gründen sagt sie nur so viel, weil das Betreuungsgericht Herr des Verfahrens ist: "Es ist schwierig, gegen den Willen des Betroffenen eine rechtliche Betreuung durchzusetzen." Und: "Es gibt Fälle, in denen Betreuer nicht die richtige Hilfe sind." Der Mann ist ihr bekannt. Es habe "viele, viele Versuche" gegeben, ihm zu helfen.
Die Nachbarn hatten Angst vor ihm
Seine Nachbarn in der Asylbewerberunterkunft sind froh, dass er weg ist. "Wir haben Angst gehabt, die Kinder haben Angst gehabt vor ihm", sagt ein junger Mann. Er teilte sich mit ihm einen Vorraum. Von dort führen mehrere Türen in Zimmer, eine in die gemeinsame Toilette. Acht Personen benutzen sie, alle liefen sie dafür vor der Tür des Tatverdächtigen vorbei, die direkt daneben liegt.
In dem kleinen Vorraum stehen Fahrräder, Schuhregale, ein Kühlschrank. An dessen Tür sind rotbraune Spritzer, ebenso an der Wand neben dem Türrahmen des Nachbarn. Hier sei der Mann auf den anderen mit der Axt losgegangen, sagt er. Er habe das Blut aufgewischt. Er hat Angst, dass der Mann zurückkommt. Der sitzt seit Sonntag in Untersuchungshaft. Sein 34-jähriges Opfer soll am heutigen Mittwoch wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Ein Bitte hat der Nachbar noch: "Schreiben Sie nicht, dass alle Asylbewerber so sind."
DAS SAGT "BUNT STATT BRAUN": „In den Unterkünften an der Wilhelm-Busch-Straße liegt Spannung in der Luft“, sagt Anna Westermann, Vorsitzende der Bayreuther Flüchtlingsinitiative „Bunt statt braun“. „Es fehlt am Fachpersonal“. An den Wochenenden seien die ehrenamtlichen Betreuer völlig auf sich allein gestellt. Der Vorfall vom vergangenen Sonntag habe gezeigt. Die Regierung von Oberfranken, als Betreiberin der Unterkunft, müsse handeln. Professionelle und geschulte Betreuer müssten auch an den Wochenende vor Ort sein. Zumindest aber müsse die Regierung eine Rufbereitschaft einsetzen.